Besuch...

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Edmund Denzel ließ sich von niemandem einschüchtern. Er war ein Mann, in dessen Natur es lag, seine Jäger zu Gejagten werden zu lassen.

Doch als er die zwei Männer erblickte, die einen Dritten umrahmten und nun seinen Laden betraten, fiel ihm ein, dass er vergessen hatte, das zu erledigen.

Was war nur in letzter Zeit mit ihm los? So etwas passierte ihm doch sonst nicht.

Cornelius war noch dabei, die Situation einzuschätzen. Die beiden äußeren Männer sahen mehr nach Schlägern, als nach klugen Köpfen aus. Beide waren bullig gebaut und starrten mit dumpfem Blick nach vorne.

Von dem Dritten ging eine gewisse Autorität aus. Er war die kleinste Figur im Raum, doch offensichtlich ein Selbstbewusstsein auf kluger Basis, das bis an die Zimmerdecke reichte. Seine kleinen, braunen Augen, die halb von einem Paar buschigen, schwarzen Augenbrauen verdeckt wurden, blitzten gehässig durch den Raum, ohne sich speziell an jemanden zu heften.

"Denzel", knurrte er bedrohlich.

"Paolo!", flötete der Uhrmacher, der sich nicht anmerken ließ, wie nervös er war. "Lange nicht gesehen. Was gibt's denn?"

Cornelius sah sich um. Wo zur Hölle war Sarafina?! War sie wirklich bei diesem kleinen Anflug von Gefahr davongerannt?

Sie war halt doch nur eine Frau.

Er wollte es nicht einmal Gefahr nennen. Der pfiffige Mann, dem dieser Laden gehörte und sein bevorstehendes Gefecht mit diesem eindeutig wütenden Ganoven war äußerst interessant.

"Du. Weißt. Genau. Was. Ist!", knurrte der Mann, der Paolo genannt wurde jetzt noch lauter.

"Du hast mich betrogen!"

"Ich?", grinste Denzel.

"Ich bitte dich, ich habe Besuch, wie du siehst. Also... verpiss dich!"

Einer der Männer trat zu ihm hinter die Theke und sah sich augenblicklich einer Salve von Schlägen ausgesetzt. Mit einem unmöglich ruhigen Gesicht zischte der Meisterdieb hinter der Theke:

"Verlasst sofort meinen Laden oder ich werde dafür sorgen, dass ihr nie wieder irgendetwas betreten könnt."

Cornelius war überrascht. In dem Mann steckte ein echtes Tier.

Paolo grinste nur. Langsam zog er eine Pistole aus seiner Tasche.

"Dein Leben ist dir sehr lieb, das hast du schon so oft bewiesen. Außerdem werde ich sonst das hier", sein anderer Begleiter reichte ihm eine kleine, schwarze Pergamentrolle, "der Polizei ausliefern."

Edmund Denzel zog scharf die Luft ein.

Cornelius fing seinen Blick auf.

Was war das?

Doch der Mann wandte nur verächtlich den Blick ab.

"Okay, gut!", jetzt hob Cornelius die Stimme.

"Ich nehme Sie jetzt alle fest."

Er griff in seine Tasche und tastete nach seiner eigenen Pistole.

Eigentlich hatte er es schon bei der ersten Berührung bemerkt, doch er tastete erst weiter und räusperte sich.

Das konnte doch nicht wahr sein.

Seine Pistole war genauso anwesend, wie seine Partnerin.

Er hatte sie doch mit gehabt!

Paolo hatte nur ein müdes Lächeln für Cornelius übrig. Er hob eine Augenbraue und der zweite Mann schob sich auf Cornelius zu. Er hätte ihn ja angegriffen und die Situation unter Kontrolle gekriegt, aber ohne Waffe gegen einen Typen mit mindestens 3 Messern in der Jacke und einem aus dem Gürtel ragenden Abzug fühlte er sich dezent unbehaglich. Davon abgesehen war ihm soeben eine ganz andere Idee gekommen.

"Halt dich daraus, Bulle", knurrte der Typ und nahm Cornelius in einen festen Griff.

Edmund Denzel war inzwischen hinter der Kassentheke hervorgekommen und fixierte Paolo und das kohlrabenschwarze Schriftstück in seiner Hand.

"Du wirst mir das wiedergeben!", zischelte er und Cornelius hätte es nicht gewundert, eine Doppelzunge zwischen den Zähnen hervorschnellen zu sehen.

Paolo ging nun auf ihn zu und hob ihm die Hand auf die Brust.

"Dann. Zahl! Und zwar das Doppelte!"

Mit einer Bewegung, die aussah, als würde er sich fast langweilen, verdrehte Mr. Denzel ihm den Arm.

"Hm, du kennst die Regeln: Lass dich nicht reinlegen", er kicherte unheimlich.

Er war nervös. Natürlich war er das. Diese Ratten hielten ihm die Pistole vor und dann war da noch dieses verdammte Papier.

Nicht nur sein Leben hing davon ab, wer dieses Papier in die Hände bekam.

Begleitet von einem wütenden Grunzen schoss Paolo in eine Uhrauslage.

Glas splitterte und regnete fein glänzend auf den Boden herab.

"Ich geb dir noch drei Sekunden, Denzel, ich bin gnädig. Aber dann, ich schwör dir, ich blas dir den Schädel weg! 1..."

"Na, na", meinte Angesprochener beschwichtigend, "immer so aufbrausend... Hey, du solltest aus deinen Fehlern lernen. Vertrau nur noch Wenigen."

"...2..."

"Oder am besten gar keinem."

"...3!"

Aus dem Nichts drehte sich plötzlich eine Gestalt herbei, die die beidem Männer voneinander trennte.

Bevor er überhaupt etwas sah, spürte Paolo den kühlen Lauf einer Pistole an seinem Hals.

Das Erste, was er sah, waren zwei wütend glitzernde, grüne Augen.

Cornelius konnte sich weder erklären, wie Sarafina an seine Pistole gekommen war, noch wo sie sich versteckt hatte und auch nicht, was sie vorhatte.

Aber sie hatte seinen heldenhaften Plan mit ihrem eigenen vereitelt und das störte ihn massiv.


Sorry, wegen der wirklich seltenen Updates :( ich hoffe, ich schaffe morgen das nächste.

Die Lady, die Hosen trugWo Geschichten leben. Entdecke jetzt