Der Besuch von Gandalf blieb nicht unbemerkt. Er war das Gesprächsthema beim Mittagessen und auch bei den leckeren Abendmahl fiel sein Name. Obwohl sie den Zauberer mochten (insbesondere die jungen Hobbits), mussten sie nicht viel Verstand haben, um zu merken, dass es kein gutes Zeichen war.
Am späten Abend kam Sam zu Frodo. Sie hatten den gesamten Tag nicht miteinander gesprochen, da Frodo sofort wieder heimgekehrt war. Nun aber wollte Sam noch einmal nach der Wunde sehen, die er sich gestern zugezogen hatte. Seine Hände zitterten, als er den schweren Koffer griff. Aragorn, einer der neun Gefährten und noch dazu einer der großen Leute, hatte ihm vieles belehrt. Oftmals hatte er über seine Schulter gesehen. Doch auch von Elrond, den Halbelb aus Bruchtal, hatte er gelernt. Sam war bewusst, dass seine Heilkünste nichts im Gegensatz zu den Elbenkünsten waren. Jedoch bereitete es ihm Freude, das angesammelte Wissen zu gebrauchen.
Frodo blätterte in einem alten Buch, das Gesicht mit einer Hand gestützt. Er bemerkte den Gast nicht sofort. Erst als Sam unglücklicherweise gegen einen Stuhl stieß, blickte Frodo auf. Überrascht trafen seine blauen Augen auf den Hobbit.
„Ich... Ich wollte nach der Wunde sehen", murmelte Sam und trat einen Schritt näher. Begeistert schien Frodo nicht zu sein, doch willigte er dennoch ein.
Die violette Flüssigkeit, die er auch gestern zur Heilung gebraucht hatte, fand abermals einen Weg in Sams Hände. Frodo verzerrte das Gesicht, als Tropfen für Tropfen die Flasche sich auf seinen Hinterkopf leerte. „Gleich ist es geschafft", sagte Sam. „Das Brennen hört sofort auf"
Langsam nahm Sam seine Hand aus den Locken seines Freundes und sah zufrieden auf die Verletzung. Zwar hatte der Fels die Kopfhaut beschädigt, doch sollte es keine weiteren Schäden mit sich tragen. Da entspannten sich Frodos Gesichtszüge nach und nach. „Danke", sagte er leise und lächelte matt. Sam erwiderte sein Lächeln.Um der Stille zwischen ihnen auszuweichen, packte Sam seine Medikamente zurück in den Koffer und setzte sich anschließend auf einen Sessel. Da Frodo weiterhin schwieg, ergriff Sam das Wort: „Gandalfs Worte beschäftigen mich. Saruman scheint vielleicht nicht der Klügste zu sein, doch dass heißt noch lange nicht, dass man ihn nicht zu fürchten bräuchte"
Seufzend starrte er aus den Fenster. Der Himmel wurde allmählich dunkel. Vielleicht war es nur seine Einbildung, doch die Dunkelheit wirkte noch finsterer, als die Nächte zuvor. „Wir brauchen uns nicht fürchten", sagte Frodo und steckte seine Hand in die Hosentasche. „Der eine Ring ist zerstört und somit ist Sauron fort"
Sam klappte den Verschluss des Koffers immer wieder auf und zu. Klipp, klapp, klipp, klapp.„Du hast Recht, Herr Frodo. Ich sollte keine voreiligen Ängste an mich heran lassen", sagte Sam schließlich und schaute zu ihn herüber.
„Der Sturz sitzt noch in meinen Knochen. Ich lege mich besser hin", sagte Frodo plötzlich. Überrascht hob Sam den Kopf, doch dann nahm er den Koffer und lief zur Tür. Langsam folgte der Beutlin ihn. Die Nachtluft kam ihn entgegen, als Sam hinaus trat. Ihm war nicht entgangen, dass der Hobbit sich verändert hatte. Er sah älter und mitgenommen aus. Das Strahlen in seinen Augen war verblasst, stattdessen schienen sie leer und matt. Seine aufgeschlossene Art war einfach nicht mehr aufzufinden. Noch einmal drehte er sich zu Herrn Frodo um. Obwohl die Angst ihn quälte, ließ ihn sein Anblick ein Lächeln über die Lippen huschen.
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Ein weiteres Abenteuer (Frodo und Sam Fanfiktion)
FantasyNach der langen qualvollen Reise sind die Hobbits zurück in ihren kleinen Auenland. Doch trügt die friedliche Stille. Sam merkt schnell, dass in Frodo etwas vor geht. Die Sorgen verlassen Sam einfach nicht und schließlich wird ihm bewusst, dass dort...