Kapitel 2

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"Mr Jung, sind Sie sich sicher?" Der Schwarzhaarige nickte nur.

Schulterzuckend schrieb der Wärter etwas auf ein Stück Papier und reichte es dem Herren, der wohl bald mein neuer Besitzer sein würde. Dieser warf einen Blick darauf, schaute dann mich an, was ich gekonnt ignorierte, und nickte dann. "In Ordnung. Ich möchte den Schlüssel für sein Halsband, eine Flasche Wasser und Zeit mit ihm allein hier, bevor ich ihn mitnehme."

Nach einem Handschlag schrieb 'Mr Jung' einen Check aus und blieb mit mir allein im Raum zurück.

Ich beobachtete ihn nun und versuchte, ihn einzuschätzen. Er sah athletisch aus und war ziemlich groß gewachsen, seine Augen schienen freundlich und das Lächeln, welches er mir schenkte, ließ das Licht irgendwie heller strahlen.

Er ging jetzt an den Käfig heran und öffnete ohne Zögern die Tür, während mein Blick noch immer abwartend auf ihm lag. Ich könnte ihn jederzeit angreifen.

"Hallo Suga, ich bin Hoseok."
Er lächelte und ich spürte, wie etwas von meiner Anspannung abfiel. Ich vertraute ihm nicht, doch er schien zumindest nicht sofort bedrohlich.

Meine Schwanzspitze zuckte, ich wusste nicht, wie ich mit der Situation umgehen sollte. Er setzte sich mir gegenüber in den Käfig hinein, die Tür blieb offen, so dass ich hätte fliehen können.

"Ich würde dich gern mit zu mir nehmen, bist du bereit, mitzukommen?" Er sah mich fragend an, das Lächeln noch immer leicht auf seinen Lippen.

Ich hatte schon einiges durchgemacht und konnte mir bei ihm irgendwie nicht vorstellen, dass er auch nur halb so schlimm werden könnte. Dennoch zögerte ich. Letztendlich hatte ich eh keine Wahl, doch wollte ich überhaupt hier bleiben? Ich wurde schlecht behandelt, fror und hungerte und konnte nicht einmal hin und her laufen. Ich war immer noch ein Mensch.

Da Hoseok mich immer noch abwartend anschaute, nickte ich schließlich, woraufhin sein Grinsen breiter wurde.

Mein Ohr zuckte, als die Tür wieder aufging, doch diesmal trat nicht mein Wärter ein, sondern Hyunmin, ein Hybrid-Mädchen, das sich um alle Angelegenheiten der Verwaltung kümmerte. Sie lächelte mich schüchtern an und ich nickte ihr zu.

"Hier, Herr", murmelte sie und hielt ihm ein Tablett hin, auf dem ein kleiner Schlüssel und eine Flasche Wasser lagen.

"Vielen Dank, sag deinem Chef bitte, dass ich Suga gleich mitnehme und auf die Untersuchung eines Arztes verzichte."

Sie nickte unterwürfig und zog sich mit einem letzten aufmunternden Blick zu mir zurück.

Ich betrachtete meinen neuen Besitzer aufmerksam. Ich wurde noch nicht oft verkauft, doch einen Hybriden ohne ärztliche Untersuchung mitzunehmen war ungewöhnlich. Bei der Untersuchung wurde zwar sowieso gelogen und beschönigt, aber trotzdem.

Nun kam er an mich heran gerutscht, woraufhin ein leises Knurren in mir aufstieg, er hatte seine Hände zu meinem Hals bewegt.

"Ganz ruhig", murmelte er und konzentrierte sich darauf, den Schlüssel in das Schloss meines Halsbandes zu stecken. Nach einem leisen Klicken nahm er mir das schwarze Band ab und entfernte sich etwas.

"So ist besser." Er schien zufrieden und ich rieb mir erstaunt über den Hals. Das Band hatte sehr eng angelegen, wie einen räudigen Köter hatten sie mich manchmal hinter sich her geschleift.

Dann reichte er mir die Flasche und verlangte, dass ich trank. Das kühle Nass tat mir gut und ich begann mich etwas zu entspannen.

Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, doch irgendwann stieg Hoseok aus dem Käfig heraus und sah mich wortlos an. Dennoch lächelte er. Ich fragte mich, ob es schmerzhaft war, so viel zu grinsen. Langsam krabbelte ich auch auf die Tür zu und stieg dann herab, wobei ich mich erst wieder an das Gefühl zu stehen gewöhnen musste.

Hybrid // YoonSeokWo Geschichten leben. Entdecke jetzt