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2.Dezember.
Carolina wachte am nächsten morgen wie gewohnt in ihrem Bett auf. Karol wird vermutlich neben Ruggero in ihrem Bett aufwachen, denn als Carolina gestern abend nach den beiden geschaut hat, lag Ruggero neben Karol im bett und diese hat sich an ihn angekuschelt. Carolina musste gestehen das es schon ganz süß aussah, aber das kann auch daran liegen das Karol und Ruggero sie schon bestimmt seit einem Jahr damit zu texteten, wie süß Karol denn Ruggero fand, und das es anders herum genauso war. Das führte vermutlich dazu das Carolina anfing 'Ruggarol' zu shippen.
Agus hingegen, kam nur nochmal kurz mit in die Wohnung, um sich eine Decke und ein Kissen zu holen, und verschwand dann wieder aufs Dach, obwohl Carolina bestimmt 15 minuten versucht hat, Agus zu überreden das er ebenfalls wie die anderen in der Wohnung schlief, aber er schüttelte jedes mal unerbittlich den Kopf. Carolina hat es dann aufgegeben und ist müde ins Bett gefallen.

Wie immer war Carolina die erste, die am morgen erwacht ist und auf eine art und weise freut sie sich, da sie nun ganz in Ruhe duschen gehen kann und sie auf jeden Fall noch warmes Wasser bekam.
Sie genoss die 10 minuten unter der Dusche, 10 minuten in denen sie einen leeren Kopf haben konnte und an nichts denken musste. Weder an die Uni, noch an Karol und Ruggero oder an... Agus.
Aber länger als 10 minuten konnte sie auch nicht bleiben. Carolina liebte es zwar heiß zu duschen, aber dafür hasste sie es wenn die Spiegel und die Fenster beschlugen.
Außerdem beschlich Carolina das dezente Gefühl, das die anderen gleich aufwachen werden. Also wickelte sie ein Handtuch um ihren Körper und ihre Haare, ehe Carolina in ihr Zimmer wollte, aber unterwegs Agus traf. Etwas erschrocken und aus reinem Reflex hielt sie ihr Handtuch fest und kam wieder zu Atem.

„Wie bist du... achja, ich hab dir ja den Schlüssel gegeben. Bist du schon lange wach?“
fragte Carolina und rechnete schon mit einem Nicken, was sie schließlich auch bekam.

„Nun, ich wollte mich kurz anziehen und dann frühstück machen. Willst du mir helfen? Oder willst du lieber nach Karol und Ruggero sehen?“ fragte sie, aber er schüttelte nur den Kopf.

„Na schön. Ich ziehe mir dann schnell was an und dann können wir anfangen.“ sagte carolina und verschwand daraufhin auf ihr Zimmer. Eine Jogginghose sowie ein weites Shirt mussten herhalten, ehe sie in die Küche ging.

„Du könntest ja schonmal die Brötchen in den Ofen packen, während ich schnell den Tisch decke und dann Rührei mache.“ erklärte Carolina, und erneut nickte Agus. Er legte Brötchen für Brötchen auf das Blech und achtete nicht auf das Tempo, sondern darauf das alle Aufback-brötchen fein-säuberlich und mit einem perfekten Abstand zueinander lagen.
Dann schob er das Blech in den vorgeheizten Ofen und stellte die Temperaturen ein.

„Autsch!“ stieß Carolina aus, als sie blöderweise die heiße Pfanne anfasste. Agus zuckte zusammen, ehe er innerhalb einer milisekunde reagierte und sich zu ihr bewegte. Er nahm vorsichtig Carolinas Hand-gelenk, drehte es um die Wunde genauer betrachten zu können.

„Agus, das ist nicht so schlimm. Es tut schon fast garnicht mehr weh.“ sagte Carolina und wollte ihr Handgelenk befreien, aber Agus hielt es immer noch fest und schüttelte seinen Kopf. Er holte ein Taschentuch, feuchtete es mit kaltem Wasser an und band es um die Brandblase, befestigte es dann nochmal mit Tesaband, und zu Carolinas Erstaunen hielt es sogar.

„Danke.“
wieder nur ein Nicken.
Das Rührei war jedenfalls fertig und die Brötchen wurden ebenfalls gold-braun aus dem Ofen geholt, nun fehlten nur noch Ruggero und Karol.

