Zuerst einmal danke ich Patta_Penslayer für seine Motivation und seinen Charakter Edmund Denzel, den ich mir geliehen hab und der auch hier keine unwichtige Rolle spielen wird :) Ich hoffe, er ist so geworden, wie du es wolltest...
Etwa 20 Minuten später liefen die beiden Partner nebeneinander eine kleine, verwinkelte Straße entlang, ein auseinandergefaltetes Papier vor den Nasen.
"Es geht um einen bereits mehrmals ausgebrochenen Meisterdieb, der sich allem Anschein nach in einem alten Uhrenladen niedergelassen hat. Einem gewissen Edmund Denzel", fasste Sarafina zusammen.
"Kennen Sie den?",fragte Cornelius.
"Noch nie gehört",kam die Antwort,"Aber er soll ein ganz schlaues Köpfchen sein..."
Cornelius nickte. "Ich habe in der Zeitung über ihn gelesen."
Schon herrschte wieder Stille. Cornelius war immer noch ein wenig verstimmt, wegen ihres Schlags und Sarafina wusste einfach nicht, was sie sagen sollte. So liefen sie einfach nebeneinander die Straße entlang. Sarafina, die nun ein lachsfarbenes Kleid trug, um mit ihren Hosen nicht aufzufallen, zerriss den Brief und hielt Cornelius die Schnipsel hin.
Dieser, als erfahrener Agent, wusste sofort, was sie von ihm wollte, kramte nach einer Schachtel Streichhölzer und zündete das Papier vorsichtig an.
Glimmend ließen sie den Haufen orangeroten Lichts hinter sich auf der Straße.
Vor einem großen, alten, breiten Gebäude, mit dunklen Fenstern blieben sie stehen. Fast hätten sie den kleinen Laden übersehen, auf dessen Holztafel in goldenen Lettern 'Uhrenladen' stand. Cornelius konnte nicht genau sagen, was ihn so unauffällig machte, aber er war sich sicher, dass viele Menschen einfach daran vorbeigingen. Er warf seiner Partnerin einen Blick zu, sie nickte und vorsichtig drückte er gegen die Tür.
Der Mann hinter der Theke, der gerade in einem dicken Buch mit bordeauxrotem Einband zu schmökern schien, hatte die beiden Gestalten schon von Weitem gesehen. Die Art, wie sie die Richtung zu seinem Laden einschlugen, hatte ihn nicht lange zweifeln lassen, dass sie zu ihm wollten. Er hatte sie genau beobachtet, den großen Mann mit der steinernen Miene und die kleinere Frau mit den offenen, grünen Augen, die ihm selbst von Weitem auffielen. Keinen von beiden hatte er je gesehen und er vergaß niemals ein Gesicht aus dem londoner Untergrund.
Waren es Feinde oder "Kunden" seines speziellen Geschäfts? Er würde es niemals wagen, sie "Freunde" zu nennen, denn er wusste, dass man seinen Kunden besser niemals den Rücken kehrte, wenn man sein Geld, Geschäft oder sein Leben behalten wollte.
Als die Frau durch die Tür trat, schien ihr Gesicht sich aufeinmal zu verändern. Ihm war, als wären ihre Augen jetzt noch größer und ihre Statur noch schmächtiger.
"Guten Tag",sagte sie mit einer Stimme, die so harmlos klang, dass er sich wirklich fragte, ob das Kunden sein konnten. Alle Kundinnen, die er bis jetzt hatte, hatten diesen einen rauen Blick aufgelegt, als wollten sie allen zeigen, dass mit ihnen nicht zu spaßen sei und ihm im Laufe des Handels mindestens ein Mal eine Klinge an den Hals gehalten.
Der Mann, der hinter der Frau den Laden betrat, ließ seine Augen in schnellen, flinken Bewegungen durch den Raum schweifen, als suchte er etwas.
