V. Kapitel - Der Widerstand

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Bryce

"Leute ich komme gleich wieder!", brülle ich über die Lautsprecher hinweg meinen Kumpels zu, denn ich habe gerade Avery gesehen, wie sie aus meinem Wohnzimmer gelaufen ist. Sie ist im Ernst gekommen. Sie sieht echt heiß aus in dem Kleid, welches sie trägt. Ganz nebenbei von ihrer Schönheit, ist sie echt stur, was bei ihr, leider, echt verdammt süß aussieht. Naja sollte mir ja auch egal sein.

Aber sie ist dir nicht egal.

Boah innere Stimme, bitte geh weg!

Ich gehe aus meinem Wohnzimmer, auf den Flur raus und sehe gerade noch, wie ein Typ sie an ihrem Handgelenk, ziemlich grob, aus meiner Haustüre zieht. Ich laufe auf meine Haustüre zu, wobei ich echt oft von irgendwelchen Leuten angesprochen werde, an deren Namen ich mich nicht mehr erinnern kann. Könnte aber auch an der großen Menge Alkohol liegen, die ich bereits zu mir genommen habe.

Als ich endlich draußen ankomme, sehe ich sofort Avery. Ihre Hand ist blau angelaufen, denn der Junge, der vor ihr steht, haltet ihr Handgelenk grob fest. Ich renne förmlich auf die beiden zu, baue mich hinter Avery auf und schreie den Typen an.

"Lass sie sofort los!", knurre ich. Der Junge rennt nach nicht einmal zwei Sekunden davon. Pussy.

Ich schaue runter auf Avery, da sie ein wenig kleiner ist als ich.

Noch eine Sache die du süß an ihr findest, Bryce.

Innere Stimme: Nicht jetzt!!

Genau rechtzeitig sehe ich, dass das Mädchen vor mir umkippt und ich fange sie auf. Sie sieht mir noch ganz kurz in die Augen, lächelt schwach und flüstert „Bryce. Hilf mir." Danach wird sie ohnmächtig.

Was soll ich denn jetzt bloß machen?

Ich entscheide mich dafür, sie im Braut-Style zurück ins Haus zu tragen, da ich nicht will, dass sie krank wird und es schon recht kühl ist für Anfang November.

Als nächstes bringe ich sie hoch auf mein Zimmer, wo ich sie behutsam auf mein Bett lege. Nachdem ich dass getan habe, stürmt ein Mädchen mit blonden Haaren in mein Zimmer.

"AVERY!?", kreischt sie, ein paar Oktaven zu hoch.

"Psst!", flüstere ich streng.

"Was ist passiert und wieso liegt meine Beste Freundin auf diesem Bett?", fragt sie nun ein wenig leiser, aber ziemlich hektisch.

"Ich bin Bryce und das ist mein Haus. Ich könnte dich auch fragen wer du bist, aber ich geh mal davon aus, dass du Averys Freundin bist und sie dich hier her mit genommen hat, oder? Zu deiner Frage, was passiert ist, ich wollte sie begrüßen, habe gesehen wie ein Typ sie aus meinem Haus zerrt und draußen habe ich mitbekommen, wie dieser Kerl ihr Handgelenk so grob gehalten hat, dass ihre Hand blau angelaufen ist. Also habe ich ihn verscheucht. Kurz darauf ist sie ohnmächtig geworden und weil ich kein Unmensch bin habe ich sie hier her gebracht.", erzähle ich.

"Oh Mein Gott! Scheiße! Das war bestimmt Cole. Ich muss Logan suchen!", sagt sie mit gedämpfter Stimme.

Sie sieht mich mit einem Hundeblick an.

"Ich soll solange auf sie aufpassen, oder?", rate ich.

Das blonde Mädchen nickt und fügt ein „Bitte?" hinzu.

Ich nicke.

Das Schweigen im Raum wird durch das Klingeln von ihrem Handy unterbrochen. Sie eilt aus dem Zimmer um den Anruf entgegen zu nehmen.

5 Minuten später kommt das Mädchen mit einem entschuldigenden Gesichtsausdruck wieder zurück.

"Ich beeil mich!", verspricht Averys Freundin.

"Ist schon okey. Ich bleibe solange bei ihr.", sage ich.

Sie sieht mich ungläubig an.

