♦All I want for Christmas is You ♦

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Eleanor

❉12. Dezember❉

Es war schon zum Ritual geworden jeden Tag im Central Park rum zu gammeln. Ja, gammeln trifft es wohl ziemlich genau und Ritual trifft es vielleicht eher weniger, denn es war erst der zweite Tag, aber egal.

Ich war automatisch zu dem kleinen Ententeich gegangen, wo ich mich damals mit Louis vor der Horde Fotografen versteckt hatte.  Ich machte Fotos und postete sie auf Instagram. Was man halt so machte, alleine in New York, ohne Freunde, zur Weihnachtszeit in einer Billigabsteige. Mein Leben war toll, aber ich hatte es ja so gewollt, also musste ich damit jetzt auch leben.

Ich schaute auf die Uhr, 15:40 Uhr. Zeit wieder in Richtung Hotel zu gehen.

Langsam ging ich zurück und bummelte noch ein wenig durch die Stadt. Alles war in Weihnachtlicher Stimmung. Die Schaufenster waren dekoriert mit Geschenken und Spielzeugen. In den großen Kaufhäusern erstreckten sich riesige Weihnachtsbäume in die Höhe. Eigentlich mochte ich Weihnachten, nein, ich liebte es. An einem Schaufenster mit lauter Teddybären blieb ich stehen. Ich erinnerte mich an meine Kindheit, das Warten auf den 24. Dezember, das Plätzchen backen und das fröhliche Zusammensein. Dieses Jahr war alles ein reines Chaos, obwohl ich doch eigentlich diesen Traditionen entfliehen wollte, vermisste ich sie jetzt schon.

Das Hotel erwies sich als reinste Bruchbude. Die Heizung funktionierte nicht richtig und auch das Frühstück war alles andere als ansprechend.

Ich überlegte schon alles abzublasen, um doch Weihnachten bei meiner Familie zu verbringen. Zwar hätte ich dann meine Mum wieder an der Backe, aber wenigstens ein warmes Zimmer und vernünftiges  Essen.

Am nächsten Morgen ging ich bei einem kleinen Cafe vorbei, denn schon wieder kalten Tee und schwarzen Toast konnte ich nicht ertragen. Es trieb mich wieder zu dem Teich und ich ließ mich auf der kleinen Bank nieder.

Gerade als ich genüsslich in mein Schoko- Croissant  beißen wollte, bemerkte ich jemanden hinter mir stehen.

„Eleanor", die mir nur allzu bekannte Stimme, zog sich durch meinen Körper und ich bekam eine Gänsehaut.

Ich stand auf und drehte mich um. Die blauen Augen trafen mich wie ein Blitz. „Was machst du hier?", fragte ich.

„Haben mich meine Augen vorgestern doch nicht getäuscht. Du warst in dem Restaurant",  sprach er und kratze sich am Kopf.

„Ja, und? Gehört dir das etwa oder willst du es mir verbieten?" Er schüttelte mit dem Kopf und lachte ein wenig. „Nein, will nicht."  Obwohl wir uns fast ein Jahr nicht mehr gesprochen hatte, waren wir gleich schon wieder auf Konfrontationskurs. Louis musterte mich.

„Wie hast du mich gefunden? Was machst du hier in New York?", fragte ich unkontrolliert drauf los. „Die sozialen Netzwerke merken sich alles. Du postest Bilder von hier, so hab ich dich gefunden und ich verbringe hier eine kleine Auszeit." Ich nickte einmal, denn irgendwie verstand ich nur Bahnhof.

„Was machst du hier?", fragte er zurück und machte einen Schritt auf mich zu. „Urlaub", brachte ich gepresst hervor. Louis schaute mich verwundert an.

„Hab dich gestern gesehen, wie du ins Hotel gegangen bist", Louis wich meinem Blick nicht aus. „Und? Soll ich unter der Brücke schlafen?", lachte ich verächtlich, obwohl das Hotel einer Brücke schon sehr nahe kam.

„Ich würde gerne mit dir reden", er schaute auf seine Schuhe und wippte nervös hin und her.

Darauf antwortete ich nicht, denn eigentlich wollte ich all das nicht hören, was er zu sagen hatte.

A Christmas Carol | LouisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt