Nette Rezeptionistin

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Mein Gegenüber nickte. „Er hatte einen Unfall und befindet sich im Moment im Krankenhaus." Ich war mir sicher, dass so ziemlich jede Farbe aus meinem Gesicht gewichen war. „Okay, danke." Brachte ich dann noch heraus und machte mich auf den Weg zu meinem Wagen. Kellan lag im Krankenhaus... er hatte einen Unfall... In mir machte sich ein schlechtes Gewissen breit. Ich musste zu ihm und mich zumindest erkundigen, wie es ihm ging.

Ich stieg in meinen Wagen und machte mich auf den Weg in das Krankenhaus, welches am dichtesten war.

Nach einer halben Stunde fuhr ich auf den Parkplatz und blieb dort erst einmal kurz im Auto sitzen. Nach diesem Ganzen Chaos konnte ich wirklich meinen Urlaub gebrauchen! 

Nach ein paar Minuten ging ich ins Krankenhaus und suchte die Rezeption. Dort angekommen, guckte mich eine ältere Dame über ihre Brille hinweg aufmerksam an. „Wie kann ich ihnen helfen?" fragte sie in einem leicht monotonen und genervten Ton. „Können sie mir sagen, in welchem Zimmer ich Kellan Lutz finde?" Sie zog eine Augenbraue hoch und drehte sich von ihrem Computer ganz zu mir. 
Hören sie mal Schätzchen. Ich habe es schon zu einigen vor ihnen gesagt. Es sind nur Familie und Angehörige als Besuch erlaubt. Ihr Fans müsst warten, bis ihr ihn auf irgendeinem Event treffen könnt oder so." Mir klappte der Unterkiefer etwas runter. „Bitte was?!" fragte ich nochmals nach, da ich hoffte mich verhört zu haben. „Du hast schon richtig gehört. Kein Zutritt."

 Ich spürte, wie ich langsam wütend wurde. Ich hatte es endlich geschafft mich dazu durchzuringen, mit ihm zu reden und jetzt wollte diese Frau mich nicht zu ihm lassen?! „Hören Sie mal, ich bin kein Fan, sondern eine gute Freundin von Kellan!" „Hoffentlich" fügte ich noch in Gedanken dazu. „Können Sie das beweisen?" fragte sie nur weiter genervt. Wie sollte ich ihr das denn jetzt beweisen? Sollte ich ihr zeigen, dass ich seine Handynummer eingespeichert hatte? Nein, das könnte auch ein anderer Kerl mit dem Namen Kellan sein. Was könnte ich ihr denn da zeigen...? Und dann fiel es mir ein, die Fotos! Schnell nahm ich mein Handy aus meiner Hosentasche und suchte nach den Fotos.
„Sind ihnen diese privaten Fotos Beweis genug?" fragte ich auch sie leicht genervt und sie nahm mir mein Handy ab um sich die Fotos genauer anzuschauen. „Okay." Sagte sie schließlich und gab mir mein Handy wieder. Sie tippte etwas in ihrem Computer rum und teilte mir dann mit, dass ich ihn in Zimmer 216 finden würde. „Danke." Sagte ich mit zuckersüßer Stimme und übertrieben freundlichem Lächeln und machte mich auf den Weg. Um zu dem Zimmer zu kommen musste ich in den 2. Stock.

Nachdem ich oben ankam, ging ich den Gang entlang und fand das Zimmer schließlich am Ende. Ich versuchte durch die kleine Scheibe in der Tür etwas zu sehen, doch leider konnte ich nur den Boden und einen Teil des Fensters am anderen Ende des Zimmers sehen. Ich klopfte leise, doch es kam keine Antwort.

Vorsichtig öffnete ich die Tür und streckte meinen Kopf rein. Rechts an der Wand stand ein Bett, in welchem Kellan lag und anscheinend schlief. Ich hoffte zu tiefst, dass er schlief und nicht im Koma lag. Mir fiel auf, dass ich mich wenigstens hätte erkundigen können, was genau ihm fehlte. Aber auf der anderen Seite war ich froh, dass ich mich nicht länger mit der Schwester von der Rezeption rumschlagen musste. 