„Wollen wir sonst schon essen? Karol und Rugge sind bestimmt noch nicht mal wach und das Rührei und die Brötchen werden sonst noch kalt.“ schlug sie vor und Agus nickte, weshalb sie nun nur zu zweit aßen.
Carolina hat zwar gesagt, das sie ihm zeit gab, da sie es auch irgendwo verstand das er nach 7 Jahren Entführung keinen gewohnten Alltag haben konnte, aber auf Dauer geht ihr dieses Kopfschütteln und Nicken auf die Nerven.
Nachdem sie aufgegessen hat, platzierte sich Carolina von der Küche in das Esszimmer und schaltete den Fernseher ein und aus dem Augenwinkel heraus erkannte sie wie Agus den Abwasch machte und dann vielleicht etwas unbeholfen in der Tür stand.

„Willst du vielleicht mitgucken, oder duschen gehen?“ fragte Carolina nach einer Weile.

Er ist doch schon 24... benehmen tut er sich eher wie ein Kind, das etwas haben möchte aber zu schüchtern ist, nachzufragen, Dachte sie.

„Wollen-wollen wir rausgehen?“ fragte er und Carolina bekam eine leichte Gänsehaut.
Erstmal weil sie nicht darauf vorbereitet war, das er doch so plötzlich redete, und zweitens,weil sich seine Stimme extrem verändert hat. Im Gegensatz zu jetzt, war seine Stimme früher ja piepsig und hoch. Jetzt rau und dunkler.

„ehm...klar. Ich müsste mich allerdings nochmal kurz umziehen.“ sagte sie und stand auf, sah mal wieder Agus eintönige Miene und seine unergründlichen braunen Augen.

„Wieso?“

„Wieso ich mich umziehen will? Nun ja, ich seh aus wie ein Kartoffelsack.“

„Das macht mir weniger aus und wenn du hier so rumläufst, kannst du doch auch draußen so rumlaufen, oder etwa nicht?“ fragte er und legte seinen Kopf zur Seite, zog seine linke Augenbraue etwas hoch.

„Nagut. Wenn du so begeistert davon bist, mit einem Kartoffelsack wie mir draußen rumzulaufen, wo uns alle sehen können. Dann lass uns los.“ sagte sie und zog ihre Schuhe an, was Agus ebenfalls tat.

„Also ich finde nicht das du wie ein Kartoffelsack aussiehst. Wenn ich ehrlich sein soll, und das bin ich immer, würde ich eher sagen das du wunderschön bist.“ sagte Agus, weshalb Carolina leicht errötete und anfangen musste zu grinsen.
Sie liefen draußen etwa 4-5 stunden herum. Carolina beobachtete wie Agus sich alles ganz genau ansah und dabei wieder wie ein Kind aussah, das so eben eine völlig neue Welt betrat, und vielleicht war das ja auch so. Carolina wollte sich ja nicht mal ansatzweise vorstellen, was Agus während seiner Entführung alles erlebt hat.
Als sie dann zurück war, fiel Carolina nur müde ins Bett und beschloss ein feines Mittagschlaf zu machen. Auch den restlichen Tag verbrachte sie in ihrem Bett und tat nicht viel außer Fernsehen, schlafen, Netflix, oder liegen.
Irgendwann musste sie allerdings der Realität ins Auge blicken, und aufstehen da sie mal wirklich dringend auf Toilette musste und das ließ sich nicht weiter aufschieben.
Als sie dann zurück auf ihr Zimmer wollte, sah sie vor ihrer Tür wieder den gefalteten Schwan von Agus.

Hey Carolina,
Ich weiß nicht wie viele Briefe ich dir noch schreiben werde, ich dich zumal nicht belästigen möchte. Also falls dir diese Briefe oder... Notizen wirklich auf gar keinen Fall  gefallen sollten, so kannst du sie noch im gefalteten Zustand wegwerfen.
Nun, eigentlich tue ich das mit den Briefen nur, weil ich dann weniger reden muss, auch wenn ich bemerkt habe das dich dies etwas... schlecht stimmt und deswegen schätze ich es umso mehr, das du nichts sagst und mich nicht drängst mit irgendwem zu reden. Jedenfalls wollte ich dir für das leckere Frühstück und den ausgiebigen Spaziergang danken. Es erinnerte mich an die Zeiten von damals, als Karol mit der Baby-sitterin Sanna auf den Spielplatz wollte und wir uns immer davon gemogelt haben, sie deswegen fast die Krätze bekam. Mit dir war ich immer an den schönsten Plätzen, vielleicht könnten wir ja bald wieder irgendwo zusammen hingehen.

Agus

Mit einem breiten Lächeln las sie den Brief zuende, verwahrte den Brief wie den gestrigen in einer verzierten Kiste, die sie mal bunt angemalt hat. Damals fand sie Glitzer ganz toll, weshalb die Kiste doch etwas leiden musste.

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