Kapitel 3

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"Hey Yoongi, wir sind da", murmelte jemand und eine Hand strich über meinen Arm. Verwirrt öffnete ich die Augen, mich hatte schon ewig niemand mehr bei meinem richtigen Namen genannt. Ich erblickte Hoseok und erinnerte mich an die Erlebnisse dieses Tages. Ich war mir noch nicht sicher, was ich nun davon halten sollte.

Ich verzichtete auf seine Hand und stieg allein aus dem Luxuswagen, nur um auf ein Anwesen zu starren, das mir den Atem verschlug. Der Vorgarten war mit zwei blühenden Blumenbeeten geschmückt und ordentlich gemähtes Gras vervollständigte den Eindruck von guter Pflege. Das Gebäude selbst schien einladend und groß und die Nachbarn schienen mit ähnlichen Standards zu leben.

Während wir in Richtung Eingang gingen, begann Hoseok zu erzählen, wobei das Lächeln seine Lippen nicht verließ.

"Weißt du, ich habe schon lange mit dem Gedanken gespielt, mir einen Untermieter zuzulegen, denn das Haus ist einfach zu groß für einen allein. Früher habe ich mit meiner Mutter und meinem Großvater hier gelebt, doch seit der verstorben ist, reist meine Mutter viel und verbringt den Großteil ihrer Zeit in Japan. Rede ich zu viel? Meine Freunde sagen manchmal, ich rede wie ein Wasserfall, aber ich kann einfach nicht damit aufhören. Wenn du dich etwas eingelebt hast, wirst du auch die anderen kennen lernen, ich denke, du wirst ganz gut zu uns passen."

Er schien wirklich kein Ende zu finden, wir waren bereits in der Küche, wo der Tisch für zwei Personen gedeckt war und ein Hausmädchen auf Anweisungen wartete.

"Ich hoffe, du magst Hühnchen, aber die Suppe von Su-Min ist auch super lecker, von der musst du kosten." Er klang echt begeistert und irgendwie fühlte ich mich wohl bei ihm. Seine Art war angenehm und ich hatte das Gefühl, er achtete wirklich auf mich.

Ich probierte tatsächlich verschiedene Speisen und war beinahe enttäuscht, als ich satt war, aber noch nicht alles hatte kosten können. Doch ich hatte schon so lang nichts Richtiges mehr gegessen, dass ich nun nicht so viel schaffte.

"Hat es dir geschmeckt?", fragte Hoseok schließlich und sah mich aus seinen dunklen Augen heraus forschend an.

"Ja, vielen Dank." Ich bemerkte, dass meine Stimme tiefer klang als damals. Sie war außerdem rau, aber das kam davon, wenn man einfach nicht sprach.

Er sah mich einen Moment überrascht an, bevor er wieder breit grinste und sich zurück lehnte.

"Und, worauf hast du nun Lust?", fragte er und ich dachte einen Moment nach.

"Ich würde gern duschen." Ich erwartete einen blöden Spruch von wegen Katzenwäsche, doch es kam nichts. Stattdessen bot er sogar an, mir ein Bad einzulassen, was ich dankend ablehnte.

- - -

Später stand ich unschlüssig im Bad und zog mir den weißen Bademantel über, den Hoseok für mich raus gelegt hatte. Meine nassen Haare schüttelte ich einmal aus, wobei viele kleine Wassertröpfchen auf den Spiegel trafen. Ich wollte meine alten Klamotten wieder anziehen, doch sie waren verschwunden. Ich beschloss Hoseok zu suchen und betrat den Gang erneut.

Irgendwie sah alles gleich aus. Ich kam an einigen Türen vorbei, doch nirgends eine Spur. Dann schloss ich die Augen, reckte meine Nase etwas nach oben und sog ganz bewusst den Duft des Hauses ein. Es roch frisch, leicht nach Lavendel. Und dann erkannte ich eine feine Note nach Gras und Sonne und folgte ihr, bis ich an einer Tür ankam, hinter der irgendeine Musik spielte. Ich hörte die schiefen Töne auf dem Klavier sofort heraus.

Ich öffnete die Tür und erblickte ein großes Wohnzimmer und an der Wand stand ein schwarzes Klavier, vor dem Hoseok saß und versuchte, ein einfaches Lied zu spielen. Ich trat etwas näher heran.

Hybrid // YoonSeokWo Geschichten leben. Entdecke jetzt