Kleines Monster

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Ich fahre auf meinem Fahrrad. Es ist dunkel. Und es geht bergauf. Immer weiter rauf. Das wäre ja nicht so schlimm, wenn es nicht so verdammt kalt wäre

Einatmen. Ausatmen.

Ich trete in die Pedale wie eine verrückte. Ich bin noch nie so schnell gefahren. Ein Auto kommt von hinten. Überfahre mich! Nein, halt die Fresse du kleines inneres Monster.

Einatmen. Ausatmen.

Langsam wird es ansträngend. Meine Beine fangen an zu schmerzen. Meine Lunge brennt von der eiskalten Luft. Ich will abhauen! Halt die Fresse kleines Monster. Du bist an deinen Alltag gebunden.

Einatmen. Ausatmen.

Ich höre ein weiteres Auto von hinten. Soll ich mein Licht ausschalten? Dann würde mich das Auto nicht sehen. Vielleicht würde es mich dann überfahren. Das ist aber leider zu unwahrscheinlich. Halt deine Fresse du kleines Monster.

Einatmen. Ausatmen.

Ich spüre, wie mein Körper irgendwann nicht mehr mag. Langsam kommt der Schmerz. Er beginnt in den Fingerspitzen und endet an meinen Füssen. Schmerz ist gut. Er lässt dich vergessen. Halt die Fresse du kleines Monster.

Einatmen. Ausatmen.

Der Schmerz belebt mich. Ich verdränge die Kälte. Nicht nur das. Ich versuche, alles zu verdrängen. Mich nur auf die Strasse zu konzentrieren. Aber es wird nicht funktionieren. Es wird alles wieder hoch kommen. Halt die Fresse du kleines Monster.

Einatmen. Ausatmen.

Endlich sehe ich mein Ziel. Zuhause. Kann ich das überhaupt so nennen? Will ich denn hier hin? Nein. Aber du bist zu schwach um etwas daran zu ändern. Kleines Monster? Du hast recht. Du hast verdammt recht. Aber hör auf, okay? Hör auf.

Sprüche und GedankenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt