Kapitel 10: Entführt?

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"Man!! Deutsche Bahn, könnt ihr nicht einmal pünktlich sein?", murmle ich, während ich auf den Zug von Caro warte. Ich sehe noch mal auf die Uhr...schon fünf Minuten zu spät. "Ob etwas mit dem Zug passiert ist?" Ein ungutes Gefühl kommt in mir auf. 
Vielleicht sollte ich sie mal anrufen. Schnell ziehe ich mein Handy aus der Hosentasche. Mehrmals drücke ich vergeblich auf den Entsperr-Knopf, aber nichts passiert. "Mist! Akku leer!"
Nachdem ich weitere fünf Minuten, vergeblich auf das Eintreffen, des Zuges warte, werde ich unruhig und mache ich mich auf den Weg zur Information.

"Entschuldigung. Könnten sie mir sagen, wo der Regional-Express aus Köln bleibt?", frage ich die junge Dame hinter der Glasscheibe. Sie reist die Augen auf und sagt im ersten Moment nichts. Dann fängt sie an: "Ähm äh, haben Sie nichts mitbekommen?" Ich sehe sie verständnislos an: "Was hätte ich denn mitbekommen sollen?" "Naja, öhm, der Zug, wie soll ich es ausdrücken, ähm...HERTA KOMMST DU MAL!!" Ich hab' das Gefühl die wollen mich verarschen! Herta, eine kleine, rundliche Frau kommt zum Fenster gestapft: "Simone, wat is denn scho widder los?", keift sie das Mädchen an. "Der junge Mann, möchte wissen, was mit dem RE 10131 los ist..." Herta dreht sich zu mir. Sie kneift die Augen zusammen und mustert mich. Dann wird ihr Gesichtsaudruck ganz weich und freundlich. Mehr oder weniger. Bedrückt beginnt sie zu reden: "Also, Jung. Dad is so. Der Zuch, der kommt heut nimmer an." Hä? "Wie der kommt nicht mehr an?" "Nu. Der Zuch, is entführt worden, samt Passagiere. Aber machens sich kene Sorchen, dad wird schon widder!" 

Entführt? 

Wie entführt?

Der ganz Zug wurde gekidnappt?

Samt Caro?

Meiner Freundin, Caro?

Nein. Das darf nicht wahr sein!

Das kann nicht wahr sein!

Plötzlich schnippt jemand mit zwei Fingern vor meiner Nase herum. Ich schüttle verwirrt den Kopf und sehe zur Seite. Herta, steht nicht mehr hinter der Glasscheibe, sondern neben mir und hält mir ihr kleinen, dicken Fingerchen in's Gesicht. "Jung! Sind Se noch da? Is alles in Ordnung?" Nochmals schüttle ich meinen Kopf und ordne meine Gedanken. Ich flüstere meinen letzten Gedanken: "Das kann nicht wahr sein!" Offenbar hat Herta mich gehört, da sie mir auf die Schulter klopft und sagt: "Tut mir leid, Jung. Dad is die Wahrheit. Kömma nix dran ändern!" "Aaber mmeine Ffreundin!", stottere ich. "Ihre Freundin war im Zuch?" Ich nicke. "Na denn, tuts mir doppelt leid. Dad is echt schlimm!" Ich nicke wieder. "Nu, Jung. Gehn Se mal nach Hause. Ruh'n Se sich aus. Dad wird scho widder!" Nochmals nicke ich. Langsam drehe ich mich um und trotte zur S-Bahn-Haltestelle. Hinter mir ruft Herta: "Passen Se uf sich uf!" 

Ich setze mich auf eine Bank und warte auf die Bahn. Neben mir unterhalten sich zwei ältere Omis: "Entführt worden...wo gibt's denn so etwas?"  "Das ist ja wie im Fernsehen!" "Da hast du Recht, Erika! Da hast du wirklich Recht!" 

In diesen Moment fährt die Bahn vor. Ich stehe auf und steige ein. Nach 13 Minuten Fahrt und einigen weiteren Entführungs-Gesprächen um mich herum, steige ich aus. Nach 10 Minuten zu Fuß komme ich vor meiner Wohnung an. Hier habe ich sie das erste Mal getroffen... Ich spüre wie eine Träne meine Wange hinunter läuft. Warum muss es ausgerechnet dieser Zug sein? Hätten die nicht einen anderne kidnappen können. Vielleicht den danach, oder den zuvor? 

Ich ziehe meine Schlüssel aus der Tasche, sperre die Tür auf und steige in den Aufzug. Oben angekommen schließe ich die Wohung auf. Ich ziehe gerade meine Schuhe aus, als meine Mutter auf mich zu gerannt kommt.: "Manuel! Caro! Der Zug! Entführt!",ruft sie mir aufgeregt in's Ohr. "Ja, Mama, ich hab's mitbekommen!" Sie nimmt mich in den Arm und flüstert: "Tut mir Leid!" 

Der Typ hinter der Maske [GermanLetsPlay]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt