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Sadiks Sicht

Samstags stand ich ausnahmsweise früh auf. Normalerweise schlafe ich sehr sehr lange. Ich liebe nun mal mein Schlaf.

Ich lief runter und sah, dass Sardan nicht da war. Als ich auch in sein Zimmer guckte und ihn nicht fand, wusste ich er war wieder was mit Azra machen, so wie die letzten Tage auch.

Ich atmete tief durch und machte mir Toast zum Frühstück. Nebenbei nahm ich mein Handy und fragte in die Whatsapp Gruppe mit Schulkumpels, ob einer Lust hätte mit auf die Messe zu gehen die heute geöffnet hatte. Leider hatte keiner Zeit. Alle hatten was besseres vor oder sind mit deren Freundinnen unterwegs.

Irgendwie vermisse ich Sardan. Seit er mit Azra verlobt/islamisch verheiratet ist, ist er nur noch mit ihr unterwegs und ich bin immer allein. Erst jetzt merke ich, dass ich mit Sardan nie allein war. Ich freue mich sehr für ihn, dass er so viel Glück hat und ich gönne es ihm sehr, ohne Witz er hat es verdient, aber ich fühle mich allein und vermisse meinen Bruder.

Es war gerade mal 10 Uhr früh, aber ich Entschied mich dafür raus zu gehen. Vielleicht finde ich ja etwas zu tun.

Draußen bemerkte ich, dass Sardan ohne sein Auto gegangen war. Direkt lief ich dahin und nahm es. Dann fahre ich eben ein paar Runden mit sehr lauter Musik. Hab ich eh lange nicht mehr gemacht.

Zurück gelehnt und entspannt fing ich an nachzudenken. Ich dachte darüber nach was ich machen könnte, wieso ich gerade so schlecht in Mathe bin, wie Sardan es geschafft hatte so gut in der Schule zu sein, wie schön es sein muss eine Frau zu finden und sich direkt in kürzester Zeit zu verloben und islamisch zu verheiraten. Ich muss mich daran gewöhnen, dass Sardan nicht mehr so viel Zeit für mich haben wird. Jetzt ist er mit dem besserem kennenlernen von Azra beschäftigt, danach wird er mit Hochzeitsvorbereitungen beschäftigt sein, dann mit der Schwangerschaft von Azra, mit dem ersten Kind und dann weitere Kinder. Wahrscheinlich muss ich dann sogar ausziehen oder wenn nicht dann jetzt schon bald. Es gibt kein Platz mehr für mich. "Gewöhn dich daran Sadik, du bist es doch eh gewohnt verlassen zu werden, allein gelassen zu werden" dachte ich mir. Egal wie allein ich bis jetzt immer war, Sardan war bei mir. Wieso hab ich es nie bemerkt. Er war immer da wenn ich "allein" war. Wieso merke ich es schon wieder erst wenn es zu spät ist..

Blaulichter hinter mir holten mich aus den Gedanken. Warum werde ich jetzt angehalten, ich hab mich doch an die Vorschriften gehalten.

Genervt fuhr ich rechts an und drehte die Musik leiser. Die laute Musik hat es leider nicht geschafft meine Gedanken zu übertönen

"Schönen guten Morgen" kam einer der hobbylosen Polizisten ans Fenster

"Morgen" sagte ich und versuchte meine Desinteresse zu unterdrücken

"Ich würde gerne Führerschein und Fahrzeugpapiere sehen"

"Seid ihr Zwillinge" fragte ich und gab einem von beidem meinen Führerschein

"Nein warum" fragte er verwirrt und gab mir meinen Führerschein wieder den ich einpackte

"Weil eure Mami euch gleich angezogen hat" lachte ich und hielt ihm die Fahrzeugpapiere hin

"Also wirklich was für eine Unverschämtheit" sagte der hintere

"Sie wissen schon dass ich sie einfach mit ins Revier nehmen kann. Ich würde an ihrer Stelle auf meine redensart aufpassen"

"Darf ich fragen warum ich angehalten werde" fragte ich und ignorierte ihn

"Sie sind mit sehr lauter Musik gefahren"

"Aber nicht so laut, dass ich die Sirenen nicht gehört habe. Ich habe keine Regel verstoßen, weder bin ich zu schnell gefahren noch hab ich irgendeine andere Verkehrsregel nicht beachtet"

Sardan's Vergangenheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt