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Ich sah die Stricke in ihren Händen. Dünne, schwarze Fäden, die sich durch das rote Licht wanden und sich um alles zuzogen, was sie greifen konnten.

Auch um mich.

"Ich sehe schon, das ist alles etwas zu leicht für dich.
Du bist gut, aber das wird mir zu langweilig.

Wie wäre es, wenn wir den Schwierigkeitsgrad leicht erhöhen?"

Ich drehte prompt den Kopf, als ich Hoseoks Stimme hinter mir vernahm, was ein Ziehen in meinem Nacken verursachte. Aber nicht nur das, etwas zog sich stark um meinen Hals und ich drehte den Kopf zurück.
Die schwarzen Fäden waren nicht nur um meine Taille, mein rechtes Handgelenk und mein linkes Fußgelenk geschnürrt, sondern auch um meinen Hals.

"Ich habe eine kleine Bonusaufgabe für dich."

Hoseok stand nun genau vor mir.
Er hielt eine Schere in der Hand, mit der er herumspielte und leise dabei lächelte.
Dann sah er genau mich an.

"Was hat sie getan? Und dieses mal will ich keine langweilige Feststellung. Wir wissen bereits, dass sie die Strickenzieherin ist du hast bestimmt auch eine Ahnung, wessen Stricke sie am stärksten zieht."

"Die des besten Freundes."

"Genau. Doch sie zieht sie nicht bloß aus Freude daran, andere Leiden zu sehen. Es gibt einen triftigeren Grund. Erst wenn wir diesen wissen, können wir bewerten, was für eine Strafe für sie am passtensten wäre."

Um Hoseoks linke Hand zog sich ganz langsam ein Faden. Er schlängelte sich zuerst sanft um sein Handgelenk, wie eine Schlange, und zog sich dann mit in einem Wimpernschlag kräftig zu.
Er schnitt ihn durch und ein unerträgliches Schreien ging durch den Wagon.

Es hallte von allen Seiten wieder und ich wollte mir die Ohren zuhalten, doch meine rechte Hand ließ sich kaum bewegen. Ich musste das schreckliche Kreischen also aushalten, welches aus dem vor Speichel triefenden Mund der Strickenzieherin kam.

Als es endete, blieb ein lautes Piepen zurück und alle nächsten Geräusche fühlten sich so fern an. Auch dann noch, als Hoseok begann zu sprechen.

"Na los, ich warte auf Vorschläge."

"Wilde Spekulationen herumwerfen? Was wenn ich falsch liege?"

Hoseok wanderte durch den Wagon, wich den Stricken aus, die sich versuchten um ihn zu schlingen. Er tauchte darunter her und kam mir in einem Zick-Zack Weg immer näher.

"Je mehr falsche Vermutungen du anstellst, desto mehr wirst du dich verstricken. Es ist wie lügen.

Bis man sie glaubt und sich nicht mehr daraus winden kann."

Hoseok wirkte amüsiert. Beinahe krankhaft amüsiert.
Er blickte mich mit einem schaurigen Lächeln an und schnitt dann vor meinem Gesicht mit der Schere in der Luft herum.

"Was ist nun?", fragte er auffordernd und ich fragte mich, was nun in ihn gefahren war.
Er war vorher schon sonderbar gewesen, allerdings hatte er nie so gestört gewirkt.
Nicht so, eher gefasst und ruhig, kalt und unnahbar.

Jetzt war er immer noch unnahbar und kalt, aber auf eine andere Weise als zuvor. Auf eine Weise, die mir eine heftige Gänsehaut bescherrte.

"Hat sie es getan, weil sie Hoseok hasste?", fragte ich unsicher und blickte auf die scharfe Schere, die in diesem rötlichen Licht pechschwarz war.

"Nein."

Eine Schlinge kam auf mich zugerast und fädelte sich nun um meinen linken Oberschenkel. Dann zog sie sich stark zu und es fühlte sich an, als würde sie durch den Stoff hindurch, ein paar Millimeter in meine Haut reinschneiden.

Truth Seeker || jung hoseokWo Geschichten leben. Entdecke jetzt