Day 8

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Agus ließ sich den ganzen Tag nicht mehr blicken. Carolina wusste nicht ob er Vielleicht auf dem Dach ist, oder irgendwo draußen rum läuft, und doch brachte der letzte Brief sie zum Nachdenken. Agus hätte sich nicht entschuldigen müssen, dachte sie.
Und dann fragte sie sich noch wie Agus das wieder 'gut machen' wollte.
Auf jeden Fall lag Carolina am Abend hundemüde im Bett, als sie das vertraute Knartschen ihrer Haustür wahrnahm. Sie hatte es sich schon des öfteren vorgenommen mal die Tür zu schmieren damit dieses Knartschen endlich wegging, aber auf der anderen Seite wollte sie es doch nicht. Denn immer wenn sie nach einem anstrengenden Tag nach Hause kam, gab ihr erst dieses Geräusch das Gefühl das sie wirklich zuhause ist.
Müde stand Carolina auf und öffnete die Tür, erkannte beim genaueren Hinblick die Umrisse von Agus, der sich vorsichtig zu Carolina umdrehte.

"Hab-hab ich dich geweckt?" Fragte er entschuldigend.

"Nein, ich war noch wach. Ich hab gewartet das du irgendwann wieder kommst."

"Wieso?"

"Wieso wohl? Denkst du, Ich freue mich bei dem Gedanken, das du die ganze Nacht irgendwo da draußen unterwegs bist? Vor allem wenn draußen minus-grade herrschen und du in einer sweatshirt-jacke rumläufst. Du musst doch kurz vorm erfrieren sein." sagte Carolina und kuschelte sich aus Prinzip in ihren dicken Pulli.

"Lieb das du dir um mich Sorgen machst, aber das brauchst du nicht. Mir geht es gut."

"Ich weiß nicht wo du die 7 Jahre warst, was du gemacht hast oder mit wem du unterwegs warst, aber du bist wieder hier, Agus. Du bist nicht Superman oder sonst wer von diesen Helden in superengen Leggins, also darf ich mir Sorgen machen."

"Darfst du von mir aus, Ich hab nur gesagt das es unnötig ist." sagte Agus schulterzuckend. Carolina rollte mit den Augen und seufzte genervt auf.

"Für Diskussionen oder keine Ahnung was das hier werden soll bin ich nicht in Stimmung. Gute Nacht." sagte sie und wollte die Tür zu machen, was leider gründlich daneben ging, da Agus seinen Fuß dazwischen stellte.

"Hey... tut mir leid falls ich dich verärgert haben sollte. Ich-ich Ich bin es einfach nicht mehr gewohnt das du oder ihr euch um mich sorgt. Ich bin immerhin der älteste und... egal. Guck, Ich war 7 Jahre weg. Ich hab irgendwann die Hoffnung aufgegeben überhaupt nochmal zurück nach Hause kommen zu dürfen."

"Weißt du, Wenn du nicht über die letzten Jahre reden willst ist es okay. Aber dann mach mich doch nicht so neugierig. Erneut wünsche ich dir eine gute Nacht."

"Warte. Wenn du nicht allzu müde bist, können wir aufs Dach und ich erzähle es dir."

"Nein. Nicht wenn du dich jetzt Irgendwie dazu gedrängt fühlst, weil mein Ton so harsch klang."

"Ich versichere dir das es nicht daran lag. Also in 10 Minuten oben?" fragte Agus und Carolina nickte verwirrt. Schnell zog sie sich ihre wärmsten Sachen an, nahm ein paar Kissen und decken mit und fuhr dann mit dem Fahrstuhl hoch. Oben angekommen legte sie sich alles zurecht und setzte sich dann neben Agus.

"Okay. Also...wo warst du?"

"Es war unterirdisch, Ich kann dir nicht genau sagen wo ich lebte. Es war ein wirklich riesiges unterirdisches System, im nirgendwo. Es ging einfach ums Überleben. Ich war teils bei der Jagd dabei und für die Nachtschicht unterwegs. Das erste Jahr hab ich wirklich immer versucht zu entkommen und zurück zu euch zu gelangen, aber es wurde jedes mal verhindert, und ich verstehe das du es als eine Entführung siehst, für dich war es ja auch eine, auch wenn es nicht wirklich eine war. Ich kann dir versichern das es keine schlechten Menschen waren. Keine Serienkiller die mit mir Experimente durchführen wollten. Es waren einfach geflohene die sich etwas aufgebaut haben. Etwas großes. Mit 8-9 anderen jungen Leuten war ich dann in der Abend-dämmerung unterwegs und habe gejagt, und ich möchte nicht selbstverliebt oder egoistisch klingen, aber ich war einer der besten, Wenn nicht sogar der beste.
Das zweite, dritte und vierte Jahr wurde immer erträglicher. Die Leute wurden wirklich netter und ehe ich mich versah hab ich mich fast wie zuhause gefühlt. Nicht zuhause gefühlt wie früher als ich mit Karol pretty Little liars und the walking Dead geguckt habe und sie schließlich ins Bett tragen musste, Weil sie bereits eingeschlafen ist. Zuhause wie anders zuhause. Keine sozialen Medien, Keine Menschen die sich darüber beschweren das der Nagel abgebrochen ist oder 10 Cent für ein Hamburger fehlen. Es gab keine uhren, Keine Handys, Keine Mittel um über weitere Entfernung miteinander zu kommunizieren. Wir haben die Zeit an der Sonne anpeilen können, haben unsere Sachen im Fluss gewaschen, messerscharfe Steine als Messer benutzt. Ich hab gelernt wie man Fische fängt, verletzte Tiere heilen konnte. Wie man mit Schlangen-bisse um geht.
Wir... Ich war bei Wind und Wetter draußen. Ich hab gefühlt wie windböen um mich herum bliesen und ich einfach weiter gelaufen bin. Wir... Ich saß geschützt unter dicken Bäumen als schwere Blitze den Himmel zum zucken und leuchten brachten. Ich war da als sich ein tornardo über dem Wasser erhob hat und alles mit sich reißen konnte. Als der Regen vom Himmel fiel als würden die Wolken vor lauter Kummer und Trauer gar Nicht aufhören können zu weinen.
Zusammen mit ihm saß ich jede Vollmond-nacht auf diesem Gras-hügel, mit nichts als unseren Jacken. Es gab nichts was die Momente hätte zerstören können. Kein klingendes Handy, Keine Benachrichtigung von Facebook das Kevin abcdefg irgendwas gepostet hat. Es gab nur uns und den Mond und die Sterne. Ich hab mich wirklich zuhause gefühlt... und es war ein tolles Gefühl. Keine Menschen die sich Beleidigungen an den Kopf warfen oder sonstiges."

"Fühlst du dich hier... Nicht zuhause?"
Fragte Carolina nachdem sie sich erstmal sammeln musste. Als Agus alles aufgelistet und erzählt hat... Dieses glitzern in seinen Augen, das verriet das er sich dort wirklich wie zuhause gefühlt hat. Es versetzte ihr ein kleinen Stich ins Herz.

"Versteh mich nicht falsch, ich fühle mich auch bei euch zuhause... Irgendwie. Aber es ist dieses familiäre zuhause. Wo meine kleine Schwester auf mich wartet, ihre beste Freundin an ihrer Seite und mein bester Freund an meiner Seite. Wir vier, täglich zusammen. Im Kino, in der Schule, am Telefon, drinne.
Dieses... gezwungene zuhause fühlen. Ich bin ehrlich, Ich kann es nicht gleichsetzen. Alles was wir früher täglich gemacht haben, war dort auf einmal weg und ich müsste lügen wenn ich leugnen würde, das ich es nicht toll fand. Ich meine ich liebe Karol und Ruggero und dich. Ihr seid die Familie die ich wollte und brauchte, aber Karol... Gott, sie ist so optimistisch und motiviert und quirlig. Sie würde doch niemals damit klar kommen, das ich vielleicht nicht mehr der alte bin. Der keine Ahnung mehr von Smartphones und Technik hat, der diese ganzen Dinge allmählich hasst. Dieser Gesichtsausdruck heute morgen als ich sagte, das ich nicht mit ins Film-theater möchte. Ihr könnte ich diese ganzen Dinge garnicht sagen, ohne das sie keine Riesen Augen machen würde und vielleicht sogar enttäuscht wäre. Das ich es dort so gut fand. Das ich mich zuhause fühlte. Wie soll ich ihr das denn jemals alles erklären können? Wo ich war und wie es dazu gekommen ist?"

"Erklär es ihr nicht. Umarme sie einfach und sag ihr was du mir gesagt hast. Das du froh bist wieder hier zu sein. Dad du wieder zuhause bist."

"Carolina... sag das nicht." sagte er mit leicht gequälten Ton, weshalb Carolina die Luft anhielt.

"was denn?"

"Klar bin ich froh wieder hier zu sein, aber ich weiß nicht ob ich mich zuhause fühle. Ich weiß nicht wirklich ob ich zuhause bin." sagte er und blickte zu den Sternen hinauf, während Carolina ihren Blick abwandte und auf ihre eingekuschelten Beine schaute.

"Ich denke ich geh mal. Dann kannst du nachdenken." sagte sie und stand auf.

"Warte einen Moment." und mit diesen Worten hatte er bereits nach ihrer Hand gegriffen, weshalb sie eine leichte Gänsehaut bekam.

"hier. Der Brief für heute. Kannst ihn aucj nachher oder heute Mittag lesen."sagte Agus. Carolina nickte, ging in ihre Wohnung, setzte sich auf ihr Bett und öffnete den Brief.

Liebe, Herzensgute Carolina
Danke das ich mit dir reden konnte. Hab ich dir jemals gesagt das ich es liebe mit dir zu reden? Nein? Dann weißt du es jetzt.
Gute Nacht und ich hoffe du träumst was schönes.

Agus

Und nein Carolina hat nichts schönes geträumt. Sie lag die komplette Nacht, Stunde für Stunde wach in ihrem Bett und dachte über Agus Worte nach.

Gezwungen zuhause.
Familiär zuhause.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 15, 2017 ⏰

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