Tatsächlich untersuchte Cornelius den Raum mit seinen Augen so genau wie möglich und prägte sich jede Einzelheit ein. Sein Gedächtnis war so herrausragend, dass er sich in einem Raum nach nur einem Mal sehen blind zurechtfinden konnte. Und er war sich sicher, das war kein normaler Uhrenladen.
"Wie kann ich Ihnen helfen?"
Cornelius Blick schwenkte herüber zu der schlanken Gestalt hinter dem Tresen, deren dunkelbraunen Haare so aussahen, als hätte er sich nicht einmal die Mühe gemacht, sie zu kämmen.
"Ihnen gehört der Laden hier?",fragte er im Herüberschlendern und als er den Blick seines Gegenübers wahrnahm wurde ihm klar, dass diesem sein listiger Unterton nicht verborgen geblieben war.
"Zu wem möchten Sie denn?", kam die bedächtige Antwort.
"Wie ich bereits sagte, zum Inhaber dieses...Uhrenladens. Sind Sie es oder sind Sie es nicht?"
"Das kommt darauf an, was sie von ihm wollen"
Der Mann kam Cornelius mehr und mehr vor, wie ein Panther. Die langsame, bedächtige Art zu sprechen, gab ihm das Gefühl, als würde er in immer engeren Kreisen lauernd um ihn herumschleichen. Sein Gesicht blieb durchweg ausdruckslos, bis auf die listigen, hellgrünen Augen, die flink hin und her huschten.
"Mit ihm reden. Einzelheiten muss ich Ihnen leider vorenthalten, solange ich nicht weiß, ob Sie der sind, für den wir Sie halten",sagte Cornelius und seine Augen vermittelten 'Ihr Spiel, beherrsche ich durchaus auch'
Der Mann hinter der Theke stellte sich seufzend hin und sah zu ihm hinauf.
"Ich bin nie der, für den Andere mich halten",zischte er,"das ist eine geschickte Lebensweise. Aber in Ihrem Fall kann ich Ihnen versichern, dass ich der bin, zu dem Sie wollen."
Und auch auf der Blick-ebene schob er einen Satz hinterher
'Für mich ist das ein altes Spiel...'
"Darf ich das als Bestätigung, dass Sie Edmund Denzel sind, werten?"
"Nein",kam die kalte Antwort,"Namen bestätige ich nur, wenn es für mich von Vorteil ist. Namen sind eine Schwäche, wissen Sie?"
Cornelius schnaubte abfällig auf den grinsenden Mann herab.
"Was ich weiß ist, dass wir einen Mann suchen, der nicht gerade auf der Seite des Gesetzes steht und dass wir diesen Mann auch ohne Namen kriegen werden..."
So ist das also, dachte der Mann. Er hatte es sich schon gedacht.
"Manche Leute büßen niemals für die Dinge, die sie für richtig halten", sprach er leise in den Raum hinein. Er würde nun nicht fliehen, das lag einfach nicht in seiner Natur. Wenn es drauf ankäme, würde dieser Wichtigtuer von Agent schon merken, dass Edmund Denzel nicht zu kriegen war.
Er warf einen Blick hinter Cornelius, um sich seine Begleitung genauer anzusehen. War sie auch eine Agentin? Oder nur Tarnung?
Doch er musste feststellen, dass die junge Dame sich nirgends blicken ließ. Dafür entdeckte er jemand anderen.
Cornelius merkte, wie seinem Gegenüber beim Blick über seine Schulter die Farbe aus dem Gesicht wich und er drehte sich um.
"Oh, Besuch",sagte er unheilvoll.
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Die Lady, die Hosen trug
AventuraEine starke Kämpferin, mit einem (zu der Zeit) inakzeptablen Kleidungsstil und ein Topagent mit einem außergewöhnlichen Gedächtnis. Zwei junge Menschen mitten in einer Welt voller Verschwörungen und Lügen, auf der Suche nach der Wahrheit. Dieses Buc...