[Altes Tagebuch, Rosa]
16:32 Uhr
Es riecht nach Desinfektionsmittel. Das Licht ist kalt, so eiskalt... Sie liegt hier, im Bett neben mir. Ihre Haut ist blass, ihre Wangen so eingefallen. Oder es ist das Licht. Sie sieht schwach aus. Mir ist kalt, so eiskalt.
17:03 Uhr
Ich sitze immernoch hier, ich bin gleich nach der Schule hergekommen. Mein Vater ist nicht da, er will heute nicht kommen. Er meinte, dass es schon ein Problem gewesen wäre, gestern früher von der Arbeit zu kommen. Es hatte ihr doch diesmal so sehr zugesetzt... Ich habe gestern ihre Hand gehalten, die ganze Zeit. Es ist schrecklich, sie so zu sehen. Zuhause habe ich schrecklich geweint, ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich bin wehrlos, und das wird mir mit jedem Besuch bei ihr mehr klar. Am Anfang hat sie noch gelächelt, um mich aufzuheitern, aber jetzt kann sie nicht mehr. Es hört nicht auf, und sie leidet, und schwindet einfach so vor sich hin.
17:26 Uhr
Sie schläft immernoch. Gerade kam eine Krankenschwester vorbei, zum Glück ließ sie uns in Ruhe. Wahrscheinlich wusste sie, wie spät meine Mutter gestern erst einschlafen konnte. Jonas geht nicht ans Handy, dabei rufe ich ihn doch zurück. Ich weiß nicht Mal was er von mir will, ich hab gerade doch gar keine Zeit, und das weiß er. Das Licht ist so kalt, eiskalt, wie es auf ihre Bettdecke fällt...
17:45 Uhr
Manchmal habe ich Angst, dass sie nie wieder aufwacht. Ich will auch nie hören, was die Ärzte sagen, weil ich noch hoffe, dass das alles nicht wahr ist. Es scheint aussichtslos, dabei dachte ich, es gäbe immer einen Ausweg. So hat sie es auch immer gesagt, aber in letzter Zeit ist sie still geworden.
18:09 Uhr
Ich wäre gerne immer hier. Dabei ist es kalt, so eiskalt. Aber sie ist hier, und ich habe Angst.
18:40 Uhr
Ich muss gehen, aber ich will nicht. Jonas will mich abholen, aber ich will nicht. Mein Vater will auch nicht kommen.
19:00 Uhr
Das Licht in der Bahn ist kalt. Eiskalt... Ich friere.
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Ich sehe den Tatsachen ins Auge: ihre Augen sind blau.
CasualeDu und ich, all das, was ich geglaubt hab, wir liegen in Scherben. Ich bin an meinen Lügen zerbrochen, wie mein Herz aus Glas. Tanze mit der Wahrheit bis ins Morgengrauen.