Einen Menschen zu verlieren ist wie...

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Einen Menschen zu verlieren, den man liebt ist wie von einer Brücke springen, wie sich ein Messer ins Herz rammen. Auch Felia musste dieses Gefühl kennen lernen. Es war 2011, sie war 11 Jahre alt. Viele sagen wahrscheinlich sie war zu Jung um das zu verstehen und den Schmerz zu spüren, doch das war sie nicht. Schmerz lässt die Menschen altern. Sie war erst 11 als sie ihren besten und einzigen echten Freund verlor. Dennis war 14 Jahre alt. Viel zu Jung um dem Tod entgegen zu blicken und doch war er tot. Er nahm sich das Leben, nicht weil er schwach war, nein, weil er nicht mehr konnte. Er konnte den Schmerz nicht länger ertragen und dann war es geschehen. Er war fort und keinen interessierte es. Wen sollte es auch interessieren ? Er hatte niemanden. Weder Familie noch Freunde. Er hatte nur Felia und Felia hatte ihn...

Es war ein ganz normaler Tag, wie jeder andere auch. Felia stand morgens auf um sich für die Schule fertig zu machen. Wie jeden Tag hatte sie nur 20 Minuten zeit bis ihr Bus kam. Sie zog sich an, frühstückte, packte ihre Tasche und ging dann zum Bus. Die einzige Motivierung für den Tag war, dass sie nach der Schule Dennis sehen würde. Sie ging nicht gerne zur Schule. Wer tat das schon ? Aber sie tat es, weil sie Dennis nicht enttäuschen wollte. Den Tag überlebte sie nur schwer. Von überall kamen diese Blicke und Bemerkungen. Felia wollte am liebsten einfach verschwinden, doch irgendwie schaffte sie es. Nach der Schule ging sie nach Hause. Auf dem weg hörte sie Musik, wie immer. Einfach nur um abzuschalten und zu entspannen. Es half ihr von der Realität zu flüchten. Noch war alles gut. Es war nichts anders als sonst auch. Zu Hause angekommen waren ihre Eltern nicht da, doch fand sie auf ihrem Schreibtisch einen Brief. Es hab keinen Absender, er war lediglich an sie adressiert. Ihre Hände zitterten als Felia in öffnete und Dennis Handschrift erkannte: "Hey Süße... Wenn du das ließt bin ich wahrscheinlich nicht mehr bei dir, aber ich wollte mich von dir verabschieden und sie sagen wieso. Es tut mir unendlich leid. Es tut mir leid, dass ich dich alleine lasse, aber ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten. Dieses Gefühl unerwünscht zu sein hat mich einfach jeden Tag weiter von innen zerfressen. Ich weiß das ist keine Entschuldigung...es tut mir so verdammt leid ! Bitte weine niemals um mich. Du findest jemanden, der dich verstehen und für dich da sein wird. Danke dass ich dich kennenlernen durfte und dass wir so viel zeit miteinander verbracht haben. Du hast mir das Gefühl gegeben geliebt zu werden. Ich habe dich immer geliebt, als meine kleine Schwester:) vermisse mich nicht und sei nicht traurig, aber bitte lass mich immer einen Teil deiner Vergangenheit sein. Lebe weiter und werde glücklich, denn du hast es verdient. Auch ohne mich. Ich liebe dich. Dennis"

Leicht gesagt. "Weine nicht um mich" wie sollte sie ? Für Felia brach eine Welt zusammen. Ihr standen sie tränen in den Augen und sie konnte es einfach nicht glauben. Es konnte nicht sein. Wieso hatte sie nicht gemerkt wie schlecht es ihm ging ? Wieso hatte sie ihm nicht geholfen ? Wie konnte es nur so weit kommen ? Felia hatte das Gefühl als hätte man ihr das Herz aus der Brust gerissen. Sie dachte ihr Leben sei zu Ende. Sie war allein, sie wollte nicht Leben ohne Dennis. Doch es müsste weiter gehen. Dennis würde nicht wollen, dass sie sich aufgibt. Doch jetzt war es zu spät. Sie war am Boden zerstört. Tränen rannten in Flüssen über ihre Wangen und ihre Beine ließen nach. Sie lag am Boden. Es konnte nicht wahr sein. Nein, ihr bester Freund konnte nicht tot sein! Ihr wurde klar, dass auch diese Gedanken ihn nicht zu ihr zurück holen konnten. Er war fort, für immer. Nichts und niemand könnte ihn zurück bringen. Felia wollte diesen Schmerz nicht ertragen müssen. Sie wollte diesen Schmerz vergessen, doch wie ? Sie konnte sich kaum bewegen. Alles schmerzte und noch immer liefen ihr die tränen. Sie schluchzte laut auf, doch niemand konnte sie hören. Jetzt war sie allein. Endgültig. Sie wollte sich spüren. Spüren, dass sie noch lebte. Felia dachte nicht nach, sie kratzte an ihren Armen, kratzte sich die Haut blutig, aber spürte keinen Schmerz. Der seelische Schmerz war größer. Sie verband sich die arme, da ihre Eltern bald heim kommen würden. Immer noch schluchzend kuschelte sie sich in ihre Decke und schlief irgendwann unter Tränen ein, mit dem Gedanken die wichtigste Person in ihrem Leben verloren zu haben. Für immer.

Die Nacht fand sie kaum schlaf. Sie träumte von ihm und wachte immer wieder schweißgebadet auf. Sie konnte es immer noch nicht glauben. Wie in Trance machte sie sich für die Schule fertig. Der Tag verging nur schleichend und sie sprach kein einziges Wort. Felia war wie in einer anderen Welt, so sagen es die anderen. Sie starrte in die Leere und hörte nicht zu. So auch die Tage und Wochen darauf. Selbst die Lehrer merkten, dass sie wo anders war, doch niemand fragte wieso. Sie hatte keinen Kontakt zu niemandem. Sie wollte alleine sein. Sie wollte ihn wieder haben, doch es ging nicht. Täglich wenn sie wieder alleine war und keiner sie sehen und hören konnte. Abends im Bett. Sie kratzte sich die Haut auf und weinte sich in den schlaf. Jeden verdammten Tag. Irgendwann sahen ihre Eltern ihre Wunden. Felia sagte es sei nichts. Ihre Eltern glaubten ihr. Doch als immer neue Wunden kamen wurden sie misstrauisch. Mittlerweile war Felia 12 Jahre alt. In einem streit, Felia war so unglaublich sauer auf ihre Eltern, schrie sie ihnen mit Tränen in den Augen ins Gesicht, was los war. Dass sie sich die Wunden selbst zufügte. Anstatt dass ihre Eltern sie trösteten oder sie einfach nur umarmten, wurde sie angeschrien, wie sie doch nur so dumm sein konnte, wieso sie nicht aufhörte zu weinen. Von da an musste sie in eine Therapie. Jede Woche. Damit niemand sah wie kaputt sie war. Nie hatte jemand erfahren was passiert war. Bis heute sind alle ahnungslos.

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