Wie paralysiert geht Chanyeol durch die Straßen, nicht auf die Leute um ihn herum achtend, denn er ist in seinen Gedanken versunken. Durchgehend muss er an den großen Typen mit seinem blonden Haar, den düsteren Klamotten und diesem angsteinflößenden Ausdruck im Gesicht denken. Wieder läuft ihm ein kalter Schauer über den Rücken und er schüttelt sich. "Morgen...", murmelt er zu sich und malt sich alle möglichen Situationen aus, die passieren können, wenn er abgeholt wird. Er geht sogar so weit, dass er das Schlimmste vermutet. Dass er stirbt. Aber er sagt sich selbst, dass das lächerlich sei und verwirft diesen Gedanken.
Trotzdem sollte er lieber aufpassen...Nach einiger Zeit kommt Chanyeol an seiner Unterkunft an und betritt diese. Seine gestohlenen Sachen legt er auf den Tisch mit dem kaputten Bein, das er versucht hatte zu reparieren, ab und macht sich auf zu seinem 'Schlafzimmer'. Es ist genauso heruntergekommen wie alles andere hier und sieht an sich auch genauso aus, nur liegt hier eine Matratze inmitten des Zimmers. Und um ehrlich zu sein, wäre es für Chanyeol kein Unterschied, wenn er auf dem Boden schlafen würde, doch eine Matratze hört sich einfach bequemer an.
Er legt sich auf die Matratze, auf den Rücken, und starrt die Decke an. Sein Hunger ist längst vergangen und hat einem unwohlen Gefühl Platz gemacht. Es ist, als sei ihm schlecht, denn zum ersten Mal seit Jahren fühlt er sich wieder bedroht und in Gefahr. Genau deswegen war er doch abgehauen...Stunden vergehen, es hat mittlerweile angefangen zu regnen. Man hört ein leises Tropfen im Nebenzimmer, dessen Dach undicht ist, und spürt förmlich die Spannung in der Luft. Chanyeol verzweifelt innerlich. Er weiß keine Möglichkeit seinem Schicksal zu entkommen. Ja, er versucht es immer noch. Auch wenn er eingewilligt hat, will er es nicht einfach so hinnehmen. Er will sich so lange dagegen wehren, bis es nicht mehr gehen würde. Und das ist morgen, wenn einer dieser Gefolgsleute hier auftauchen wird.
Warte. Chanyeol setzt sich kerzengerade auf und sieht starr zur Wand. Ihm fällt erst jetzt auf, dass er abgeholt werden wird. Von seinem 'Zuhause', diesem Ort. Das bedeutet ja, dass er wissen muss, wo er wohnt. Woher? Woher weiß dieser Typ, wo er wohnt?
Nachdenklich senkt Chanyeol den Blick und zerbricht sich seinen Kopf über diese Frage. Das Einzige, was ihm plausibel vorkommt, ist, dass er beobachtet wurde. Wenn es wirklich so ist, stellt sich ihm die nächste Frage. Warum beobachtet er mich?
Chanyeol schüttelt den Kopf und lässt sich frustriert seufzend nach hinten fallen. Das ist alles zu konfus für ihn.
Was soll auch so besonders an ihm sein? Er ist nur ein gewöhnlicher Junge, der von zu Hause abgehauen ist! Das bringt doch alles nichts...Um nicht noch verrückt zu werden, fängt Chanyeol irgendwann an zu putzen. Ja, wenn man unter Druck steht, macht man die komischsten Sachen. Wer würde auch ein heruntergekommendes Haus putzen? Es müsste eher abgerissen und wieder aufgebaut werden.
Chanyeol ist gerade dabei mit einem nassen, alten Lappen über die kaputte Scheibe zu wischen. Plötzlich stoppt er, als er auf sein kaum sehbares Spiegelbild aufmerksam wird. Er betrachtet es genau. Seine Gesichtsform, seine Haare und seinen Gesichtsausdruck. Was ist daran so besonders? Da entdeckt er die Risse, die sich durch die Glasscheibe und sein Spiegelbild ziehen.
Jetzt nimmt das Ganze für ihn eine ganz andere Bedeutung an. Es scheint so, als wolle es ihm etwas sagen. Dass er an etwas zerbrechen würde oder... dass ihm etwas gravierendes passieren wird.
Bitter sieht er runter und lässt den Lappen fallen. "Morgen...", murmelt er und entfernt sich kurz darauf vom Fenster.Der nächste Tag, eine schlaflose Nacht und ein Chanyeol, der nicht ruhig bleiben kann.
Chanyeol läuft durch sein Haus. Immer wieder, hin und her. Die Anspannung scheint zum Zerreißen stark zu sein. Am liebsten würde er einfach los laufen, dem Anhänger entgegen, nur damit diese verdammte Anspannung weg geht. Natürlich tut er es nicht, denn freiwillig in sein unbekanntes Ende zu gehen, kommt für ihn nicht in Frage.
Chanyeol will sich hinsetzen, neben seine gepackten Sachen, doch er hält noch in der Bewegung inne. Er hat etwas gehört. Still bleibt er stehen und lauscht. Erst kann er nichts hören, bis man leise Schritte wahrnehmen kann, die nach und nach lauter werden.
Das ist er. Er muss es sein!Sein Begleiter auf dem Weg zur Hölle ist gleich da.
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Schicksalhafte Begegnung
FanfictionChanyeol, 16 Jahre alt, ist von zu Hause abgehauen und lebt nun auf der Straße. doch das, was ihn dort erwartet, hätte er nie für möglich gehalten. - - Diese Geschichte basiert auf ein RPG, das ich mit SweetyDeety geschrieben habe.