Lost Souls

Vergangene Narben

P.v. Marthe

„Nun gut, dann beginnen wir mal mit unserer 10. Sitzung. Eine Art Jubiläum, findest du nicht?"

„Nein", mein Blick sank zu Boden, „das ist kein Jubiläum wert!"

„Nun gut", der Mann im weißen Kittel griff nach dem Klemmbrett und fixierte mich voll und ganz mit seinen kalten blauen Augen.

Ich konnte spüren, wie eine gewisse Unsicherheit mich beschlich aber ich konnte ich diesem Mann vertrauen. Es tat mir gut, ich wusste es!

„Der erste Punkt auf der heutigen Liste ist die alltägliche Fragerunde.
Wie geht es dir heute Lisa?"

Er sprach mich mit dem Namen an, den meine alte Familie benutzt hatte. Zugegeben, Lisa klang besser als Lisax aber wenn man einen Bruder namens Isa hatte war die Verwechselungsgefahr einfach zu groß.

„Mir geht's gut danke! Ihnen?"
...
„Ja!

„Nun gut", er machte sich eine erste Notiz. „Woran denkst du beim Wort "Freiheit" als erstes?"

„An den Himmel", antwortete ich kühl.

„Warum?", fragte mein Arzt neugierig.

„Sie haben nach dem ersten Gedanken gefragt, ich habe geantwortet."

„Aber warum hast du diese Antwort gewählt Lisa?"

„Ich weiß es nicht. War nur so ein Gefühl. Außerdem verbindet man damit doch auch irgendwie die Kraft zu fliegen, also mit "Himmel" und "Freiheit" und so", presste ich zwischen meinen Zähnen hervor.

„In Ordnung Lisa, dann sag mir bitte noch was dir zum Wort "Familie" einfällt."

„Das...das ist eine Gemeinschaft in der man zusammen lebt, sich gegenseitig hilft und alle sich lieb haben?"

Mein Therapeut konnte sein Lachen nicht unterdrücken. „Oberflächlich betrachtet stimmt das schon, ja."

Er machte sich weitere Notizen auf seinem Klemmbrett.
„Ich weiß das wir diese Frage bereits in unserer ersten Stunde hatten aber erzähl mir bitte noch einmal vom Tod deiner Eltern."

„Also wir sind gerannt...und dann haben sie auf uns geschossen..."

Langsam, ganz langsam fand eine Träne ihren Weg meine Wange herunter. Ich konnte plötzlich nich mehr sprechen. Ein dicker Kloß saß in meinem Hals fest.

„Ich will nicht weiter darüber reden, bitte! Ich bin gerade dabei gewesen es zu verdrängen."

„Gut, belassen wir es dabei. Ich kenne diese Geschichte ohnehin zu genüge."

Ich wischte mir schnell die Tränen wieder aus dem Gesicht. „Danke!"

„Unser letzter Punkt für heute sind deine Mittbewohnerinnen. Über Shiva und Lyria haben wir in der letzten Stunde ja bereits geredet. Allerdings habt ihr ja jetzt eine neue Untermieterin. Was hältst du von Clair?"

„Sie wirkte sehr verletzt.", begann ich. „Als sie vorhin nach Hause kam, hatte sie eine tiefe Schnittwunde am Hals. Ich glaube sie wird verfolgt von irgendwem, oder etwas."

„Woran denkst du? Du hast doch sicher eine Vermutung?"

„Nein, leider nicht. Ich hatte gehofft das Sie mir einen Anhaltspunkt geben können. Es könnte alles mögliche sein, Clair hat in ihrer Vergangenheit viele zwielichtige Typen betrogen und sich ebenfalls mit allerhand gefährlichen Untergrundbanden angelegt. Soweit ich weiß hatte sie sogar 3 davon komplett ausgelöscht."