Teil III

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In mir zog sich alles zusammen. Mein ganzer Körper stand plötzlich unter Strom. Dieser starrte mich genauso fassungslos an, wie ich ihn. „Anne." Auch er schaffte es nicht sich von der Stelle zu rühren. Die ganzen Gefühle, die sich in den letzten drei Monaten angesammelt hatten, kamen mit einmal hoch. Wut, Enttäuschung, Hass, Unsicherheit und irgendwo auch ein wenig Euphorie diesen schönen Mann wiederzusehen. Den Mann, der mich in ein tiefes Loch hat fallen lassen. Mein Körper reagierte schneller, als ich denke konnte und verpasste ihm eine Backpfeife.
„Spinnst du!? Was soll das?" Er hielt sich eine Hand an die Wange, wo ich ihn geschlagen hatte. „Was das soll!? Du hast mit mir geschlafen, obwohl du eine Freundin hast! Was für ein rücksichtsloses Arschloch bist du eigentlich? Und wage es ja nicht, jetzt mir die Schuld in die Schuhe schieben zu wollen!" Ich kochte vor Wut, wollte ihn am liebsten noch eine Backpfeife geben, als sich Lars und Lily zwischen uns schoben. „Leute, kommt mal runter. Ihr habt schon die ganze Bar neugierig gemacht." Lars versuchte auf uns einzureden und zog uns gemeinsam mit seiner Freundin aus der Bar hinaus. Ich ignorierte seine Worte, funkelte Steffen immer noch böse an.
„Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt.." Lily zog mich ein Stück nach hinten, um Abstand zwischen Steffen und mir herzustellen. „Sekunde..was hast du eben gesagt? Du hast dir das anders vorgestellt?" Jetzt richtete sich mein Zorn auf meine beste Freundin. „Wusstet du etwa das Steffen der beste Freund von Lars ist!? Wusstest du das es der Steffen ist!?" - „Ja wusste ich. Aber.." - „Wieso schleppst du mich dann in diese Scheißbar und lädst diesen Idioten auch noch ein!? Wies..." - „Weil ich dir verdammt nochmal helfen wollte! Du hast dir wegen ihm die Augen aus dem Kopf geheult und bist seitdem fast ununterbrochen schlecht gelaunt und.." - „Und da denkst du, dass es sonderlich förderlich ist, wenn ich ihn nochmal wiedersehe?" Ich fiel meiner besten Freundin ins Wort, weil ich sie einfach nicht verstehen konnte. Wie um alles der Welt konnte sie mir das hier antun? „Ihr sollt euch verdammt nochmal aussprechen. Euch geht es seit der Sache beiden nicht gut. Laura hat sich von Steffen getrennt und du bist so geknickt, dass du nicht mal mehr vor die Tür geht." Nun ergrifft Lars das Wort. Er stellte sich so hin, dass sowohl Steffen als auch ich ihn sehen konnten. „Wieso erzählst du ihr, dass Laura Schluss gemacht hat? Das geht sie nichts an!" Steffen meldete sich nun auch endlich zu Wort. „Doch es geht sie was. Mag sein, dass sie auch an der Trennung beteiligt war, aber du kannst mir nicht erzählen, dass sie dir egal ist. Du jammerst mir seit drei Monaten die Ohren voll, dass du dich nochmal mit ihr treffen willst und mit ihr über die Sache reden willst. Jetzt hab auch die Eier dazu in der Hose und mach es! Anne kann dir nicht vollkommen egal sein, wenn dir das Gespräch so wichtig ist. Du kannst mir schon lange nichts mehr vormachen, Graef. Ich weiß das da Gefühle im Spiel sind." Nach Lars' Ansage herrschte Stille. Steffen sah zwischen seinen besten Freund und mir hin und her, während ich ihn anstarrte. Lars' Worte hallten durch meinen Kopf. Er wollte mit mir reden? Er hatte Gefühle für mich?
„Am besten wir lassen die beiden mal allein. Bekommt ihr das hin ohne euch die Köpfe einzuschlagen?" Lily nahm die Hand ihres Freundes und gemeinsam gingen sie zurück in die Bar, als Steffen und ich stumm genickt hatten.

Lass uns endlich was' riskierenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt