Stille, Kälte und Papierkram

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Der Tag dauerte sehr lange, denn George musste viel mit ihnen besprechen wegen der Reise. Viel Papierkram, viel langweiliges Zeug, was jeder wichtig fand. Und Caroline stellte fest, dass sie heute abend viel damit zu tun haben würde, ihren Reisepass zu suchen. Dann war sie wenigstens beschäftigt und musste nicht den traurigen Tatsachen ins Auge sehen. "Okay! Jetzt aber gut aufgepasst", kündigte George an, "jetzt geht es an die Zimmerverteilung und das war ja schließlich schon in der Grundschule schwer!". Er lachte und ihre Augen weiteten sich. Mit wem sollte sie denn bitte in ein Zimmer? Sie hatte ja eigentlich im Moment keine Freunde hier außer George, Miss Hudson und Dean. Aber das mit Dean hatte sich ja eh erledigt. Und George oder Miss Hudson? Tja, sie war allein ohne Freunde.

Als George ihren Namen sagte, schreckte sie auf. "Mit wem bist du im Zimmer?", fragte George und alle starrten sie an. Sie zuckte nur schüchtern die Schultern und zum Glück machte George weiter und zwar mit Dean. "Ich hab noch keinen!", sagte er selbstbewusst und lächelte verlegen. George grinste nur und schrieb etwas auf. Und sie ahnte Schreckliches. Eine Sekunde später sprach George ihre Gedanken aus. "Caroline und Dean", sagte er und sie drohte umzukippen doch sie fasste sich noch rechtzeitig und atmete tief durch. Sie nickte nur schroff. Genauso Dean. Das konnte ja noch heiter werden!

Danach wurden noch ein paar Kleinigkeiten geregelt und sie kriegte mit, dass die Reise länger als ein 2-Wochenurlaub werden würde. Sie fuhren 3 Monate weg und da stockte ihr der Atem. 3 Monate mit Dean in einem engen Raum! Ob sie das aushalten würde ohne komplett zu verzweifeln? Warscheinlich nicht. Langsam tat sie sich selbst leid. Gab es noch irgendetwas worauf sie sich freuen konnte außer dem Reisepasssuchen heute abend? Nein. Ihr Leben war komplett vorbei. Sie hatte nichts mehr.

Als George endlich sagte, dass alle nach Hause gehen konnten, atmete sie erleichtert auf. Sie hatte den Tag über nicht viel gesagt und ihr Hals war trocken. Heute musste sie jedoch noch viel sagen und zwar während sie mit Dean sprach. Hoffentlich konnte sie ihn irgendwo abfangen. Er ging normalerweise nie als Letzter aber auch nie als Erster. Sie musste ihm einfach irgendwie hinterher rennen. Kam das nicht zu verzweifelt rüber? Ach egal! Sie wollte sich gerade nach ihm umschauen, sah aber dann nur noch einen Zipfel seiner Jacke um die Ecke schwingen. Mit großen Schritten lief sie hinterher, doch als sie grade unten war, hörte sie seinen Motor anspringen und sah ihn kurz darauf wegfahren. Warum hatte er es so eilig? Wusste er, dass sie etwas sagen wollte?

Erst jetzt spürte sie, dass es drinnen schön warm gewesen war. Die Kälte fraß sie von außen und drückte sich viel zu schnell nach innen und verteilte sich über ihren ganzen Körper. Dass sie nicht mit Dean reden konnte, verstärkte dieses Gefühl. Sie zitterte und ihre Zähne klapperten. Die Wunde auf ihrem Knie fing an zu brennen und es fühlte sich an, als würde sie wieder aufreißen.

Der erste KussWo Geschichten leben. Entdecke jetzt