Johannisberg, Februar 2017
Fasching sollte ja angeblich die Bösen Geister des Winters vertreiben aber ich persönlich bekam dadurch keine Motivation für das Jahr. Um ehrlich zu sein hatte ich wirklich kein Lust auf darauf, zu viele Menschen, zu viel Gedränge und vor allem zu viel schlechter Alkohol. Das Kostüm hatte ich mir von meinem Bruder geliehen und so lief ich in einem schlumpfblauen Arztkittel und einem Mundschutz den ganzen Weg vom Bahnhof bis zum Beginn des Fastnachtsumzuges.Die meisten aus meinem Jahrgang waren schon dort und beachteten mich nicht groß. Natürlich wunderte mich das nicht, ich hatte schließlich mit keinem von ihnen wirklich viel zu tun, war ich auch nur Niklas und meinen Eltern zu liebe hier. Meine Mutter war der Meinung, ich müsste mehr unter Leute, hätte zu wenig soziale Kontakte. Aus dem Augenwinkel konnte ich in der Menge auch das blonde Mädchen erkennen. Mal wieder ziemlich gut dabei, was den Alkohol betraf. Das flauschige Einhornkostüm und ihre rosaroten Wangen ließen sie regelrecht süß aussehen, jedoch würde ich diesen Gedanke nie aussprechen, ich wollte ihn ja noch nicht einmal denken.
Während des Umzugs verlor ich die anderen aus den Augen. Dafür landete ich in einer Gruppe hochgradig alkoholisierter Mädchen von denen eine mich ziemlich aggressiv antanzte. Mir war das unangenehm und so schob ich sie vorsichtig weg und zwängte mich durch die Menge. Ich verstand nicht, wie man durch Alkohol so die Kontrolle verlieren konnte, dass man sich einfach an fremde Leute ranmachte. Als ich Niklas endlich fand, hatte dieser seine Zunge gerade im Mund seiner Freundin. Na super. Den konnte ich also auch vergessen.
Ich wünschte mir, ich wäre gar nicht hier hin gekommen. Ich versuchte trotz allem bei Laune zu bleiben und schloß mich ein paar Jungs aus meiner Stufe an, die betrunken hinter dem Partywagen hertanzten. Am Ende des Umzuges wurde ich auch noch zu einem Gruppenfoto gezwungen, für das ich mir ein Lächeln abring. Im Endeffekt war es jedoch eh egal, wie ich darauf aussah, 90% der Menschen auf dem Bild waren so betrunken, dass ich mir sicher war, irgendjemand würde schon den Fokus auf sich lenken.
Ich sollte mit meiner Vermutung Recht behalten, Lacher des heutigen Tages war ein ziemlich betrunkener blonder Junge, der uns allen stolz erzählte, seine Mutter würde alles waschen, alles, alles, alles. Das klang im Moment zwar lustig aber ich verstand beim besten Willen nicht, warum das auf dem einstündigen Rückweg zum Bahnhof noch mindestens zwanzig mal wiederholt wurde.
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Please don't say you love me
RomanceWas würdest du tun, wenn du wüsstest, dass sie dich mag, mehr als mag, aber du dir deiner Gefühle nicht sicher bist. Vielleicht sogar nicht das selbe für sie empfindest und sie am Ende verletzen wirst?