[Maddox Wilson]
Mein Mund klappt auf und diesmal bin ich wirklich die, die ihn fassungslos anstarrt. Er will mich zeichnen? Mich? Um Gottes Willen, wieso will er mich zeichnen? Mich!? Als ich nicht antworte, beginnt er zu schmunzeln. „Darf ich?" fragt er noch mal. „Ich-" will ich anfangen, doch ich weiß nicht was ich sagen soll. Er kennt mich doch gar nicht?! Ich ihn auch nicht!? Ja, ich habe auch gesagt, dass ich ihn am liebsten zeichnen würde, aber doch nicht wirklich!? Okay, naja, doch, irgendwie. Aber das spielt keine Rolle, ich hätte ihn niemals danach gefragt.
„Wieso-" fange ich wieder an, unterbreche mich jedoch schon wieder selbst. Ich presse meine Lippen zusammen und neige überfordert den Kopf. Das ist mit Abstand die peinlichste Situation des Abends.
„Du hast ein schönes Gesicht." sagt er ganz locker, schnalzt mit der Zunge als wär' nichts. Ich schweige weiterhin, starre ihn immer noch an. Das ist doch nicht wirklich passiert. Ich bin gerade so überfordert, dass ich nicht mal rot werde. Nein, denn das ist sowas von absurd. Das kann doch nicht sein Ernst sein. Meine Augenbrauen ziehen sich zusammen und ich sehe ihn finster an. „Verarschst du mich gerade?" zische ich und nun sieht er überrascht drein. „Was? Nein. Wieso sollte ich?" sagt er und lacht. Er lacht, hah! Weil das ja so witzig ist.
„Hör mal, ich will dich einfach nur zeichnen. Wenn du nicht willst, dann sag's doch einfach." Er scheint ungeduldig zu werden und ich weiß nicht was ich sagen soll. Klar will ich, dass er mich zeichnet. Aber das würde ich nie zugeben.
„Yo, kommt wieder rein. Wir wollen ja nicht, dass es hier dreckig zwischen euch wird." kommt es plötzlich von Danny, der nun bei uns steht. Er sieht zuerst mich an, dann Maddox. Dannys Blick scheint ihm gegenüber irgendwie...kälter zu sein. „Nein, ich muss sowieso los. Sag Puck wir sehn' uns morgen." murmelt Maddox, sieht mich ein letztes Mal an und geht. Ich sehe ihn nach, irgendwie enttäuscht. Ich wollte wirklich, dass er mich zeichnet. Vielleicht hätte ich ihn dann auch zeichnen dürfen. „Los, komm schon. Den Spast können wir hier ohnehin nicht gebrauchen." sagt Danny und nimmt meine Hand. Ich schnaufe nur und lasse mich von ihm zurück ins Diner ziehen.*****
Mein Wecker beginnt zu piepen und ich schalte ihn ab. Ich liege schon seit einer Stunde wach und warte nur darauf, dass er abgeht. Ich höre Marley drüben grummeln und muss kichern, als sie ihren Kopf hebt und mich müde ansieht. Verwirrt sieht sie auf die Uhr, dann zu mir. „Es ist 8. Dein Kurs ist um 1?" grummelt sie und ich schnaufe. „Ich muss mich fertigmachen, duschen und ich will noch ein bisschen auf den Campus rumlaufen." sage ich während ich frische Sachen aus meinen Schrank hole. Ich höre sie nur etwas murmeln, bevor sie sich zurück in ihr Kissen drückt. Grinsend verlasse ich das Zimmer und mache mich auf den Weg zu den Duschen.Wir waren gestern bis 10 im Diner und es war ziemlich lustig. Danny hat zwar ständig versucht, mich anzubaggern aber das habe ich so gut wie möglich ignoriert. Maddox kam nicht mehr, aber damit habe ich auch nicht gerechnet.
Es ist zum Glück nur eine Dusche besetzt also versuche ich es schnell hinter mich zu bringen. Ich dusche mich schnell ab, wasche meine Haare und nach 15 Minuten bin ich auch schon fertig. Ich putze mir noch meine Zähne und mache mich mit einem Handtuch um den Körper und um den Kopf zurück ins Zimmer. Auf den Gängen kommt mir Gott sei Dank niemand entgegen.Im Zimmer ziehe ich mich an, föhne meine Haare und creme mich ein. Ich versuche alles schnell und leise zu machen, sodass ich Marley nicht zu sehr verärgere. Um 9 bin ich fix und fertig und verlasse frisch und munter das Zimmer. Ich will in die Stadt um was zu frühstücken und um den Brief für Sanza abzugeben. Eine SMS wäre natürlich viel einfacher aber meine Schwester hat mit meiner Mom eine Wette, dass sie für 3 Monate ihr Handy nicht benützen darf. Also haben wir beschlossen uns einfach Briefe zu schreiben.
Cincinnati ist groß. Riesig! Eine riesige Großstadt, naja im Gegensatz zu Lima. Lima ist für mich ein Dorf. Jeder kennt jeden und es ist wie Sam es gesagt hat; eine Drecksstadt. Ich wollte immer schon weg von dort. Cincinnati ist zwar besser, aber hier will ich auch nicht bleiben. Ich weiß ehrlich gesagt nicht wo ich hin will, aber auf jeden Fall weg von hier. Was genau „hier" auch immer sein mag.
Ich stehe bei Starbucks an der Kasse und warte auf meinen Kakao, als ich mich im Laden umsehe. Und da sehe ich ihn; Maddox. Er sitzt an einem Tisch in der Ecke, ganz alleine und kritzelt etwas auf einen Block. Vermutlich zeichnet er; zumindest denke ich das, da ich genauso dasitze, wenn ich zeichne. Ich bedanke mich bei der Kellnerin als sie mir mein Getränk geht und überlege ob ich zu Maddox gehen soll. Das gestern war irgendwie komisch. Er ist irgendwie komisch. Ich presse meine Lippen zusammen und will gerade gehen, als er plötzlich seinen Kopf hebt und mir direkt in die Augen sieht. Scheisse. Umm, okay. Eh, ja. Er sieht mich einfach an; kein Nicken, kein Lächeln, kein Hallo oder so. Ich weiß nicht was ich tun soll, also stehe ich einfach nur blöd da; und starre ihn an. Wie gestern.
„Entschuldigen Sie, Miss." murmelt jemand, dem ich offensichtlich im Weg stehe. Ich entschuldige mich und sehe wieder zu Maddox, der sich wieder an sein Gekritzel gewendet hat. Wieso sollte ich auch hingehen? Ich meine ich kenne ihn doch nicht mal und wir sind auch gar nicht befreundet. Also schnaufe ich durch und verlasse das Café.

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Teen Fiction"Kunst besteht nicht darin, etwas zu zeichnen, das man sieht. Sondern darin, etwas zu zeichnen, was man in jeder Ader des Körpers spürt." ---- [Updates können leider nicht regelmäßig hochgeladen werden. Kann manchmal Tage, manchmal Wochen dauern. Ic...