Vorsichtig ging ich zum Bett. Er sah so friedlich aus beim Schlafen. Sein Gesicht sah völlig entspannt aus, jedoch hatte er ein paar Kratzer an der rechten Wange und der Stirn. Kellans Brust hob und senkte sich regelmäßig und unter Decke verschwand ein kleines transparentes Kabel, was wahrscheinlich zu seinem Arm führte. Wieder fragte ich mich, was denn passiert war. Diese Ungewissheit mochte ich gar nicht. Und dann der Gedanke und das Gefühl, dass ich nicht für ihn da war... Ich fühlte mich einfach nur mies.

„Kellan?" fragte ich leise, doch er zeigte keinerlei Reaktion. „Kell..." fing ich nochmals an, doch ich wusste einfach nicht, was ich sagen oder tun sollte. „Es tut mir so leid." Meine Stimme wurde etwas leiser. „Auch wenn ich nicht einmal weiß, was passiert ist, gebe ich mir irgendwie die Schuld dafür. Ich weiß ja nicht mal, seit wann du hier liegst und ob du im Koma liegst oder gerade einfach nur tief schläfst." 

Mein Blick glitt einmal über seinen gesamten Körper, der unter einer Decke verhüllt war. Ich versuchte irgendwie zu erkennen, ob er größere Verletzungen hatte, doch ich konnte keinen Gibs oder anderes erkennen. „Was ich gesagt habe..." fing ich wieder an und stockte, als ich spürte wie sich wieder Tränen in meinen Augen sammelten. „Ach verdammt!" fluchte ich leise und schloss meine Augen. „Was ich gesagt hatte, war nicht so gemeint. Das ist wirklich eine Standardaussage, ja, aber es ist wirklich so. In dem Moment... ich fühlte mich einfach so in die Ecke gedrängt. Mir war da nur etwas klar geworden, was ich verdrängen wollte, doch es hatte nicht wirklich geklappt. Ich wollte es einfach vergessen, meine Gefühle verdrängen..." Die Worte verließen meinen Mund, ohne dass ich wirklich darauf achtete, was ich sagte.

Ich blickte schnell in Kellans Gesicht, doch dieser schlief zum Glück weiter. Erleichtert atmete ich aus, da ich unbewusst die Luft angehalten hatte. 

„Ich weiß nicht einmal, wieso ich hier so viel rede. Eigentlich bin ich zu dir gefahren, um mich zu entschuldigen und mit dir zu reden... aber als dein Mitbewohner mir dann erzählte, dass du im Krankenhaus liegst... ich glaube so schnell bin ich noch nie in ein Krankenhaus gefahren." Ich lachte leise auf. „Und dann noch diese wirklich außerordentlich nette Frau an der Rezeption..." Ich musste nochmals hart auflachen. „Es sind nur Familie und Angehörige als Besuch erlaubt. Ihr Fans müsst warten, bis ihr ihn auf irgendeinem Event treffen könnt oder so." Imitierte ich sie so gut ich konnte. „Das nächste Mal zeig ich ihr, wer hier n Fan ist." Regte ich mich über sie auf. „Oh man, ich rede hier auch eigentlich nur noch Müll. Das liegt wahrscheinlich an der Aufregung, der Panik und der ganzen Sache an sich. Wenn du mich jetzt hören würdest, würdest du auch denken, dass ich sie nicht mehr alle habe."

Ich strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr und beobachtete ihn eine Zeit lang. „Ich glaube ich kann jetzt erst einmal einen Kaffee vertragen und eine heiße Dusche um wieder einen zumindest etwas klaren Kopf zu bekommen." Ich beugte mich zu ihm runter und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Werd bitte schnell wieder gesund." Sagte ich noch, bevor ich einen letzten Blick auf ihn warf und dann wieder das Zimmer verließ.

Nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, atmete ich noch einmal tief durch und fuhr wieder nach Hause. Auch wenn ich mir vorhin noch vorgenommen hatte, mich zuhause auszuruhen, hielt ich es nicht lange aus nur rum zu sitzen. Dafür war ich einfach zu aufgewühlt. Also beschloss ich kurzerhand meine Wohnung mal wieder auf Vordermann zu bringen. Zeit hatte ich heute schließlich noch genug, da es erst gegen 2 Uhr Nachmittags war. Abends fiel ich dann total geschafft ins Bett und schlief auch ziemlich direkt ein, nachdem ich mich in meine Kissen gekuschelt hatte.

Soo meine Lieben, jetzt wisst ihr warum er im Krankenhaus ist. ;)
Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen, also hinterlasst ruhig ein paar Kommentare, wenn ihr kurz dafür Zeit findet. :*

Just friends or more?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt