Kapitel 1: Flügelchen

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Mit einem Erstehilfekasten in der Hand begab ich mich vom Bad, zum Wohnzimmer meiner durchnässten Wohnung.

Ich führte den verletzten Mann sofort hoch in meine Wohnung, um seine Wunden so gut wie auch nur möglich zu versorgen.
Dabei sprach er kein einziges Wort. War er überhaupt in der Lage zu sprechen? Verstand er die menschliche Sprache überhaubt? Und die mit Abstand wichtigste Frage; was um alles in der Welt war er?!

Mein Blick fiel auf ihn, wie er auf meinem Sofa saß und ich musste lächeln, als ich sah, wie zährtlich seine Hand durch das Fell meines Katers fuhr.

"Das ist Prompto, mein bester Freund.", erzählte ich stolz und beobachtete, wie es sich das Tier, neben dem Besucher auf der Couch, gemütlich machte. Sein orangenes Fell war ein starker Kontrast zu dem schwarzen Möbelstück.

Mit müden Augen schaute der Verletzte hoch, das blau seiner Irise hatte eine unglaublich beruhigende Wirkung auf mich.

"Ich könnte dir mit deinen Schnittwunden und auch deinem Arm helfen.", vorsichtig kniete ich mich vor ihm hin und legte den Kasten an meine Seite, "Du willst wahrscheinlich nicht zu einem Krankenhaus, oder?"

Hastig wich sein Blick meinem aus, ich deutete das als ein Bejahen und konnte es ihm beim besten Willen nicht übel nehmen, wer weis was andere Menschen mit ihm anstellen würden?
Ihn wie ein wildes Tier behandeln, Einsperren oder sogar Foltern um Antworten zu bekommen.
Es gab bombenfeste Gründe warum die Protagonistinen in der Serie 'H2O: plötzlich Meerjungfrauen' ihre unmenschliche Seite geheim hielten.

"Verstehst du mich? Kannst du auch sprechen?", fragte ich etwas direkt.

Auf einer Seite wollte ich ihn nicht belasten, auf der anderen Seite aber brannten so viele Fragen auf meiner Zunge.

Plötzlich legte er seine unverletzte Hand auf meine Wange und starrte tief in meine Augen.
Anstatt erschrocken zurück zu zucken, wie ich es normalerweise tuen würde, breitete sich wieder diese unerklärliche Ruhe in mir aus. Mit jeder vergangenen Sekunde wurde diese sogar intensiver.

Mit den Worten: "Du hast ein gutes Herz, Freya.", löste er sich von mir.

Ein eiskalter Schauer durchfuhr meinen Körper.

"Woher kennst du meinen Namen?", stotterte ich deutlich verwirrt.
Wenn er meinen Namen wusste, was noch?

"Du musst dich nicht um meine Wunden kümmern , Frey.", meinte er mit einer unbeschreiblich sanften Stimme und benutzte dabei meinen Spitznamen, "Am morgingen Tag werden sie verschwunden sein, doch-"

"Was bist du?", platzte es aus meinem Mund.

Prompto hebte besorgt seinen Kopf, er roch wahrscheinlich mein unwohles Bauchgefühl.

Der Mann lächelte einfach breit, was ihn trotz seinem derzeitigen Zustand, attraktiv wirken lies: "Wonach sehe ich denn aus?"

Ich hielt inne um ihn genau zu mustern, oder eher gesagt seine mit weißen Federn bedeckten Flügel, dann sprach ich leise: "Bist du wirklich ein Engel?"

Als Antwort spreitzte er seinen rechten Flügel, der Linke zuckte bloß.

Mein Kater erhob sich und miaute laut.

Ein enttäuschtes Schnaufen verlies seine Brust: "Ja, das bin ich. Ein Engel. Ein Engel mit gebrochenem Flügel."

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