11. Nasse Kälte

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Zwischen den regennassen Zweigen lag zusammengekauert und zitternd ein kleines Geschöpf. Die Locken klebten dem Kleinen an den Schläfen. Immer wieder stieß er ein Wimmern von sich, das mal zu mal leiser wurde. Es war unverwechselbar der kleine Hobbit von heute Vormittag. Behutsam hob Sam ihn hoch, schützte ihn mit seinen Arm und eilte vorwärts. Das Unwetter brodelte laut und bedrohlich über ihnen. Donner und Blitze ließen das Auenland schaurig erscheinen.

„Herr Frodo", rief Sam gegen den Wind an. „Herr Frodo" Er wusste nicht, wie oft er den Namen in die Nacht rief. Doch auch wenn die Rufe lauter wurden, kam nicht eine Antwort zurück. Eine Weile irrte Sam auf und ab, rief nach seinen Freund und versuchte die Angst zu verdrängen. Der Regen hatte ihn durchnässt und die Kälte drang bis zu seinen Knochen. Noch ein letztes Mal verließ Frodos Namen seine Lippen, dann kehrte er um. Er befürchtete, dass der junge Hobbit unterkühlt war und dass wollte er nicht verantworten.

Sie wurden sehnlich erwartet. Das zitternde Hobbitkind wurde von Küssen seiner Mutter übersät und in ihre Arme geschlossen. „Ich danke dir", sagte sie überglücklich und schenkte Sam ein Lächeln. Dieser erwiderte die freundliche Geste.
„Er ist womöglich unterkühlt", erklärte Sam und legte den Hobbit in sein warmes Bett. „Ich werde ihn einen Tee machen" Auf den Weg in die Küche, dachte er weiterhin über Frodo nach. Fragen schossen in seinen Kopf. Fragen, die er auch mit viel Mühe nicht beantworten konnte. Mit zittrigen Fingern bereitete er das Getränk zu.

„Du musst ihn warm machen", wurde er aus seinen Gedanken gerissen. „Wen?", fragte Sam verwirrt. Die Hobbitfrau war hinter ihn aufgetaucht und zeigte nun auf die Tasse. Sam schaute auf. „Entschuldigung", murmelte er hastig. „Ich helfe dir", kam sie ihm zu Hilfe und kochte den Tee auf. Mit einen leisen Danke lief Sam zurück in sein Schlafzimmer und setzte sich behutsam auf die Bettkante. Der Hobbit keuchte und zitterte schlimmer als zuvor.

„Hast du Frodo gesehen?", fragte Sam sanft. Der Hobbit nickte leicht und schaute mit seinen verweinten Augen zu Sam auf. Er öffnete den Mund, doch er brachte nur ein Keuchen von sich. Unruhig blickte Sam von der Tür zu seinen Bett und wieder zurück. „Gleich wird es dir besser gehen", versprach Sam und lächelte matt. Es wäre ihm lieb gewesen raus zu laufen und seinen Freund zu suchen, doch er konnte den Kleinen in seiner Misslage nicht alleine lassen, unabhängig von dem, was ihn zu diesen Punkt gebracht hatte.

Sam nahm die kleinen kalten Hände in seine, als ihm auf einmal etwas auffiel. Erschrocken begutachtete er die Wunden an den Handflächen seines Patienten.
In der Haut waren Schnittwunden zuerkennen. „Wie hast du dich verletzt?", fragte Sam, stand auf und holte den Koffer, den er schon für manch eine Verletzung gebraucht hatte. Schnell wurde die Wunde mit einer purpurfarbenen Creme bestrichen. Der Hobbit stotterte aneinander gereihte Worte und fing bitterlich an zu weinen „Alles wird gut", sagte Sam und unterdrückte ein Schluchzen. Er wusste, dass er sich damit selbst belog. Die Bedrohung hatte sich enttarnt. Nun war kein Zweifel mehr nötig. Noch kannte Sam die Zusammenhänge der Geschehnisse nicht, doch sie würden sich früher oder später selbst zu erkennen geben und dann konnte Sam sich nur wünschen, dass er noch im Dunklen tappte.

Ein weiteres Abenteuer (Frodo und Sam Fanfiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt