Steffen's Sicht, eine Woche später
„Willst du nicht mal schlafen? Es ist 4 Uhr morgens?" Ein vollkommen verschlafener Lars stand plötzlich neben mir und rieb sich über die Augen. „Ist zwecklos. Ich komme eh nicht zu Ruhe. Du kannst ruhig wieder zu deiner Freundin ins Bett kriechen und mit ihr ne' Runde kuscheln oder Sex haben." Ich zappte weiter durch das langweilige Nachtprogramm im Fernsehen, bis ich schließlich bei einer Doku über Mantarochen stehen blieb. Vielleicht würde mich das ja auf andere Gedanken bringen. „Man Steffen.." Mein bester Freund fuhr sich durch seine widerspenstigen Haare, bevor er sich zu mir auf das Sofa setzte, was ihm und Flo gehörte. Seit mich Laura aus unserer Wohnung geschmissen hatte, wohnte ich bei den beiden auf dem Sofa. „Du hast ja echt einen richtigen Hänger." - „Ach was. Ich möchte dich mal sehen, wenn dich Lily so korben würde, wie Anne es letzten Samstag bei mir gemacht hat." - „Du spielst nicht mit fairen Mitteln. Sie hat dich nicht grundlos gekorbt und das musst du verstehen. Auch wenn das alles andere als leicht ist." Ich nahm einen tiefen Schluck aus meiner Bierflasche. „Ich weiß. Und ich kann sie ja auch verstehen, aber.. Sie geht mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Und es tut verdammt noch weh, wenn Lily die Wohnung mit den Worten „Ich muss mich um Anne kümmern." oder „Ich fahre jetzt zu Anne." verlässt." Ich atmete schwer auf, versuchte die Tränen zu unterdrücken. Ich hasste es meine Gefühle so zu zeigen. „Man Kumpel..dich hat's echt voll erwischt, oder?" Zögerlich nickte ich. „Ja und das macht mir Angst. Weil ich mich noch nie so Hals über Kopf in eine Frau verguckt habe. Nicht mal bei Laura."
Anne's Sicht
„Also, du wolltest mir was wichtiges sagen?" Lily und ich hatten es uns bei mir auf dem Sofa gemütlich gemacht. Im Hintergrund lief ein Film, auf dem Tisch standen Snacks, eine Flasche Weißwein für mich und Bier für Lily. „Ich weiß nicht ob ich Steffen letzte Woche die richtige Antwort gegeben habe." Platzte es sofort aus mir heraus. Lily starrte mich einen Moment mit offenem Mund an. Ich gab ihr aber nicht mal die Chance zu reagieren, sondern redete einfach weiter. „Er hat sich bei mir entschuldigt und das nicht nur einmal. Er hat mir gesagt, wie scheiße es ihm geht und dass er sich den Arsch aufreißen würde, um mich besser kennenzulernen, wenn wir uns auf anderen Wegen kennengelernt hätten. Und ich habe ihm gesagt, dass ich das nicht kann und bin einfach abgehauen." Vergeblich versuchte ich meine Tränen runterzuschlucken. Lily griff nach meiner Hand und streichelte diese sanft. „Dann rede nochmal mit ihm." Bitter lachte ich auf. „Klar, als wäre das so einfach. Schon vergessen, dass ich ihn gekorbt habe? Da kann ich wohl kaum nach einer Woche angekrochen kommen und sowas wie ‚Hey Steffen! Eigentlich finde ich dich gar nicht so scheiße und ich würde dich doch ganz gerne besser kennenlernen. Hast du vielleicht Lust mich zu daten?' sagen." Aus irgendeinem Grund lächelte Lily. "Doch, genau das kannst du. Komm schon, Änne, ich sehe Steffen jeden Tag und der Typ versinkt noch mehr in Selbstmitleid, als du es tust und das, meine Liebe, will schon was heißen. Er würde nicht mal auf die Idee kommen 'Nein' zu sagen, wenn du ihn um ein Treffen bitten würdest!" - "Was macht dich da so sicher?" - "Die Tatsache, dass er auf Lars' Sofa pennt und ich total untervögelt bin, weil mein Typ nicht kann, wenn sein bester Freund drei Meter weiter sitzt und in Selbstmitleid badet. Glaub mir, ich schleif ihn persönlich bis vor deine Haustür, wenn es sein muss." Ich wusste nicht, ob ich weinen oder lachen sollte. Lily sagte es viel zu trocken heraus und hatte ihr typisches Grinsen im Gesicht. Doch ihr Gesichtsausdruck wurde ernster. "Du möchtest wissen, was mich so sicher macht?" Ich nickte. "Erstens: Du bist eine wundervolle Frau, für die es sich zu kämpfen lohnt und die eine zweite Chance verdient. Auch wenn Steffen manchmal hohl ist, das hat selbst er kapiert. Zweitens: Steffen ist total verschossen in dich. Jetzt schon, ohne dich wirklich zu kennen und ich kenne dich nunmal und weiß daher, was er noch alles nicht kennt und noch mehr lieben wird, als die Seiten, die er schon kennt. Drittens: Es kann sein, dass ein gewisser kleiner Blondschopf mir das ein oder andere Detail der ach so geheimen Männergespräche gesteckt hat. Irgendwie muss er ja wieder gut machen, dass ich keinen Sex bekomme."