Kapitel 4

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~Y

Der Morgen verlief wie immer. Ich stand auf, ging ohne einen Blick in den Spiegel zu werfen ins Badezimmer und machte mich fertig. Mein Wecker klingelte noch immer, doch ich ignorierte ihn und ging nach unten. Meine Eltern waren schon bei der Arbeit, wie meistens.

Ich seufzte, nahm mir einen Apfel mit und machte mich zügig auf den Weg zur Schule. Das ist mein Alltag.

Kaum bin ich in der Schule angekommen, hörte ich schon wieder Gelächter hinter meinen Rücken. Da ich keine Wahl hatte, hielt ich es einfach aus und ging zu meinen wenigen Freunden. Bald darauf hörte ich die Klingel und wir gingen rein.

Ganz ehrlich, ich hasste die Schule. Es ist ein grausamer Ort. Ich werde ununterbrochen gemobbt, beleidigt und diskriminiert. Die Lehrer unternehmen einfach nichts oder wenn, dann bringt es nicht wirklich etwas. Ich sass also in meiner Schulbank, alleine natürlich, als die Englischlehrerin plötzlich sagte, dass sie einen Test mache. Ich erschrak, da ich merkte, dass ich gar nichts gelernt habe und sagte der Lehrerin, dass es mir schlecht ginge. Sie nickte und ich rannte förmlich zum Schulklo.

Panisch schloss ich die Tür hinter mir und bemerkte erst nach einigen Minuten, dass jemand neben mir schluchzte. Zögernd schaute ich zu dieser Person und erkannte die Person, die ich als letztes vermutet hätte.

Ich konnte nicht anders, als sie einfach nur anzustarren.

Sie fragte mich zickig, warum ich so blöd schaute. Ich erschrak und schnell wandte ich meinen Blick von ihr ab und seufzte. Kleinlaut, fast schon ängstlich fragte ich sie schlussendlich, was sie denn hatte und warum sie weinte.

Sie schaute mich an und das Einzige was passierte, war, dass nur Tränen liefen. Geschockt und ziemlich verwirrt über die Situation war ich unfähig zu handeln. Ganz vorsichtig und zögerlich umarmte ich sie, zuckte aber zusammen, da meine Verletzungen am Arm schmerzten. Gleichzeitig spürte ich ein mächtiges Kribbeln in der Magengegend. "Nun sag schon... Was ist los?" , flüsterte ich fast tonlos. Sie löste sich und schaute mich an. Danach erzählte sie mir alles. Manchmal wurde ihre Stimme sehr brüchig. Ich hörte jedoch geduldig zu und nickte ab und zu.

Als sie verstummte, atmete sie erleichtert auf und lächelt mich leicht an. "Danke, jetzt geht es mir schon ein wenig besser", meinte sie und ich wurde ganz leicht rot. "B..Bitte gerne doch", stammelte ich verlegen. Sie musterte mich eindringlich und fragte mich dann aus dem Nichts: "Wie heisst du eigentlich?" Autsch. Das war ein Stich ins Herz. Aber was hatte ich den anderes erwartet? Sie war das beliebteste Mädchen auf dieser Schule und ich? Ich war nur so ein depressives, einsames Mobbingopfer. Ich wollte gerade zum Sprechen ansetzen, da bekam ich eine Nachricht. Ein Bisschen genervt schaute ich auf mein Handy und erkannte, dass Taro mir geschrieben hat. Sofort musste ich wie ein Honigkuchenpferd grinsen. Elana fragte mich, warum ich denn so plötzlich grinsen musste. Ich sagte, dass mein Freund mir geschrieben hätte. Sie nickte nur und wurde so seltsam still. Ich kümmerte mich nicht weiter darum und schrieb ihm schnell zurück. Da kamen schon wieder die Gedanken. Irgendwie liebte ich ihn, aber in Elanas Nähe wird mir immer ganz komisch. Was ist nur los mit mir? Kann es sein, dass sie mir gefällt? Aber was is mit Taro...? Ich liebte ihn doch. Genau. Ich liebte ihn und das muss ich ihm beweisen. Ich weiss auch schon wie.

Ich merkte, dass ich völlig in Gedanken versunken war, doch ich war allem Anschein nach nicht die Einzige. Elana gab seit meiner Aussage keinen Ton von sich und sah sehr nachdenklich aus. Ich drehte mich zum Waschbecken um und schaute mich im Spiegel an. Tiefe, dunkle Augenringe zierten mein leicht gelbliches Gesicht. Das passiert, wenn man Nächte lang nicht schlafen kann und über zu viele Dinge nachdenkt.

Ich hörte, wie die Tür aufgeht und jemand reinkommt. Es war meine Englischlehrerin. Schnell tat ich so, als musste ich würgen. Im Augenwinkel konnte ich den verwirrten Blick von Elana sehen und gab ihr ein Zeichen, dass sie mitspielen sollte. Meine Englischlehrerin kam zu mir, fragte mich besorgt, ob es ginge oder ob ich nicht nach Hause wollte. Ich nickte und würgte nochmal. Meine Lehrerin drehte sich zu Elana um und beäugte sie misstrauisch. "Was machst du hier? Musst du nicht in deine Klasse zurück?", schnauzte sie Elana an. Elana antwortete zuerst zögerlich, dann aber selbstbewusst: "Ich musste auf die Toilette und sah sie dann. Ich konnte sie nicht alleine lassen und half ihr." Meine Lehrerin nickte nur und drehte sich wieder zu mir und meinte: "Komm gleich wieder zu deiner Klasse und ruf deine Eltern an. Dann kannst du nach Hause."

Sie stolzierte aus dem Schulklo und liess uns wieder alleine. Ich seufzte auf und schaute erleichtert Elana an. "Was sollte das?!" , kam aus ihrem Mund geschossen und sah mich teils verwirrt, teils wütend an.

"Naja..Überraschungstest und so..", murmelte ich leise und wollte gehen. Sie hielt mich am Arm fest und sagte: " Warte! Du hast mir noch nicht gesagt, wie du heisst." Ich schaute an und sagte hastig "Yumi", dann ging ich raus und liess sie alleine zurück. Zielstrebig, doch leicht gebückt wegen der vorgetäuschten Übelkeit, ging ich in Richtung Klassenzimmer und telefonierte mit meinen Eltern. Natürlich schrien sie mich an, zum Glück auf chinesisch, so konnte meine Mitschüler es nicht verstehen. Ich legte relativ schnell wieder auf und sagte der Lehrerin Bescheid. Sie wünschte mir Gute Besserung, ich packte all meine Sachen und verschwand aus dem Klassenzimmer. Mein Blick richtet sich kurz auf die Tür des Mädchen Schulklo, doch ich ging daran vorbei uns huschte nach Draussen.

Gemütlich lief ich nach Hause, doch ich schaute immer wieder auf die Stelle am Arm, die Elana mich festgehalten hat. Es kribbelt angenehm, doch genau das beunruhigt mich. Was passiert hier?

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~Chanyy ♥︎'

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