12. Kapitel: Sarah & Nathan - Teil 1

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Freitag, 07. August

Es dauerte eine ganze Weile, bis wir die von Samantha erwähnte Lagerhalle erreichten. Dadurch, dass es mitten in der Nacht und somit stockdunkel war, hatte ich leider überhaupt nichts von der schönen Strecke gehabt. Ohne Ablenkung und das noch sehr angenehme Umfeld, hatte es nicht lange gedauert und ich war wieder eingenickt.

„Sarah, wir sind da. Es tut mir leid, aber du musst wieder auf die Füße", weckte Kaden mich sehr behutsam, drehte sich zu mir nach hinten um und strich mir liebevoll über den Unterarm auf seiner Brust.

Wenn er nichts gesagt hätte, hätte ich nicht mitbekommen, dass der summende Motor seines Motorrads längst verstummt war. Mehr als ein nicht gerade begeistertes Gemurmel brachte ich nicht zustande, was Kaden zum Kichern brachte. Ich mochte dieses Geräusch, aber gleichermaßen hätte es nicht unpassender sein können aufgrund der Tatsache, wohin wir gerade auf dem Weg waren.

Langsam stieg ich zuerst ab. Wenige Sekunden später folgte mir Kaden, nahm mir meinen Helm ab und hängte ihn zusammen mit seinem an den Lenker seines Bikes. 

„Da seid ihr ja endlich!", ertönte es plötzlich von hinter uns, was unsere beiden Köpfe sofort herumfahren ließ. Samantha schien offensichtlich schon gewartet zu haben.

Erst jetzt sah ich mich so richtig um. Wir waren immer noch ein ganzes Stück vom Kern der Stadt Hilo entfernt. Aktuell befanden wir uns an einem Art Aussichtspunkt an der Straße, welcher umringt war von wohl schon uralten Regenwaldbäumen, von denen unzählige Lianen herabrankten. Wenn man allerdings weiter nach Norden sah und die Anhöhe hinabblickte, erkannte man bereits eine von hier aus doch recht groß wirkende Lagerhalle, obwohl diese nur spärlich durch die wenigen Straßenlaternen ringsherum beleuchtet war. In der Halle an sich brannte keinerlei Licht.

„Sorry, wir wurden... aufgehalten", erklärte Kaden entschuldigend und zuckte dabei mit den Schultern.

Der Tonfall und der Gesichtsausdruck, den Kaden dabei einsetzte und wohl auch nicht hatte unterdrücken können, waren wohl genug Beweis für Samantha gewesen. Obwohl sie zunächst etwas sauer gewirkt hatte, schienen sich die Wogen nun schlagartig wieder zu glätten.

„So, ich verstehe. Nun denn, wenigstens ein Problem weniger", antwortete sie freundlich und zwinkerte mir wieder zu, so als ob sie sagen wollte: Gut gemacht, Mädchen! Wenigstens für eine kurze Spanne ein schöner Moment.

„Also, wie sieht es aus?", räusperte Kaden sich und lenkte zurück auf das eigentliche Thema, weswegen wir hier waren. 

„Anscheinend läuft es heute anders. Sind wohl alle ausgeflogen. Ich bin schon eine ganze Weile hier und habe beobachtet, es sieht schlecht aus", erklärte Samantha sachlich.

„Große Klasse und jetzt? Vielleicht sollten wir besser ein anderes Mal wiederkommen", meinte Kaden und mir entging nicht, wie er sich bereits zu freuen schien, der unangenehmen und dennoch unausweichlichen Sache erst einmal aus dem Weg zu gehen.

Bisher hatte ich versucht, noch nicht allzu sehr über das was Samantha vorhatte nachzudenken, aber das brauchte ich auch nicht, um zu wissen, dass es keinesfalls etwas Gutes war, so wie Kaden sich verhielt und versuchte, mich davor zu beschützen. Kaum hatte er das gesagt, schüttelte sie den Kopf.

„Nein, es gibt auch noch eine andere Möglichkeit. Ich weiß, wo Sarahs Onkel sich gerade rumtreibt", offenbarte sie uns und klar merkte ich, wie sie tunlichst vermied den Namen meines Onkels zu erwähnen oder mich anzusehen. Sie tat so, als ob ich gar nicht da war und redete nur mit Kaden. 

„Leute, ich bin auch noch hier, nur mal so am Rande", verdeutlichte ich und winkte symbolisch mit meiner Hand hin und her. Beide sahen mich nun an.

Keepers of Fate [abgeschlossen] #UrbanFantasyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt