Erens Morgen

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(Das ist die verbesserte Version von Erens Sichtweise. Ich habe das Kapitel länger, mit mehr Gefühlen und Informationen bestückt. Das andere Kapitel lasse ich zum Vergleichen einfach mal noch stehen. Ich finde innerhalb von einem Jahr, hat sich meine Schreibweise ziemlich verbessert. (Hoffentlich klingt das nicht eingebildet ><' ich hab aber Sehr viel und hart geübt)
Ich hoffe, gefällt es euch und ihr seht es genauso!
Ps. Die Ich-Erzählung lasse ich jedoch bestehend, da dieses erste Kapitel den ersten Eindruck hervorhebt und der wird nun mal von Eren erzählt. Viel Spaß.)

Erens Morgen

Als der nervige Wecker in mein Ohr hallt, öffne ich nur langsam meine klebrigen Augen und gähne leise. Kurz starre ich auch in die leere, an die kahle Wand meines Zimmers, gegenüber meines Bettes. Das Blinzeln fällt mir noch etwas schwer, weil sich eklige Krümel in den Augenwinkeln befinden, doch durch einmal reiben sind sie weg. Groß ist dieser Raum ja nicht, aber ich hab ein verdammt großes Fenster, für welches es natürlich keine passenden Vorhänge gibt und mir nun auch noch die Sonne genau ins Gesicht scheint. Keine Ahnung, ob meine Mutter sich nur zu wenig für mich interessiert und keine Lust hat, sich mit Mühe Vorhänge auszusuchen, oder ob es tatsächlich keine großen gibt. Egal. Murrend setz ich mich auf um meine Glieder durchzustrecken und kratze mich erstmal am Bauch. Kennt ihr das, wenn ihr nach dem Aufstehen erstmal 10 Minuten da sitzt und ins nichts starrt, wie so ein Junkie? Ja, genauso fühle ich mich fast jeden Morgen. Man selbst fühlt sich so schlapp und träge, so schwer und fett. Kurz sehe ich an mir runter und picke mir in den Bauch. Gut die Muskeln sind noch da.
Als ich mich dann doch erhebe und ins Badezimmer schlendern will, höre ich aus der Küche noch das Radio laufen und bewege mich zur Geräuschquelle um es abzustellen. Das passiert häufiger. Am Anfang dachte ich immer, dass meine Pflegeeltern noch da sind, doch mittlerweile weiß ich einfach nur, dass meine Mutter es morgens so eilig hat, dass sie es vergisst.
Schließlich gehe ich danach ins Badezimmer, schalte das Licht an und grummle. Das Licht brennt mir wie Säure in den Augen, weshalb ich sie wie ein Chinese zusammenkneife und anfange mir die Zähne zu putzen. Ein Blick in den Spiegel lässt mich etwas zurückschrecken. Nachdem aufstehen sieht man immer so verschlagen aus, als würde man Nachts heimlich von der Matratze und dem Kissen verprügelt werden. Mit ein paar tropfen Wasser im Gesicht, wird es aber etwas erträglicher und natürlich wird es trocken Gewicht. Immerhin will ich mir keinen Zug einfangen. 

Ich bin es seit Jahren gewöhnt, alleine aufzustehen, mich fertig zu machen und mir selbst das Schulbrot zu belegen. Natürlich hat dies einige Vorteile, aber auch ein paar Nachteile. Einer dieser Nachteile ist wohl, dass man sich ziemlich ungeliebt fühlt, aber na ja damit lernt man klarzukommen. Das praktische ist, dass ich mir auf mein Pausenbrot so ziemlich alles schmieren kann "Hmm ist Pizza zum Frühstück denn gesund?" frage ich mich selbst, als ich den Kühlschrank öffnete und herumstöbere. Bei einem Pizzakarton bleibe ich stehen und grinse "Ach warum nicht. Hat, wer was dagegen?" rufe ich umher und grinse "Na dann". Schon ist das Pizzastück eingepackt und in meinem Rucksack verstaut. Herrlich zu essen was man möchte, ohne das an einem rum getadelt wird.
Bevor ich gehe, richte ich mir aber noch die Haare und ziehe die Oberlippe hoch, um mir meine Zähne anzusehen. Ich will heute gut aussehen, gut riechen und einfach mal etwas auffallen für eine bestimmte Person. Ob ich gute Laune habe? Na ja es hält sich in Grenzen, wenn ich daran denke, wem ich gleich alles in der Höllen Schule begegne. Mein Magen zieht sich etwas zusammen und es liegt bestimmt nicht, an der zwei Tage alten Pizza. Mit jedem Schritt, den ich gehe, komme ich dem Ziel näher, doch bleibe stehen, als ein Auto an mir vorbei auf den Lehrerparkplatz fährt. Diesen schwarzen Mercedes würde ich wirklich überall wiedererkennen. Etwas versteckt, presse ich mich an die Mauer und beobachte, wie Levi Ackerman aussteigt. Sofort fühle ich, wie schweißig meine Hände werden, mein Mund offen steht und die Luft reinkommt. Er stiehlt mir immer wieder den Atem. Seine Ausstrahlung, obwohl er so kalt und abweisend wirkt. Wie sehr ich ihn doch begehre und mir wünsche, dass er mich anfasst, meine Hand hält und mir liebevolle Dinge ins Ohr flüstert. Nach einer Weile komm ich hinter meinem versteck hervor und laufe zum Eingang, etwas hinter Levi her, um leise "Guten... Guten Morgen Herr Ackerman" zu sagen. Alles was ich bekomme, ist ein kurzer begutachtender Blick nach hinten und ein "Tch". Es fühlt sich an wie tausend Nadel Stiche auf meiner Haut und Glasscherben die mein Herz von innen heraus zerschneiden. Es tut einfach nur Weh und die heißen Tränen schießen mir in die Augen.
Natürlich will ich hier nicht mitten auf dem Weg zur Schule flennen, wie ein kleines Kind, weshalb ich zur Seite trete und tief durchatme. Meine Gefühle müssen schnell um kanalisiert werden und da kommt mir Jean ja gerade Recht. Diese behinderte Pferde fresse. Schon wenn ich ihn sehe, will ich ihn verprügeln! Wieso ich das will? Man kann es tatsächlich Eifersucht nennen, doch natürlich sag ich das nicht offen heraus. Es kotzt mich einfach an, dass er so offen legen kann, dass er homosexuell ist und einen super süßen Freund mit Sommersprossen am Arsch hat!

"Immer deinetwegen kommen wir zu spät" lächelt Marco mit schmollender Mimik und verschränkt seine Arme etwas, bevor Jean lacht "Du bist nur neidisch, weil meine Haare besser sitzen, süßer".

Dieses Gesäusel.
Diese widerliche Romantik.
Wieso hab ich sowas nicht?
Wieso darf ich sowas nicht haben?
In mir brodelt nun anstatt Trauer und Schmerz, Wut und Hass. Die beiden besten Gefühle, um die anderen zu verdrängen. Mit geballten Fäusten stell ich mich vor die beiden, als sie vorbei wollen "Hey Arschficker! Könnt ihr euren ekligen Paarungen tanz woanders aufführen?!" zisch ich laut hörbar, auch für die beteiligten herum. Ich habe viele Anfänger, die hinter mir stehen in so einer Situation und auch jetzt höre ich sie hinter meinem Rücken lachen. Es ist gemein jemanden zu mobben, ich weiß, aber sie verdienen es beide. Für diese Denkweise kann ich momentan nichts. Es liegt ja Nichtmal an Marco oder Jean direkt, außer das die Pferde fresse hässlich ist, aber hauptsächlich liegt es an meiner tief sitzenden Frustration.

(Bildquelle- Gefunden auf Deviant Art by denenu)

Was sich liebt, dass neckt sich [Jeanere]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt