Kapitel 19

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Mitten in der Nacht werde ich von einem lauten Klopfen geweckt. Mit einem Murren erhebe ich mich aus meinem Bett und schlurfe durch das Wohnzimmer um schließlich widerwillig die Tür zu öffnen. „Steve? Was machst du hier?", frage ich verschlafen und reibe mir durch die Augen. „Hier. Zieh das an", fordert er mich auf und drückt mir ein Top und eine kurze Hose in die Hand. „Was? Wieso? Weißt du eigentlich, wie spät es ist?", erwidere ich mit einem leicht wütenden Unterton, doch erhalte von ihm keine Antwort. Schließlich gebe ich nach und ziehe mir die Klamotten inklusive einem Sport BH über.

Steve- ganz der Gentleman, der er ist, dreht sich um, als ich mich umziehe.

„Nur damit das klar ist- ich habe die Klamotten angezogen, weil ich es wollte, nicht weil d-", beginne ich lautstark, als ich fertig umgezogen neben ihn trete. Er hält mir jedoch nach der Hälfte des Satzes die Hand vor den Mund. „Pscht!", zischt er. Ich reiße die Hand von meinem Mund. „Nimm deine beschissene Hand von meinem Mund, du Volltrottel", meckere ich und werfe ihm einen tödlichen Blick zu. „Halt einfach die Klappe, sei unauffällig und folge mir", bestimmt er und geht voran. Mit schnellem Schritt bin ich mit ihm auf einer Höhe und gehe neben ihm her.

„Seit wann bist du denn so frech, Mr. America?", frage ich ihn. „Captain", korrigiert er mich. „Ohh ja, Captain, tut mir sehr leid! Ich nenn dich wie ich will, scheiß Arschloch!", entgegne ich mit einem Schnaufen. Er sieht mich an und zieht eine Augenbraue hoch. Wir steigen in einen Aufzug. „Ich weiß, dass du das nicht so meinst", erwidert er locker. Wir steigen aus dem Fahrstuhl und gehen durch eine Tür. „Und wie ich das ernst meine. Du redest einen solchen Stuss, Rogers, ich würde dir gerade unglaublich gerne eine reinhauen!"

Wir betreten einen Raum, der nach einem Sportraum aussieht. Es hängt ein Boxsack von der Decke und der Raum ist mit Matten gepolstert. Er stellt eine Tasche ab. „Warum machst du es nicht?", fragt Steve. „Damit du nicht heulst."-„Bring mich doch zum Heulen. Ich hab gehört, du stehst da drauf." Meine Kinnlade klappt für einen Moment runter. Diese Seite von Steve Rogers ist mir neu. „So sehr wie du darauf bestehst, dass ich dich schlage, beschleicht mich das Gefühl, dass du derjenige mit dem Fetisch bist", erwidere ich mit einem Zwinkern. „Na dann. Lass es uns rausfinden." Ein Lächeln schleicht sich auf seine Lippen.

„Das ist doch-", ich breche ab, „na schön." Mit diesen Worten begebe ich mich in Kampfausgangsstellung. „Also, was darf es denn zuerst sein? Nase oder Eier?", frage ich provokant und schlage noch im selben Augenblick zu. Bevor meine Faust jedoch auch nur in die Nähe seiner Nase kommen kann, wehrt er diese ab. „Weniger schwatzen, mehr konzentrieren", entgegnet er herausfordernd. Meinen Tritt wehrt er mit den Worten „vorhersehbar" und „unkonzentriert" ab. In Rage versuche ich eine Kombination aus Schlägen zu landen, doch er hält meine Fäuste fest und scheint auch nicht vorzuhaben, die loszulassen.

Er kommt mir nahe, so nahe, dass ich seinen Atem an meiner Wange spüren kann. Mein Blick ihm gegenüber ist ein Mix aus Wut und Frustration. „Lass mich raten, letztes Mal war es einfacher?", murmelt er und schaut mir dabei genau in die Augen. „Es ist nun mal schwieriger für sich alleine zu kämpfen, als Anweisungen zu folgen", erklärt er, als wäre es das einfachste der Welt und lässt schließlich von mir ab. „Du bist eine gute Kämpferin, Victoria. Aber du nutzt es nicht. Stattdessen handelst du vorschnell und lässt deine Emotionen Einfluss auf deine Wut nehmen." Ich schüttele den Kopf. „Warum sagst du mir das?"

„Weil ich weiß, dass du es besser kannst."

„Du siehst Dinge in mir, die nicht existieren", widerspreche ich. „Nein, das tue ich nicht. Du bist ein guter Mensch, nur versuchst du es zu verstecken. Ich weiß nur noch nicht wieso."

Mit diesen Worten dreht er sich von mir weg. „Hör auf!", fordere ich ihn auf. „Womit?", entgegnet er, immer noch mit dem Rücken zu mir. „Hör auf, mich so zu behandeln. So...gutherzig." Er dreht sich zu mir um und sieht mir direkt in die Augen. Er schüttelt den Kopf. „Das kann ich nicht", erwidert Steve. Leise stelle ich ihm die Frage des „Warum?"

Anstatt mir jedoch zu antworten, schweigt er nur. „Genug für heute."-„Was?", entgegne ich verwirrt. „Wir gehen hoch", erklärt er und nimmt die Sporttasche, die er zuvor abgestellt hatte. „Nein", widerspreche ich, „ich möchte noch trainieren."-„Dann mach das", sagt er in einer ruhigen Stimme. Fast schon zu ruhig für meinen Geschmack. Er macht Anstalten, durch die Tür zu gehen. Meine nächsten Worte bereue ich sofort, nachdem ich sie ausgesprochen habe. „Mit dir." Er bleibt stehen und hält einen Moment inne. Schließlich dreht er sich zu mir und kommt auf mich zu.

„Okay, dann lass uns anfangen. Ich will, dass du versuchst, mich irgendwie außer Kraft zu setzen", meint er und geht in Kampfstellung. Ich ziehe eine Augenbraue hoch. „Wenn es sonst nichts ist." Mit einem Lachen winke ich die mir gestellte Aufgabe ab. Ich ziehe das Top über meinem Sport BH aus. Verwirrt lässt er seine Fäuste sinken und starrt mich an. „W-was machst du da?" Ich lächle. „Es ist ziemlich heiß hier, findest du nicht?" Ich sehe ihn schlucken. „Uuund außer Kraft gesetzt", stelle ich fest und stemme meine Arme in die Hüfte.

Als würde er aus einem Traum aufwachen, schüttelt Steve sich. „Würde es dir was ausmachen, dein Top wieder anzuziehen?" ich ziehe beide Augenbrauen hoch und kommentiere seine Frage mit den Worten „unkonzentriert" und „vorhersehbar." Ein Grinsen schleicht sich auf seine Lippen. „Chapeau. Aber wie wäre es, wenn wir das ganze nochmal-", in dem Moment öffnet sich die Tür und ein bekanntes Gesicht taucht auf. „Ich wusste doch, dass ich Stimmen gehört habe", kommt es von Agent Loury, „tut mir leid, ich wollte Sie nicht stören. Es muss schwer sein, in diesem Gebäude einen Platz für Zweisamkeit zu finden."

„Der Trainingsraum ist besetzt. Sie können einen der anderen nutzen", sagt Steve ruhig. „Oh, ich bin nicht hier um zu trainieren. Mr. Stark schickt mich, er möchte mit Ihnen reden, Mr. Rogers. Ich bringe Victoria zu ihrem Raum, wenn Sie das beruhigt." Er zwinkert Steve zu. „Das ist nicht nötig. Sie kommt mit", beschließt Steve. „Er möchte Sie unter vier Augen sprechen", erwidert Loury. „Na schön", entgegnet Steve mit einem Seufzer, „ich bringe sie selbst zu ihrem Zimmer."-„Natürlich", antwortet Loury mit einem Lächeln, „ich werde vor Mr. Starks Büro auf Sie warten." Steve nickt nur kurz und greift die Tasche, während er seine andere Hand auf meinem Rücken platziert um mich aus dem Raum zu leiten.

Ich drehe mich noch einmal um und schaue Loury in die Augen, welcher mir zunickt. Der Weg zu meinem Zimmer verläuft ruhig. Als wir an diesem angekommen sind, räuspert Steve sich. „Also.." Ein leichtes Grinsen schleicht sich auf meine Lippen. „Tu jetzt ja nicht so schüchtern, Rogers. Ich hab heute dein wahres Ich gesehen." Er lacht. „Verdammt, was soll ich jetzt nur tun?"-„Du hast genau 24 Stunden Zeit um eine Lösung zu finden." Er lächelt. „Dann bis morgen. Schlaf gut." Ich nicke mit einem leichten Lächeln, auch wenn ich weiß, dass ich auch in dieser Nacht kaum wieder ein Auge zudrücken werde. Als ich mich bereits umgezogen habe und mich gerade ins Bett legen will, klopft es an meiner Tür. Ich begebe mich seufzend zu dieser und öffne sie. „Was machen Sie denn hier?", frage ich verdutzt, doch bevor ich auch nur eine Antwort bekommen kann, spüre ich einen stechenden Schmerz in meinem Arm. „W-was ist das?", frage ich leise. Vor meinen Augen verschwimmt alles zu einem unscharfen Film.

Fiery Challenge - Captain America Fanfiction *pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt