Back to work

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So langsam wurde ich wieder wach und streckte mich erst einmal. Wie spät es jetzt wohl war? Ich öffnete meine Augen und es war auf jeden Fall schon heller als vorhin. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es tatsächlich schon kurz nach 10 Uhr war. Na das war doch mal eine Uhrzeit, die angemessen für einen freien Tag war.

Freien Tag... ich hatte noch einige freie Tage vor mir, doch ich freute mich gar nicht mehr auf diese. Viel lieber würde ich wieder ins Tierheim gehen und mich um die Tiere kümmern. Ich beschloss einfach nachher vorbei zu fahren und mit Carly zu reden. Sie würde sicherlich nichts dagegen haben, wenn ich ihr dort wieder etwas Arbeit abnahm. 

Nachdem ich geduscht hatte, aß ich noch eine Schüssel mit Cornflakes, checkte meine Mails und machte mich dann fertig und auf den Weg ins Heim. Da nicht allzu viel auf den Straßen los war, kam ich schon nach einer viertel Stunde an. Ich stellte meinen Wagen auf den gewohnten Parkplatz und ging rein. Am Tresen war Carly nicht zu sehen. „Carly?" fragte ich und ging den Gang zu den Zwingern durch. „Hier hinten!" hörte ich ihre Stimme und ging in die Richtung, aus der sie kam.

„Oh hey. Was machst du denn hier?" fragte sie überrascht und begrüßte mich mit einer Umarmung. „Ich wollte wieder arbeiten." Sagte ich mit einem schiefen Grinsen im Gesicht. Sie zog ihre Stirn kraus. „Aber du hast doch Urlaub." Ich nickte. „Ja, aber ich dreh Zuhause fast durch vor Langeweile." „Aber Kellan wollte doch die Zeit mit dir verbringen." Sagte sie, während sie den Zwinger weiter sauber machte, bei dem ich sie gerade unterbrochen hatte. „Ja... aber das hat sich jetzt doch wieder geändert." Sagte ich leise und etwas zögernd.

Carly schaute mich mit einem verwirrten Blick an. „Ich will gerade wirklich nicht drüber reden." Winkte ich das Ganze ab und sie nickte. Ich atmete innerlich erleichtert aus. „Ähm, wenn du willst, kannst du dahinten schon mit den Zwingern anfangen." Ich nickte und machte mich direkt an die Arbeit.

Der kleine Sweetie freute sich auch mich endlich wieder zu sehen und kam mir freudig entgegen gelaufen, als ich die Tür zu seinem Zwinger öffnete. „Hey du kleiner." Begrüßte ich ihn, beugte mich zu ihm runter und wuschelte erst einmal durch sein weiches Fell. Er wedelte dabei fröhlich mit seinem kleinen Schwanz und winselte leise. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen und für diesen Moment konnte ich meine Sorgen einfach vergessen. Meine Gedanken waren wie leer und ich konzentrierte mich einfach nur auf das kleine Wesen vor mir.

Die braunen Augen, die mich aufmerksam ansahen. Die kleine Nase, die mich an stupste, wenn ich aufhörte ihn zu streicheln. Und der kleine Schwanz, der freudig zuckte. Doch auch wenn er mich für ein paar Minuten meine Sorgen vergessen ließ, erinnerte er mich doch wieder dran.

 Sweetie, den Namen hatte der Kleine nur durch Kellan... Nun erschien mir wieder Kellan vor Augen. Seine strahlend blauen Augen, seine Grübchen und der wundervolle Klang seines Lachens.

Ich musste das wieder in Ordnung bringen! Ich wollte wieder in seiner Nähe sein und Zeit mit ihm verbringen! Ich stand auf, verabschiedete mich von ihm und suchte dann Carly. In einem anderen Zwinger als vorher fand ich sie. „Carly. " Sprach ich sie an und sie drehte sich fragend zu mir um. "Ich muss nochmal los. Ich melde mich nochmal, wegen dem arbeiten..." Meine Stimme klang etwas gehetzt, da ich wegen meiner Entscheidung ziemlich aufgeregt war. Sie nickte nur und ich wartete keine Antwort ab, sondern lief direkt raus auf den Parkplatz.

Sobald ich in meinem Wagen saß, war auch schon der Motor an und ich schlängelte mich in den Verkehr ein. Wieso ich mich so beeilte? Damit ich nicht wieder umdrehte und es mir anders überlegte. Wenn ich jetzt noch Zeit hätte meine Entscheidung in Frage zu stellen, würde ich sicherlich wieder einen Grund finden um umzudrehen.


Den Weg zu Kellan kannte ich noch ungefähr, doch ein bisschen musste mir mein Navi aushelfen. Um mich etwas zu beruhigen machte ich Musik an, auf die ich mich konzentrieren konnte.

Nach nur 20 Minuten kam ich vor seinem Haus an und schaltete den Motor aus. Sein Wagen war nirgends zu sehen. Vielleicht hatte er es auch in der Garage geparkt. Ich hoffte wirklich, dass er da war. Noch einmal könnte ich den Mut sicherlich nicht aufbringen.

Ich stieg schließlich aus, schloss den Wagen hinter mir ab und ging auf etwas wackligen Beinen zu dem Haus. Ich atmete tief ein und aus. „Ganz ruhig bleiben..." flüsterte ich mir leise zu.

An der Tür angekommen hob ich meine Hand zur Klingel und verweilte eine Zeit so. Immer wieder zog ich meine Hand wieder zurück, bis ich mir einen Ruck gab und endlich klingelte. Mein Herz rutschte mir sofort in die Hose. 

Nach ein paar Sekunden hörte ich Schritte und spannte mich automatisch an. Wie er wohl reagierte, wenn ich jetzt hier vor seiner Tür stand? Die Tür wurde mit einem Ruck geöffnet und vor mir ein Stand ein fremder Mann. Das musste wohl ein Mitbewohner von Kellan sein. „Hallo. Kann ich irgendwie helfen?" fragte er freundlich. „Ähm ja." Sagte ich zögernd. „Ist Kellan da?" Sein Ausdruck änderte sich etwas, aber ich konnte es nicht deuten. „Nein, tut mir leid." Seine Stimme klang etwas kühler. „Wann ist er denn wieder Zuhause?" fragte ich weiter. „Das kann ich Ihnen nicht genau sagen. Kommt drauf an, wann die Ärzte ihn entlassen." Mein Atem stockte und ich spürte wie mein Herz einen Moment aussetzte. „Ä-ärzte?" brachte ich nach ein paar Sekunden stockend raus.

Just friends or more?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt