Adventskalender Harry Potter

Türchen 1

Es duftete nach allerlei Köstlichem: Der Duft von Stollen, Zimtsternen, Punsch, Strudel, Bratäpfeln und Vanillekipferln kroch in die Nase aller, die die festlich geschmückte Halle betraten, sodass diese verzückt tief einatmeten und genussvoll ihre Augen schlossen.

Scheinbar war er der einzige, den der Geruch nicht im Geringsten interessierte. Stattdessen fixierten seine Augen, während seine Hände tief in den Hosentaschen vergraben waren, etwas am anderen Ende des Saals. Oder besser gesagt jemanden. Die Person, von der er nicht für eine Sekunde den Blick ablassen konnte, stand gerade kichernd mit ihren Freunden dort. Kurz zögerte er. Sollte er es wirklich tun? Immerhin könnte sie nein sagen.. aber wenn sie ja sagen würde, wäre das der absolute Wahnsinn. Allein bei dem Gedanken daran schlug sein Herz Purzelbäume und er musste seine Hände aus den Taschen holen und sie an der Hose abwischen, damit sie nicht so schwitzten. Einen Augenblick sah er noch zu, wie sie auf etwas nicht Sichtbares in der Luft deutete - Dann richtete er sich entschlossen auf und fuhr sich selbstsicher durch die Haare. Würde schon nicht schiefgehen.

Kurz sah sich der Junge um, ob jemand seinen bröckeligen Moment bemerkt hatte, was zu seinem Glück nicht der Fall war, bevor er sich zu ihr aufmachte. Er würde es durchziehen. Keinen Rückzieher machen. Sie einfach fragen.

Er hatte sie schon fast erreicht; ihr liebliches Lachen drang in seine Ohren und sofort machte sich ein wohliges Gefühl in seinem Bauch breit. Wenn es wirklich dieses Aura-Zeugs gäbe, dann war er sich sicher, dass ihre Aura die Farbe von schönstem Gold hätte. Die zerzausten Locken des Mädchens flogen ihr wild um den Kopf, als sie sich in seine Richtung drehte. Ihre funkelnden Augen trafen die seinen und für einen winzigen Moment huschte ein Lächeln über sein Gesicht.

Doch so schnell es gekommen war, war es wieder weg und die Zweifel trafen ihn wie ein geballter Fausthieb wieder. Sie mochte ihn sowieso nicht. Was für einen Grund hätte das Mädchen mit den Radieschen- Ohrringen auch dafür. Er wandte sich ab und ging schnurstracks mit verlassenem Mut aus der großen Halle.

„So ein verdammter Drachenmist!", fluchte er und trat voller Wucht gegen eine Ritterrüstung, die in einem verlassenen Gang stand. Dabei steckte er seine ganze Frust und Enttäuschung rein, sodass es nicht verwunderlich war, dass diese danach laut scheppernd zu Boden fiel. Verzweifelt vergrub er sein Gesicht in seinen immer noch vor Nervosität verschwitzten Händen. Dass ihm sowas mal passieren würde, hätte er nicht gedacht. Wenn sein bester Freund ihm das vor zwei Monaten erzählt hätte, wie er sich wegen eines solchen Mädchens wie Luna anstellen würde, hätte er sich kaputt gelacht! „Verdammt", flüsterte er in die Stille hinein und dabei hörte sich seine Stimme so verzweifelt und gebrochen an, dass er sich als sein Ich im Normalzustand darüber richtig lustig gemacht hatte.

„Mal wieder ein Mädchen aufgerissen, du Held?", grinste ihn sein bester Freund an. „Was sonst", gab der Gefragte grinsend zurück. Der gemütlich eingerichtete Gemeinschaftsraum war genau das, was er brauchte. Zusammen mit einer warmen Tasse Zimt-Tee. „Kommst du mit? Wollte noch an den See. Tee trinken. Die Flocken anstarren und so", fragte er, an seinen Freund gerichtet. Dieser starrte ihn nur mit gerunzelter Stirn an. „Dein Ernst? Du willst raus in diese eisige Kälte und den nassen Schnee anstarren, als hättest du sonst keine Hobbies? Was ist los mit dir?"-„Ja.. nichts! Man, dann versaure hier halt", murrte er und ging einfach hinaus, nachdem er sich seinen Schal und seinen überlebenswichtigen Tee geholt hatte.

Es war so kalt, dass sich beim Ausatmen kleine Wölkchen bildeten und dass er sogar durch die unzähligen Kleidungsschichten – man wusste ja nie – fror. Riesige Schneeflocken fielen sanft vom Himmel herab. Unter ihm knirschte es, als er sich auf den Weg zum schwarzen See machte, der nun höchstwahrscheinlich zugefroren war. Sein Blick folgte den Lichtpunkten, die auf dem Boden tanzten und bis hier her vom Schloss durch die Fenster kamen.

Wenn er sie schon gesehen hätte, wäre er direkt wieder umgedreht. Da er aber damit beschäftigt war, den überaus interessanten Boden anzustarren, bemerkte er die ebenfalls dick eingemummte Gestalt nicht, die auf einer kuscheligen Picknickdecke ganz alleine saß und in Gedanken versunken auf den See starrte.

So zuckte er auch zusammen, als er halb über ihren Korb stolperte, aus dem der Geruch von frischen Plätzchen in seine Nase wehte. „Luna?" Er schluckte. Sie war der letzte Mensch, den er hier vermutet hätte, aber er erkannte sie von hinten sofort. Ihre blau-rot-gestreifte Mütze mit riesigem Bommel schrie einfach nach der sonderbaren Ravenclaw. Von dem abgesehen, waren ihre ellenlangen blonden Haare einfach unverwechselbar. Der Mond schien; er war ganz alleine mit ihr draußen und brachte doch kein Wort hervor. „Ja?", entgegnete sie erst einige Augenblicke später, als wäre sie für kurze Zeit in einer anderen Welt gewesen. „WillstdumalmitmirnachHogsmead?" Der Satz schoss in einem irre Tempo aus seinem Mund; er hatte ihm schon so lange auf der Zunge gelegen. Die Röte stieg ihm ins Gesicht – was für ihn ziemlich verwunderlich war – und er war heilfroh, dass man das durch die Dunkelheit um sie rum nicht erkennen konnte. Jetzt hatte er es verbockt, dachte er, als eine schreckliche Ewigkeit lang keine Antwort kam. Hatte er zu schnell gesprochen? Vielleicht wollte sie einfach nicht? War sie womöglich – „Gerne, Blaise.", unterbrach sie seine Gedanken und drehte ihren Kopf in seine Richtung, wobei ihre Augen etwas verträumter als sonst schauten, oder bildete er sich das nur ein? Er konnte keinen klaren Gedanken fassen. „Was?"

Sie lächelte. „Ich würde gerne mit dir nach Hogsmead gehen. Aber du musst mir versprechen, dass wir einen Ort suchen, wo es Vanillepudding gibt!"

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Das war es auch schon für heute ^^ 

Ich (Keks) hoffe, das heutige Türchen hat euch gefallen. Morgen geht es mit einer Geschichte von Teddy weiter.

Fröhlichen 1. Dezember noch! :D