Kapitel 15

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"Hören Sie mich, Soldat?" Ich schrecke aus meinen Gedanken hoch und schaue mein Gegenüber an. "Verzeihung, Sir." Agent Warren seufzt und schaut mich fragend an. "Wo sind Sie mit Ihren Gedanken?"-"I-ich-", bevor ich mir eine geeignete Ausrede ausdenken kann, redet er weiter. "Ich will Ihnen etwas zeigen, folgen Sie mir." Schließlich steht er an der Tür und schaut erwartungsvoll zu mir. Als ich bemerke, dass ich immer noch an meinem Platz sitze, erhebe ich mich und folge ihm. Wir fahren mit dem Fahrstuhl in das Untergeschoss. Als wir hinausgehen, betreten wir einen schmalen Gang.

Wachen sind überall positioniert, doch Agent Warren befiehlt ihnen, zu verschwinden. Schließlich sind wir allein und gehen den Gang entlang. Wir gehen weiter und weiter, bis ich mit meinem Fuß gegen etwas stoße. Als ich vor mich schaue, entdecke ich ein Telefon. Es muss das von Zsófia sein, welches sie verloren hat. Ich hebe es auf und betrachte es für einen Moment. Niemand scheint es bemerkt zu haben. "Kommen Sie?" Die plötzliche Frage lässt mich aufschrecken. "Ja, natürlich." Heimlich lasse ich das Telefon in meine Tasche gleiten und folge ihm dann. Am Ende des Ganges liegt eine schmale Tür, kaum merklich, doch sie scheint unser Ziel zu sein.

In der Tür ist eine Art Fenster mit Gitterstäben. Als ich hindurch schaue, sehe ich Zsófia auf einem Stuhl, gefesselt. Sie blickt hoch, als sie unsere Schritte hört und sie sieht mich von drinnen an wie ein gefährliches Raubtier in einem Zoo. Dabei stellen die Menschen außerhalb dieser Käfige oftmals die größere Gefahr dar. Für einen Moment spielen meine Hände mit dem kleinen Gerät in der Tasche meines Anzuges, doch ich ziehe sie schnell wieder heraus, als Warrens Stimme erklingt. "Wundervoll, nicht wahr?" Er deutet mit einem Nicken auf das, was vor uns liegt. Sofort verblassen meine Gedanken wieder und ich richte meine volle Aufmerksamkeit auf den Raum vor mir.

Wundervoll? In diesem Moment ist mir unklar, ob er die Proteste von Zsófia oder die Bedingungen meint, unter denen er sie hier festhält. Tranceartig nicke ich, doch am liebsten würde ich ihn anschreien, was an diesem Anblick wundervoll sei. Mein Herz setzt einen Schlag aus, als ich seinen starren Blick auf mir bemerke. Habe ich laut gedacht? Doch als er seinen Blick von mir abwendet und mit stolz geschwellter Brust die Tür aufschließt, verschwinden meine Zweifel. Mein vorheriger Zwischenfall von Menschlichkeit verwandelt sich blitzschnell in eine animalistische abartige Mordlust, die in mir aufflackert.

Doch ich kann sie nicht unterdrücken.

Ich stehe regungslos da und werde erst wieder aufmerksam, als ich von Agent Warren dazu aufgefordert werde, die Zelle zu betreten. Ich bin vorsichtig, als ich mich der Gefangenen nähere, doch Warren stolziert um sie herum und betrachtet sie wie ein eingesperrtes Tier, wie seinen Fang. "Zsófia, bitte sei mir nicht böse, wenn ich sie jetzt auf dich abrichte", sagt er und sie schnauft verächtlich. "Fire Assassin." Bei seinen Worte schlägt mir das Herz bis zum Hals, mein Blut kocht geradezu. Wie automatisiert schaue ich ihn an und warte auf einen Befehl.  "Siehst du, wie ich sie unter meiner Macht habe? Wenn ich ihr sage, dass sie sich vom Dach stürzen soll, dann tut sie das auch."

Ich nehme seine Worte nur unterbewusst wahr, mein Blick ist starr in die Ferne gerichtet. "Sie widerlicher Tyrann! Lassen Sie Ihre Finger von Ihr!"-"Warum sollte ich? Es macht so Spaß! Es ist, als würde ich die Fernbedienung für eine Bombe haben, die jeden Moment hochgehen könnte." Sein Unterton klingt amüsiert, beinahe gehässig. "Sie und ich wissen beide, wie gefährlich sie ist. Sie ist eine tickende Zeitbombe und wenn sie hochgeht, reißt sie alles mit sich. Keiner von uns kann sie kontrollieren!"

"Oh, ich weiß. Gerade deswegen macht es ja so viel Spaß. Ich mag gefährliches Spielzeug."-"Sie ist kein Spielzeug! Sie ist ein Mensch!" Lachend nähert Warren sich Zsófia. Er flüstert ihr etwas ins Ohr, was ich nicht verstehe, doch nach diesem Satz windet sie sich in ihrem Sitz, viel mehr als vorher, ihre Wut explodiert nahezu. "Kommen Sie, ich denke, wir haben sie genug geärgert." Agent Warren will den Raum verlassen. "Warten Sie. Darf ich?", frage ich und er entgegnet ein Nicken. Mit einem Lächeln auf den Lippen gehe ich auf Zsófia zu und umrunde sie. "Es war dumm, hierher zu kommen", murmele ich kaum hörbar.

Meine Hand fährt an der hölzernen Lehne des Stuhls entlang und liegt schließlich auf ihrer Wange. Mit einer langsamen Bewegung hole ich aus und meine Hand trifft auf ihre Wange. Das Knallen schallt durch den Raum und auch wenn ich sein Gesicht nicht sehe, weiß ich, dass Agent Warren in diesem Moment zufrieden lächelt. Ich drehe mich um und sehe, wie er den Raum verlässt. Erneut findet meine Faust den Weg in ihr Gesicht. Das ganze passiert noch zwei Mal und Zsófia zischt bei jedem Schlag, doch dann höre ich auf.

"Mach weiter", flüstere ich. "Was?", fragt sie verwirrt, doch ich vernehme auch Wut in ihrer Stimme. "Tu so, als würde ich dich schlagen, dich treten, was auch immer. Schrei oder so." Sie sieht mich verwirrt an. Erneut schlage ich sie und sie schreit, teils erschrocken, teils vor Schmerz. "Geht doch, und jetzt mach weiter." Sie fragt nicht weiter und ihrem Mund entweicht erneut ein Schrei. "So gut?", fragt sie. "Ich hab noch nie was schöneres gehört", antworte ich sarkastisch. Als mir einfällt, was ich hier eigentlich gerade tue, gefriere ich für einen Moment. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, als ich ein Messer aus meinem Gürtel hole und es ihr in ihre gefesselte Hand lege.

Ich greife in meine Tasche und lege ihr das Handy in die andere Hand, bevor ich den Raum verlasse. Sie sitzt nur verdutzt da und schaut mir hinterher, während ich die Zelle verlasse und mit stolzem Blick Warren gegenübertrete. Er klopft mir anerkennend auf die Schulter. "Gut gemacht, Soldat." Mein Lächeln fällt als seine kalte Hand meine Haut berührt und ich sehe ihn ausdruckslos an. "Sie haben den Rest des Tages frei. Ruhen Sie sich aus, morgen steht uns Großes bevor."

Ich nicke gehorsam und trete mit ihm in den Fahrstuhl in der Lobby ein, bevor ich auf mein Zimmer gehe. An diesem Abend sind meine Lider schwer, doch ich kriege kein Auge zu, irgendwas hält mich wach. Irgendwas fehlt mir. Ich müsste eigentlich wissen, wie ich hierher gelangt bin, doch diese Information fehlt in meiner Erinnerung ebenso wie diese, wo ich davor war und wieso ich dort weggegangen bin. Und dann ist da Zsófia. Ich kenne ihren Namen, auch ihr Gesicht kommt mir bekannt vor, ich will ihr helfen, denn ich weiß, dass ich sie kenne, es muss einfach so sein, und auch wenn ich das Bedürfnis habe, all das zu wissen, ist es nicht viel mehr als ein unerfüllbarer Wunsch.

Es kam schon seit Ewigkeiten kein Kapitel mehr, sorry. 🤐 Bin bloß zurzeit hammer unkreativ und hab auch Schulstress. Bin deshalb auch nicht allzu zufrieden mit diesem Kapitel, aber hoffe es ist trotzdem okay.

Fiery Challenge - Captain America Fanfiction *pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt