♦It's beginning to look a lot like Christmas ♦

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Eleanor 

  ❉ 10. Dezember ❉

Das Flugzeug setzte zur Landung an und mein Magen drehte sich - wie immer- fast um. Dieses mulmige Gefühl bei Start und Landung würde ich wohl nie mehr los werden, auch wenn Reisen zu meinem Beruf gehörte. Das Flugzeug berührte den Erdboden und mein Magen entspannte sich wieder etwas, sobald ich festen Boden unter den Füßen hatte. An der Gepäckausgabe herrschte ein Gedränge, wie am Wühltisch. Kein Wunder, denn Weihnachten stand vor der Tür und alle wollten schnellstmöglich nach Hause.

Nur ich nicht. Ich flüchtete aus England in die USA.

Während ich auf meinen Koffer wartete, fiel mein Blick auf die ganzen Pärchen, die sich verliebt in den Armen lagen.

Zum kotzen, dachte ich, denn das Thema Beziehung war im Moment ein rotes Tuch für mich.

Es schneite, als ich endlich mit meinen Sachen nach draußen trat. Es war arschkalt, als ich mich auf den Weg zum Taxistand machte. Ich zog meinen Mantel enger um mich, als ich auf eines der, auf der ganzen Welt bekannten, gelben Autos wartete. Der  Wind pfiff unangenehm und ständig schnappte mir jemand ein Taxi vor der Nase weg. Würde das so weiter gehen, wäre ich Weihnachten nicht nur einsam, sondern auch krank.

Dieses Jahr wollte ich ein Weihnachten alleine verbringen ohne von meiner Familie oder anderen Menschen genervt zu werden. Weihnachten alleine, das schien für Außenstehende komisch, aber ich wollte es so. Auch wenn ich meine Familie liebte, ich brauchte Zeit für mich und musste mir über einiges im Klaren werden. Außerdem war ich es Leid, mir ständig von meiner Mum anhören zu müssen, dass sie ja gleich gewusst habe, dass dieser Mann nicht der richtige für mich sein konnte. „Ich hab es dir ja gleich gesagt", ihre Worte hatte ich immer noch im Ohr. Nachdem ich endlich ein Taxi ergattern konnte, fuhr es mich in ein kleines Hotel nach Downtown.

Die ganze Stadt lief fast über, vor weihnachtlichem Flair. Alles und wirklich alles war geschmückt. Selbst mein Billig-Hotel. Auf die Schnelle war nichts anderes mehr zu finden gewesen. Die guten Sachen waren schon Wochen vorher ausgebucht. Kein Wunder, New York zur Weihnachtszeit, war ein Highlight.

„Guten Tag, wie kann ich Ihnen weiterhelfen, Miss?", fragte der gutgelaunte Typ an der Rezeption. Er hatte braune Haare, ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen und erinnerte mich irgendwie an meinen Ex. „Eleanor, wir wollten doch keinen Gedanken mehr an Mr. T. verschwenden", flüsterte die kleine Stimme in meinem Ohr und ich versuchte auf sie zu hören.

„Ich hab ein Zimmer gebucht, Eleanor Calder." Ein paar Mausklicks später hielt ich meinen Zimmer Schlüssel in der Hand. Wahrscheinlich war das Hotel so Old School, dass es keine Karten gab. Mein Zimmer war nichts besonderes, ein Bett, ein TV-Gerät, ein kleines Bad und ein sagen wir, recht überschaubar großes Fenster. Auch die Aussicht, auf eine viel befahrende Straße war nicht wirklich atemberaubend, aber aushaltbar.

Wie zuhause war es nicht, aber ich würde mich daran gewöhnen. Etwas anderes blieb mir sowieso nicht übrig. Erstens wollte ich es so und zweitens war alles besser, wie in England festzuhängen, wo mich alles an meinen Ex Freund erinnerte.

Tatsächlich hatte ich gegelaubt in ihm die Liebe meines Lebens gefunden zu haben. Alles hatte ich für ihn geopfert, mein privates Leben, meine Ruhe, aber es war es mir Wert gewesen.

Manchmal waren diese Ähnlichkeiten zwischen uns schon gruselig gewesen, aber auch das schöne. Doch wie immer, hatte ich mich getäuscht. Belogen und betrogen hatte er mich, eine andere Frau geschwängert. Etwas, was mich am meisten enttäuscht hatte.

Denn oft hatte ich mir vorgestellt, mein erstes Kind mit ihm zu bekommen und dann das.

Es war zu viel gewesen, deswegen hatte ich einen Schlussstrich gezogen, doch ganz loslassen, hatte ich bis jetzt noch nicht können.

A Christmas Carol | LouisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt