Kapitel 1

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Das leise Klicken des herumgedrehten Schlüssels in der Tür ließ mich aus meinem unruhigen Schlaf auffahren und ich duckte mich etwas.

Ich spürte die kühlen Metallstäbe an meinem Rücken und die Spitze meines Katzenschwanzes wedelte langsam hin und her, was ich versuchte zu unterdrücken. Ich durfte meine Emotionen nicht zeigen. Obwohl das auch egal gewesen wäre, aber mein Stolz wollte es verhindern.

Ich wusste nicht, wie lang ich schon hier drin saß, doch es war lang genug gewesen, dass mir mein T-Shirt zu weit geworden war und die Kälte mir noch mehr zusetzte.

Mein Wärter betrat den dunklen Raum und Licht flutete ihn unerwartet, doch meine Augen verarbeiteten die Veränderung schnell und ich musste die Lider nicht einmal zusammen kneifen.

Ich saß an die Rückseite des Käfigs gelehnt mit angewinkelten Beinen, meine Hände in meinem Schoß gebettet und mein Schwanz lag leicht eingekringelt neben mir, kein Zucken war mehr zu sehen. Auch meine Ohren waren normal aufgestellt, obwohl ich sie beim Anblick und Geruch dieses Mannes gern sofort angelegt hätte, um ihn anzufauchen. Doch ich beherrschte mich. Nur mein Gesicht war abweisend, doch das war es immer. Das hieß, seit ich das erste Mal verkauft worden war.

"Hier haben wir ein Exemplar mit einer besonderen Schwierigkeitsstufe, er ist nur etwas für Menschen, die bereits Erfahrungen mit der Erziehung auffälliger Hybriden gemacht haben."

Erziehung. So nannten sie es, wenn sie andere wie mich quälten, um uns zu ihren kleinen Haustierchen zu machen, die brav Tabletts hielten, wenn die reichen Herrschaften in ihren ach so tollen Kreisen zusammen kamen und mit ihrem Reichtum angaben.

Und ich war ein ganz spezieller Fall. Manche von uns wurden recht passabel gehalten, doch ich war negativ aufgefallen und zeigte keinen Willen zur Besserung, also musste ich diszipliniert werden. Deshalb saß ich auch in diesem kleinen Käfig, in dem ich nicht vernünftig stehen konnte und der gerade einmal zum Ausstrecken meiner Beine gereicht hätte.

Der Wärter brachte gleich mehrere Menschen mit, die scheinbar Interesse an einem Katzenhybriden hatten. Tja, wenn sie mich erst in Aktion gesehen haben würden, würden sie für mich nicht mehr ihre Zeit verschwenden.

"Er heißt Suga und ist seit etwas über sechs Wochen bei uns. Er ist zwar etwas klein, aber er hält viel aus. Außerdem hat er ein hübsches Fell, wie sie vielleicht sehen können."

Ich betrachtete die fünf Männer und die eine Frau vor dem Käfig, alle schienen interessiert den Worten des Wärters zu folgen und nickten hin und wieder.

"Könnte er sich ein wenig bewegen, ich würde mir seinen Zustand gern im Gesamtbild ansehen", bat die Frau und spitzte dabei etwas die Lippen. Sie hatte einiges an Schminke im Gesicht und musste bereits die fünfzig überschritten haben.

Mein Wärter nickte nur und machte eine Handbewegung in meine Richtung. Ich unterdrückte das Verlangen zu fauchen und ging auf Knien und Händen so anmutig wie möglich ein wenig in die Mitte des Käfigs und bewegte dabei meinen Schwanz, der elegant erhoben war und hin und her schwang.

"Er sieht etwas dünn aus, wie viel Essen bekommt er?", fragte nun ein hochgewachsener junger Mann, dessen schwarze Haare ihm leicht ins Gesicht fielen.

"Er wird zwei Mal täglich gefüttert, allerdings lässt er niemanden wirklich nahe an sich heran und wir konnten bisher sein Gewicht noch nicht feststellen. Das würde bei einem Geschäftsabschluss aber natürlich durch einen Veterinär bei der Untersuchung mit festgestellt werden."

Japp. Ich sollte vom Tierarzt untersucht werden. Meine Anatomie war zwar menschlich, von einigen Ausnahmen abgesehen, doch für die Leute hier war ich eben doch nur ein Vieh, das Profit einbringen konnte. Und gefüttert, wie er es sagte, wurde ich nicht zwei Mal täglich. Ich hatte Glück, wenn am Tag überhaupt etwas für mich abfiel.

"Weshalb haben ihn seine Vorbesitzer verkauft?",  fragte schließlich ein anderer die entscheidende Frage. Ich bemerkte, wie mein Wärter einen anderen Geruch verströmte als zuvor. Er war nervös.

"Nun, leider hat er aus heiterem Himmel seinen Besitzer attackiert und in den Arm gebissen."

Sofort konnte ich beobachten, wie alle aus der Gruppe einen Schritt vom Käfig weg traten. Ich setzte mich wieder und legte den Schwanz ordentlich um meine Füße, wie eine Katze es getan hätte. Sollten sie nur aufpassen.

Der Wärter hatte wieder nicht die ganze Wahrheit gesagt. Ich konnte mich noch genau an diesen Tag erinnern, als ich mich das erste Mal tatsächlich gegen die Ungerechtigkeit meiner Besitzer gewehrt hatte. Ständig hatten sie mir das Gefühl gegeben, nichts wert zu sein, eine Minderheit und ein Freak. Wenn ich Fehler gemacht hatte, wurde ich geschlagen und anderweitig bestraft, doch das war noch auszuhalten, das war ich gewohnt. An diesem Tag wollte der Herr des Hauses mehr, er wollte Ablenkung. Sex. Er versuchte es zunächst mit Bestechung, doch als das nicht klappte wollte er mich einfach zwingen. Doch er hatte nicht an meine scharfen Zähne gedacht.

Auch jetzt fuhr ich mit der Zunge über meine spitzen Reißzähne, als ich plötzlich von etwas in die Seite gepikt wurde. Erschrocken fauchte ich und sprang auf, wobei ich mir den Kopf schmerzhaft an der Käfigdecke stieß. Ich knurrte die Frau an, die geschockt aufkeuchte, als hätte ich ihr etwas getan, und gerade ihren Sonnenschirm zwischen den Streben hindurch zu sich zurück zog.

Das Fell an meinem Schwanz hatte sich aufgestellt, als ich meine Lippen zurück zog, um die Zähne zu zeigen.

Ich hasste das alles, diese Menschen, den Käfig, mein Leben.

"Dieser Kater ist ein Biest, kein Kuscheltier", regte sich die Frau auf und ich sah bereits den Wärter wütend auf mich zu laufen, er hatte wohl eben telefoniert.

"Suga, benimm dich!"

Ich sah in seiner Hand den Elektroschocker und schob mich soweit wie möglich zurück an die hintere Käfigwand. Der Stromschlag war nicht nur sehr schmerzhaft, er betäubte mich auch und meine Muskeln gehorchten mir nicht mehr. Das machte mir bei der ganzen Sache am Meisten Angst.

Ich hatte sofort alle Geräusche eingestellt und verabscheute mich selbst dafür. Ich war feige, mich so unterdrücken zu lassen. Ich ließ meinen Blick über die Menschen wandern und sah überall nur die Abneigung. Nur ein Augenpaar schien nachdenklich, an diesem blieb ich einen Moment hängen, bevor ich den Blick abwandte.

"Man sollte über eine Kastration nachdenken, vielleicht wird er dann noch ruhiger", meinte die Frau schnippisch, woraufhin mein Ohr zuckte. Mehr ließ nicht auf die Wut schließen, die gerade in mir aufwallte. Kastrieren. Auch wenn ich einige spezielle Merkmale besaß, ich war trotzdem ein menschliches Wesen, hatte normale Eltern gehabt und sogar eine Schwester, die auch kein Hybrid war. Ich fragte mich, wie es ihr heute ging.

"Nun, ich denke dieses Geschäft hat sich erledigt, wenn Sie mir bitte nach draußen folgen", begann der Wärter zu reden, wurde aber von dem Mann mit den schwarzen Haaren unterbrochen.
"Unterbreiten Sie mir bitte ein Angebot."

Überrascht sah ich auf und beobachtete, wie die anderen den Raum verließen, während mein Wärter und der junge Kerl zurück blieben.

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Hallo, meine Lieben!

Dies ist meine erste Fanfiction, die ich auch veröffentliche und ich würde mich sehr über eure Meinung dazu freuen.

Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen!

LG SerenaTopas

Hybrid // YoonSeokWo Geschichten leben. Entdecke jetzt