14 Es wird alles gut (Teil 1)

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Jeans Sicht


Alle sind gegen mich. Sie sahen mich an wie einen Mörder. Als hätte ich das Feuer vor ihren Augen gezündet und wäre schuld an ihren Verletzungen und Verlusten. Ein Polizist redet mit mir, erklärt mir was nun passiert, aber in meinem Kopf rauscht es zu laut, um etwas zu verstehen. Nur fetzen und dumpfe Töne kommen bei mir an und meine Augen liegen bei Eren. Er sieht aus wie alle anderen, als würde er ihnen mehr glauben als mir. Wieso tut das Weh? Wieso verletzt mich das nur so sehr? Ganz klar. Ich liebe diesen verdammten Mistkerl und er glaubt mir kein Wort. Zugegebenermaßen spricht auch alles gegen mich. Die ganze Situation und wahrscheinlich werde ich im Knast landen. Aber ich habe das Feuer wirklich nicht gelegt, obwohl ich gestern bei der Schule war, als Eren geschlafen hat. Das kann ich ihm unmöglich sagen, denn dann würde er sich noch mehr gegen mich stellen, so wie der Rest. Mein Herz rast vor Adrenalin und mein Körper zittert so sehr, dass die Handschellen aneinander schlagen. Eigentlich dachte ich, dass ich erst hier hinten sitze, wenn das mit der Poledance herauskommt, aber da lag ich wohl vollkommen falsch. Zu allem Überfluss steigen mir jetzt auch noch Tränen in die Augen und ich sehe nach vorne zu dem Polizist, welcher etwas durch das Funkgerät durchgibt. Als Kind wollte ich immer Polizist werden und genauso cool sein, Verbrecher fangen und hinter Gitter sperren. Nun war ich derjenige, der eingesperrt wurde und aus dem Auto gezogen wurde, um in eine Zelle gebracht zu werden. Mein Herz blutet, als ich meine Mutter in Tränen aufgelöst vor dem Revier sehe „Jean! Jean! Baby keine Sorge ich hab den Anwalt schon angerufen. Er wird kommen und alles aufklären. Es wird alles wieder gut!" ruft sie zu mir und will auch zu mir, jedoch wird sie abgehalten „Tut mir leid Madame. Sie dürfen sich ihm nicht nähern" meint die Polizistin und ich schlucke bedrückt „Mama... es tut mir leid" sage ich noch laut genug und würde am liebsten zu ihr. So traurig hatte ich sie schon ewig nicht mehr gesehen und das war allein meine Schuld. Das ich auch wirklich nie meine verdammte Klappe halten kann! Schweißperlen bilden sich auf meiner Nase, als ich den Flur entlang gezogen werde und in eine Zelle gestoßen werde. Die Handschellen wurden mir abgenommen und langsam geh ich einige Schritte zurück, um mich auf die hölzerne Bank zu setzen, um erstmal zu atmen. Das Geld für einen Anwalt haben wir nicht einmal, also wie wird sie ihn bezahlen können? Nichts wird wieder gut werden. Alle werden aussagen, dass ich Poledance betreibe, mich wie ein aggressives Arschloch aufgeführt habe und deutlich eine Drohung ausgesprochen habe. Verdammt. Ich bin wirklich in einer Patt Situation und lehne den Kopf zurück an die Steinmauer. Das wird sich gar nicht gut in meinem Lebenslauf machen. Oder bei Eren. „Scheiße" zische ich und fahre mir über das Gesicht, bevor ich zum Gitter sehe, weil dort ein Mann steht, welcher mich mustert „Bist du Jean Kirschstein?" will er wissen und blinzeln nicke ich. Seine Kleidung ist vornehm, mit Krawatte, seine Haare sind zurückgekämmt und sein Blick wirkt wie ein Schnösel. „Gut. Kannst du mir sagen wo du gestern warst? Erzähl mir von deinem Tag" meint er im ruhigen Ton und verdutzt schüttle ich den Kopf „Nein! Ich sag Ihnen überhaupt nichts! Ich kenne Sie nicht mal und warte lieber auf meinen Anwalt" brumme ich leise und er lacht. Was ist das bitte für ein Psycho? „Sehr kluger Junge, aber ich bin dein Anwalt" das ist mir jetzt