Ich zucke mit den Schultern. Was ist schon dabei? Okey ich verpasse meine eigene Party, aber ich habe für heute schon genug getrunken, wie ich vorhin, als ich Avery die Treppen hoch getragen habe und wirklich Schwierigkeiten, dabei hatte mein Gleichgewicht zu halten, festgestellt habe. Ist doch egal, ich kann diese eine Party auch einfach versäumen.

Jaa liegt auch bestimmt nuuur am Alkohol, dass du jetzt hier bleibst.

Kannst du auch mal deine Fresse halten?

Die Blondine verabschiedet sich von mir und geht aus meinem Schlafzimmer raus.

Als ich sehe, dass Avery zittert hole ich eine Decke aus meinem Schrank, da sie auf der eigentlichen Decke draufliegt und Decke sie zu. Ich setze mich an die Bettkante meines Bettes und sehe sie mir genauer an.

Ihre Haare sind echt schön und ihre Lippen schön voll. Sie hat hohe Wangenknochen, sowie ein Grüppchen, dass ich sehen kann, da sie immer noch lächelt. Es ist ein schönes Lächeln, zwar sehr schwach, aber echt süß. Ich strecke langsam meine Hand nach einer Strähne, die ihr im Gesicht hängt, aus und streiche sie ihr hinter ihr Ohr. Ich spüre etwas kaltes an meinem Finger und sehe mir an, was das an ihrem Ohr ist.

Es ist ihr Soul Piece, den sie als Piercing am Ohr trägt. So einen Soul Piece habe ich noch nie gesehen. Er sieht aus, wie eine Art Knoten, ist aber viel eleganter. Es ähnelt mehr einem Kunststück, als einem Knoten. Er ist echt schön.

Meiner ist nicht annähernd so interessant. Mein Anhänger ist eine einfache kleine schwingende Linie, die zu jedem, aber auch zu keinem anderen Soul Piece passt.

Meiner würde sogar irgendwie zu Avery ihrem passen, aber dass tut er auch bei 57 anderen Mädchen.

Nachdem ich Avery in meinem Bett eine lange Weile beobachtet habe, gehe ich runter in meine Küche. Die Party neigt sich dem Ende zu. Es sind nur noch 20 - 30 Leute da. Es ist auch schon spät. Ich gehe in die Küche und hole ein Glas Wasser für das Mädchen in meinem Zimmer.

Als ich kurz vor meiner Türe bin, höre ich eine Stimme aus dem Zimmer. Es ist ein Junge.

„Avery, wieso lässt du mich im Stich? Wir wollten doch um unsere Liebe kämpfen. Ave, ich liebe dich! Du kannst den Wiederstand doch nich' verlassen. Es geht um unsere Zukunft. Wir gehören zusammen. Die Regierung hat da doch garnicht einzuschreiten! Der Bastard der dein Soul Partner wird bringe ich um!", lallt er.

Der Widerstand gegen die Soul Pieces? Der Widerstand der sich gegen die kleinen Anhänger auflehnt und den Staat sabotiert? Spricht er über diesen Widerstand? Dann war Avery im Widerstand und hat sich gegen den Staat aufgelehnt? Das ist strafbar! Dafür gibt es die Todesstrafe! Wieso? Ist sie wirklich in diesen Jungen verliebt?

Mir wird plötzlich schlecht, als ob mir jemand in den Magen geboxt hätte.

Liebt sie ihn?

Möglich, und? Kann mir doch egal sein!

Aber sie ist dir nicht egal.

Ich seufze und stütze mich mit meiner freien Hand an der Wand ab. Plötzlich höre ich Schritte, also gehe ich in das Badezimmer, dass sich als am schnellsten erreichbar erweist. Im Bad brauche ich noch einmal 2 Minuten, um zu mir zu kommen.

Avery. Widerstand. Avery. Widerstand. Avery. Widerstand. Sie ist verliebt. Widerstand. Avery.

Ich wiederhole das immer und immer wieder in meinem Kopf bis ich wieder klar denken kann.

Ich öffne leise die Türe und schleiche in mein Zimmer, nachdem ich mich vergewissert habe, dass der Junge nicht mehr dort ist. Ich schließe die Tür hinter mir und stelle das Glas Wasser auf meinem Nachttischchen ab. Ich ziehe den Stuhl, der sich in meinem Zimmer befindet, an mein Bett heran und setze mich. Ich sehe sie mir wieder genauer an und studiere ihr Gesicht.

"Was machst du bloß für Dinge Kleines?", flüstere ich traurig.

aylin.

SOUL PIECESWo Geschichten leben. Entdecke jetzt