Vielleicht ist das Leben nicht für jeden etwas...

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Es war ein ganz normaler Tag, wie jeder andere auch. Nur ein Unterschied: Felia ging es schlecht. Es war jetzt schon Wochen, wenn nicht sogar Monate her und doch war sie noch nicht darüber hinweg. Sie vermisste Dennis einfach nur so sehr. Von einem Tag auf den anderen war er nicht mehr da. Es gab niemanden mehr an dem sie sich fest halten konnte. Seit Wochen kam sie morgens nur noch mit viel kraft aus dem Bett. Sie weinte sich jeden Abend in den schlaf und jeden morgen wenn sie aufstehen musste, würde sie am liebsten wieder in Tränen ausbrechen. Womit hatte sie das verdient ? Was hatte sie falsch gemacht ? Doch sie musste. Sie musste jeden Tag aufs neue in die Schule, wo sich niemand für sie interessierte. Ihre Noten waren schlecht und sie sah keinen Sinn mehr. Doch heute war noch etwas anders. Heute musste sie nicht in die Schule. Ihre Mutter rief ihr durch die Tür etwas zu, was klang wie "Felia beeil dich, wir müssen los!" Felia hatte keine kraft sich zu beeilen. Heute müssten sie und ihre Mutter zusammen in die erste Therapie Stunde. Sie wollte nicht. Sie sah nicht ein mit jemandem darüber sprechen zu müssen. Zusammen fuhren sie los. An der Rezeption angemeldet setzten sie sich ins Wartezimmer. Felias Mutter versuchte mit ihr zu sprechen, doch Felia blockte ab. Sie wurden in ein zwanghaft gemütlich eingerichteten Raum gerufen. Überall an den Wänden hingen Bilder, von Kindern gemalt. Die wände waren Bund und die Stühle mit gemusterten Kissen ausgepolstert. Felia fühlte sich nicht wohl. Sie setzten sich gegenüber von einer Frau, die sie falsch freundlich anlächelte. Felia hasste solche Menschen. In der Stunde sprachen sie darüber, wieso sie hier waren. Die Mutter fing an zu weinen und erzählte, dass sie krank war und nicht wüsste, was bei Felia falsch gelaufen war und dass sie ihr helfen wollte aber Felia sich nicht helfen ließ. Sie Tränen der Mutter taten ihr im herzen weh und doch hatte sie in diesem Moment so einen Hass auf ihre Mutter. Wie konnte sie nur wieder alles auf Felia schieben ? Ihr wieder für alles die Schuld geben. Die Therapeutin sah das Kind böse an. Sie hatte Mitleid mit der Mutter und sah den Fehler in ihr. Natürlich, Felia war immer die schuldige.

Die Stunde war zu Ende und sie müsste jetzt regelmäßig her kommen. Sie wollte nicht, doch wen interessierte das schon ? Sie wurde als krank abgestempelt und ihr wurde die Hilfe aufgezwungen. Ihre Mutter wollte, dass sie nach der Sitzung noch in die Schule ging, doch Felia weigerte sich. Sie fuhr nach Hause. Alleine, ohne die Mutter. Daheim saß sie alleine in ihrem Zimmer. Weinend. Es tat ihr einfach nur so weh, dass keiner sie wollte.

Am nächsten Tag wurde wie von Geschrei aus der Küche geweckt. Sie ging zur Tür und hörte nur teile des "Gesprächs". Sie hörte etwas wie "geisteskrank", "depressiv" und "alles nur deine schuld" und ihr war klar dass der streit ihrer Eltern um sie ging. Sie stritten so oft. Meist wegen Felia.

Die Tage an denen sie keine Schule hatte waren weniger schlimm. An diesen Tagen konnte sie einfach in ihrem Bett liegen und nichts tun. Die Musik half ihr am meisten. Felia war sich schon nach der ersten Sitzung sicher, dass die Therapie nicht helfen würde. Die Therapeutin mochte sie nicht.

Sie ging weiter normal zur Schule, musste jedoch ein mal die Woche am Nachmittag zur Therapie. Sie musste über ihre Freunde und Familie reden und darüber wieso sie sich verletzte. Sie musste über das Verhältnis mit ihrer Familie reden und was mit ihren Freunden los ist. Über streit und glückliche Tage. Sie lernte wie sie aufhören konnte sich selbst zu verletzten. Sie lernte die Bemerkungen der anderen zu ignorieren und sie tat so als würde es ihr immer besser gehen. Sie kam langsam über Dennis Tod hinweg aber noch immer schmerzte es wenn sie daran dachte. Sie würde niemand vergessen können wie es ist einen geliebten Menschen zu verlieren. Niemals würde sie wieder normal darüber reden können. Über den Tod.

In der Schule fand sie wieder Freunde. Sie zeigte sich glücklich und verdrängte den Schmerz. Die Narben verheilten und doch blieb sie still, wenn jemand das Thema ansprach. Sie hielt sich zurück. Wollte nicht auffallen. Sie wollte nicht länger zur Therapie und doch musste sie. Vielleicht würde es ihr ja doch irgendwie weiter helfen...

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