schon etwas peinlich und ich setze mich räuspernd in gerader Position hin „Tut mir leid" sage ich sofort, denn ich will ihn ja nicht unnötig vergraulen. Abwinkend setzt er sich vor die Zelle, die Beine gespreizt und die Hände abgelegt auf die Knie „Möchtest du jetzt erzählen?" fragt er erneut und nun nicke ich und beginne zu erzählen. Jedoch sage ich nichts davon, dass ich gestern noch an der Schule war, jedoch scheint er dies zu durchschauen „Hmm seltsam ich habe von deinem Freund gehört, dass du am Morgen mit Brötchen vom Bäcker hereinkamst", was? Er hat schon mit Eren geredet? Verdammt, wie schnell ist dieser Typ? „Ja ich bin früh aufsteher" murmel ich einfach und er lächelt charmant „Jean. Ich kann dir nicht helfen, wenn du dich mir nicht anvertraust. Wenn es irgendwann herauskommen sollte, dass du doch woanders warst, als du gesagt hast, dann sieht es noch schlechter für dich aus. Verstehst du? Bitte sei ehrlich" haucht er im leisen Ton und steht nun auf, um eine Wache zu rufen, die plötzlich meine Zelle aufschließt. Verwirrt sehe ich zu den beiden Männern, ehe ich aufstehe „Komm. Besprechen wir das in einem Verhörraum, da haben wir unsere Ruhe" meint er schmunzelnd und sofort folge ich ihm, um mich in dem größeren Raum mit einem Spiegel hinzusetzen. Ich kenne das aus Filmen. So beobachten sie die Gefangenen, um ihre Mimik zu testen. Der Kerl scheint das auch ganz gut ohne Beobachtung hinzubekommen. Auch er setzt sich mir gegenüber und lehnt sich mit verschränkten Armen zurück „Also. Wo warst du wirklich?" fragt er erneut und ich hole tief Luft „Ich... war gestern Nacht an der Schule, aber ich hab das Feuer nicht gelegt!" sage ich schnell hinterher, denn er sollte mir glauben und sehen, dass ich ehrlich war. Ein einfaches Kopf nicken seinerseits und eine Hand Bewegung, dass ich weiter reden soll „Ich war dort, weil... uff ich wollte Hundescheiße in Reiner Brauns Spind legen" gebe ich schließlich zu. Er schnippt mit den Fingern „Ah. Das glaube ich dir sofort. So ein Junge scheinst du zu sein" lächelt er amüsiert und sofort schmolle ich „Ach... seh ich aus wie ein Scheiße Verteiler Junge?" frag ich und er muss erneut lachen „Nein, aber wir alle haben das doch mal getan" zwinkert er mir zu. Wieso mag ich ihn? Er ist witzig, aber dennoch sanft und immer noch kenne ich seinen Namen nicht. Er hatte sich nie vorgestellt. „Wann war das denn ungefähr?", fragt er nach und holt nun sein Handy heraus „Ehm... Kurz bevor Eren aufstehen musste... so um 6:30... ich hatte seinen Wecker abgestellt" gebe ich zu und senke den Kopf. In seinem Blick sehe ich, dass er überlegt und sich auf die Unterlippe beißt „Alles klar. Ich schau mal was ich tun kann, aber ich hab noch eine Frage an dich. Wieso wolltest du diesem Reiner scheiße ins Schließfach legen?". Bei dieser Frage stocke ich, denn wenn ich es ihm erzähle, dann erzähle ich insgeheim auch mein Geheimes tun als Stripper. Er steht auf, was ich an dem Stuhl höre, welcher quietschend zurückgeht „Jean" haucht er und legt die Hand auf meine Schulter „Komm so schlimm kanns nicht sein. Hat er dich gemobbt? Irgendwas getan?" und leicht nicke ich „Ja... er hat etwas verraten, was er nicht hätte verraten sollen... oder herausfinden sollen" seufze ich zutiefst bedrückt. Es war mehr als peinlich, vor allem auch die Bilder, die er damals aufgehängt hat. Aber es dürfte jetzt ja sowieso schon jeder wissen, also schaue ich zu dem Mann auf „Er hat herausgefunden das ich strippe und Bilder an die Tafel gehängt... Mein Le- irgendwer hat das herausgefunden und ihm gesagt". Ja es war tatsächlich Herr