5.Dezember
Carolina stand ganz gewöhnlich auf, duschte und aß etwas, hörte Radio und gwöhnte sich mittlerweile an diese Weihnachtslieder.
Agus hat sich heute morgen einmal gemeldet, meinte das er rausgehen wollte. Inzwischen ist es abends geworden, aber agus war immer noch nicht da, weshalb Carolina ein leicht mulmiges gefühl beschlich.
Man würde ihn doch nicht noch einmal verschleppen, oder?
Carolina betete dafür, wie sollte sie es denn auch Karol oder Ruggero erklären?
Immerhin hat Ruggero ihr noch gesagt, das sie ein Auge auf Karol's Bruder haben sollte. Aber das hatte Carolina ja auch... irgendwie.
Da es aber nicht viele Orte gab, an den Agus hier bisher war, konnte sie es vielleicht einschränken.
Immerhin würde er doch wohl nicht noch einmal verschleppt werden, oder?
Sie machte zwei Tassen Kinderpunsch, verfeinerte es mit Zimt und Zucker, dann zog sie ihre Botten an und betrat den Fahrstuhl, lauschte ein wenig der Fahrstuhl-musik zu, die sich schon ein wenig... komisch anhörte. Sie knisterte, und davon bekam man auf Dauer Kopfschmerzen – zumindest empfand es Carolina so. aber sie gehörte auch nicht zu der Sorte Teenager, die ihre Musik auf volle Dröhnung stellte, und somit das Risiko auf einen Tinnitus oder ähnlichem erhöhte.
Oben angekommen musste sie die letzten 10 Stufen alleine gehen und stieß die Tür zum Dach auf. Agus saß mal wieder am Rand, dieses mal im Schneidersitz.
Carolina setzte sich neben ihn, mit der geringen Sorge das sie ihn vielleicht erschrecken konnte, aber das tat sie anscheinend nicht. Oder er zeigte es nicht.
„Hier, ich hab Kinderpunsch gemacht.“ sagte sie, reichte ihm die Tasse, aber im
Nachhinein fiel ihr auf das sie es vielleicht hätte anbieten können. Auch egal.
„Dankeschön.“ bedankte er sich und schlürfte direkt einen Schluck des heißen Getränks.
Erneut fiel Carolina auf, das es wieder ziemlich dunkel ist, und man perfekt die Sterne beobachten kann. Früher tat sie das gerne, auch wenn sie nie wirklich irgendwelche sternen-bilder erkennen konnte. Das konnte agus früher, deswegen fand sie es immer ganz praktisch, das er sich auch für Astronomie interessierte.
„Hast du denn mittlerweile ein paar sternenbilder drauf?“ fragte er plötzlich, immernoch seinem Blick auf den Sternenhimmel über ihnen gerichtet.
„Nein. Da muss ich dich enttäuschen. Ich liebe Sterne und Astronomie und Sternenbilder kenne ich auch ein paar, aber ich erkenne sie am Himmel einfach nicht. Da sind ja schon ein paar mehr.“
„Soll ich dir welche zeigen?“
„Sehr gerne.“ sagte Carolina lächelnd, was Agus erwiederte."Okay, siehst du diese schlangenförmige Linie, etwa 3 grad über uns?“ fragte er, aber Carolina runzelte verwirrt die Stirn.
„3 grad ist die Richtung. Auch egal. Rückst du ein stück näher zu mir?“ fragte er. Carolina nickte und rückte dichter an den 24-jährigen heran, das sich ihre Schultern berührten. Zumindest hätten sie es, wenn Agus nicht noch so unnormal gewachsen wäre.
„Diese Konstellation heißt 'kleiner Wagen'. Siehst du ihn?“ fragte Agus. Carolina schüttelte leicht den Kopf.
„Okay, warte kurz.“ sagte er, runzelte nachdenklich die Stirn ehe er vorsichtig ihre Hand nahm. Er zeigte auf diese Linie und fuhr sie langsam nach.
„Siehst du sie jetzt?“ fragte er nochmal nach, und Carolina nickte. Sie wurde leicht rot, aber das konnte Agus wegen der Dunkelheit nicht sehen, zumindest hoffte Carolina darauf.
„Dann gibt es noch den großen Wagen.“ sagte er, und fuhr nun mit ihrer Hand eine neue Linie entlang.
„Andromeda... und viele, viele andere. Manche kann man hier nicht so gut sehen, wegen den vielen Lichtern der Häuser, aber wenn man wie ich...-“, Agus räusperte sich kurz.
„Nun ja, wenn man auf einem weitem Feld ist, kann man so unendlich viele wunderschöne Sterne mehr sehen. Innerhalb der letzten 7 Jahre, was das meine Lieblings-beschäftigung.
Abends sich irgendwo hinzulegen, und dann einfach hoch zu gucken und sterne zu beobachten.“ sagte Agus dermaßen verträumt, das Carolina hätte dahin schmelzen können. Vermutlich tat sie es auch innerlich.
„Agus...wo warst du überhaupt diese Jahre?“ fragte sie vorsichtig, auch wenn sie es sich eigentlich nur sich selbst fragen wollte.
Sie sah wie agus schwer schluckte.
„Ich war nicht hier.“
„Scharfsinnig. Das wusste ich garnicht.“ sagte sie sarkastisch, weshalb Agus wieder leicht lachen musste.
„Okay, ich war nicht mehr in argentinien und auch nicht mehr in süd-amerika. Wir waren extrem weit weg, genaue Koordinaten sind mir unbekannt, dafür habe ich mich um ehrlich zu sein auch nie wirklich interessiert.“
„Was heißt 'wir'?“ fragte Carolina nach und konnte ihre Neugierde in ihrer Stimme nicht untedrücken.
„Natürlich war ich nicht alleine. 7 Jahre alleine irgendwo im Nirgendwo.. wäre ich edann auf einmal wieder hierher gekommen... ich hätte auf jeden Fall einen an der Klatsche gehabt.“
„Wie viele wart ihr?"„Hunderte. Ich schätze auf 750. Wir lebten unterirdisch...-“
„Was heißt hier 'leben'? Agustin, du wurdest verschleppt. Vor 7 Jahren... du warst auf dem Heimweg, als irgendwelche kranken Leute dich einfach mitgenommen haben und dich aus deinem gewohnten Umfeld rissen. Ich hatte einen heiden Stress mit meinen Eltern, weil Karol ja bei irgendwem leben musste, nachdem du entführt wurdest und eure Eltern sich mal wieder nichts daraus gemacht haben. 7 Jahre lang, jeden Tag den gleichen Wunsch.
Nur das du zurück kommst, und jetzt hat er sich erfüllt, und du redest so, als wäre es komplett normal mit 17 Jahre einfach mal entführt zu werden. Als wären es deine Freunde gewesen, die dich einfach mitgenommen haben. Dabei waren es irgendwelche kranken Leute, und hergott nochmal, jeden abend habe ich mich gefragt warum du. Irgendwann habe ich aufgehört mich zu fragen, weil kranke Leute nunmal kranke Sachen tun...-“
„carolina. Es reicht!“ sagte Agus, weshalb Carolina sofort verstummte. Seine Stimme wirkte ruhig, und doch ziemlich aufgewühlt, sanft und doch ziemlich hart.
„Du hast keine Ahnung was innerhalb dieser 7 Jahre passiert ist, also hör auf diese leute krank zu nennen, wenn du sie nicht mal annähernd kennst. Außerdem habe ich dir gesagt das ich nicht will das du es immer 'verschleppt'nennen sollst. Mag zwar für dich so sein, aber nicht für mich und vielleicht habe ich dort freunde gefunden. Freunde die ich mittlerweile genauso vermisse, wie ich euch dort vermisst habe...“ sagte Agus zu ende hin leiser. Carolina wusste nicht was sie sagen sollte, nahm also einfach die Tassen und ging rein, zog sich um und legte sich in ihr Bett.
Eine weile später bemerkte sie, wie auch agus wieder die Wohnung betrat, und Carolina merkte wie er kurz vor ihrer Tür inne hielt, dann aber zum improvisierten Gästezimmer ging. Carolina konnte es nicht unterdrücken und schlich leise zur Tür, öffente diese und sah vor sich einen Schwan. Zögerlich nahm sie diesen und schloss die Tür, setzte sich aufs Bett. Sie atmete kurz ein und aus, öffnete dann den Brief.
Liebe Carolina,
Ich schätze, das eben war wohl unsere erste Auseinandersetzung.
Verzeih mir. Falls du dieses wirklich in Erwägung ziehen solltest, hoffe ich das wir bald wieder zusammen die Sterne beobachten können.
Gute Nacht, agus.
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24 Days
أدب الهواة24 Tage. 24 Tage bis zum Weihnachtsfest 2017, Und gleichzeitigen Geburtstag von Carolina Simonetti. Doch diese 24 Tage scheinen noch eine totale Veränderung verpasst zu bekommen. Denn auf einmal ist Karol's lang verschollener Bruder Agus wieder aufg...