Ackerman gewesen, der es herausgefunden hatte, weshalb ich ihn auch Schlug. Wie konnte man nur so klein und gemein sein? „Hmm okay. Wie gesagt. Ich werde sehen, was ich für dich tun kann Jean. Verlass dich darauf" mit diesem Satz ließ er mich einfach im Raum zurück und ich sah ihm nach. Es wird alles wieder gut. Dieser Satz hallt mir auch noch die restliche Zeit in den Ohren, denn ich hoffe wirklich, dass es so ist. Zum Glück werde ich, da ich minderjährig bin am nächsten Tag entlassen und darf mit meiner Mutter Nachhause, welche mir weinend um den Hals fällt. Von Eren keine Spur. Habe ich ihn etwa jetzt für immer mit der Sache verloren? Natürlich habe ich erst recht nun einen Schulverweis bekommen, bis die Sache geklärt und die Schule aufgeräumt wird. Die Polizisten sagten mir, dass ich das Land nicht verlassen darf und zu Hause bleiben sollte, denn viele Elternteile sind angepisst, dass ein großer Teil ihrer Kinder verletzt sind. Das ist doch gar nicht meine Schuld und dennoch verurteilen sie mich, stehen vor unserem Haus, bewerfen es mit Eiern. Ich hätte nie ein Feuer gelegt, da ich weiß, dass es Grundschüler gibt, die in diesem Fall noch nicht wissen was zu tun ist. Sowas hätte ich nicht einmal im Affekt gekonnt. Unmöglich.
Ganze vier Tage später erst, am Vorabend der Gerichtsverhandlung, klingelt es an meiner Haustür, zu welcher ich gehe und wie zu erwartet steht da Eren. Auf keine Nachricht und keinen Anruf hatte er bisher reagiert „Idiot! Ich dachte, du bist Tod!" fauche ich ihn sofort an, denn ich bin auf 180. Er meldet sich nicht und dann taucht er dreist hier auf! „Willst du mich jetzt auch noch beschuldigen?"
„Was? Ey komm mal runter du blöde Pferdefresse!" faucht er mich an, doch ich halte meinen Mund nicht „Du meldest dich vier Tage nicht, nein sogar noch länger! Du kamst mich nicht mal im Knast besuchen! Bin ich dir peinlich? Glaubst du mir so wie alle anderen nicht? Dann verpiss dich!" und da kommen plötzlich keine wieder rede von ihm und ich blinzle und öffne die Tür wieder, welche ich wuchtvoll zuschlagen wollte. Nun entkommt ein Schniefen von dem kleinen braunhaarigen und ich schlucke „Du blöder Wichser..." haucht er und drückt mir ein Tonband in die Hand „Hier ist ein Geständnis von Reiner drauf, dass er das Feuer gelegt hat! Ich war die ganze Zeit unterwegs, um alle zu überreden, dass du es nicht warst! Ich hab die Aussagen von Levi, Bertholdt und Annie geholt, dass sie diese zurückziehen! Und die der ganzen Klasse! Und als Dankeschön fauchst du mich an! Ich hätte dich gern besucht, aber ich hab dem Anwalt geholfen! Oh entschuldige!" schreit er mich an und nun ereilt mich wieder das schlechte Gewissen. Das ich auch wirklich nie meine Fresse halten kann. Toll jetzt flennt er. „Babe... tut mir leid... Ich bin gereizt" entschuldige ich mich und will ihn in den Arm nehmen, aber er schlägt mich „Umarme mich!" befielt er mir schmollend „Nein du haust mich!"
„Mach es trotzdem Pferdenase!" schluchzt er und jetzt zieh ich ihn einfach in meine Arme, ertrage die Schläge die auf meinen Rücken aufkommen „Lass mich los" zischt es von ihm und als ich es tun will, drückt er mich an sich. Okay? „Wehe du gehst... Lass mich nicht mehr alleine Jean" winselt er an meiner Brust und macht mein Oberteil nass. Also manchmal versteh ich den echt nicht, aber... Irgendwie ist er goldig. „Nie mehr... Es wird alles gut" hauche ich ihm zu und streichle seinen Rücken, um ihn zu wiegen. Es wird hoffentlich auch alles wieder gut werden...


Was sich liebt, dass neckt sich [Jeanere]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt