Eine kurze Nacht

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Sie schleppte sich zur U-Bahn und ließ sich dort auf einen Platz, gegenüber von einem alten Ehepaar, fallen. So würde sie mit Dean nie enden wenn sie ihn nicht sprechen konnte. Sie schaute aus dem Fenster und sah nur unterirrdische Dunkelheit. Als sie wieder aufschaute stand schon die Tür an ihrer Haltestelle offen. Schnell sprang sie auf und rannte nach draußen. Das Ehepaar schaute sie nur schief an. Sie lief die Treppen nach oben und atmete dann die frische Luft ein, die nicht nach U-Bahn roch. Wie würde sie froh sein, wenn Dean sie abends wieder nach Hause fuhr und sie zusammen auf der Couch saßen, die ohne ihn nicht halb so bequem war. Würde das überhaupt jemals wieder passieren?

Sie schloss ihre Haustür auf, ging rein und setzte sich an den Küchentisch. Sie schaute nur traurig zur Couch rüber. Würde er ihr jemals wieder verzeihen können? Da fiel ihr wieder etwas ein. Der Reisepass! Sie schaute in ein paar Schubladen, wo sie wichtige Dokumente aufbewarte und da war er. Verdammt! Damit konnte sie sich jetzt auch nicht mehr ablenken. Sollte sie etwa versuchen zu schlafen? Niemals! Der Tag war zwar anstrengend gewesen, aber doch zu aufregend um jetzt schlafen zu können. Sie schaute sich in ihrer Wohnung um und überlegte was sie jetzt machen könnte, doch ihr fiel nichts ein. Da sie also in ihrer Wohnung nichts fand womit sie sich beschäftigen könnte, beschloss sie nach draußen zu gehen.

Sie zog ihre Jacke und einen dicken Schal an und trat vor die Haustür. Sofort wehte ihr eine kühle Brise ins Gesicht. Sie lief ein paar Meter und es jetzt merkte sie wie gut ihr die frische Luft tat. Als sie in eine enge Gasse kam, wurde sie von der Dunkelheit umhüllt und sie genoss es. Sie fand es wunderschön, sonst bekam sie immer Angst in der Dunkelheit, doch diesmal machte es ihr kein bisschen was aus. Das Einzige was sie hörte waren ihre Schritte und weit entfernt noch ein paar Autos. Was sie sah waren ein paar Straßenlaternen und sonst nur Dunkelheit sie sah keine Menschen, nur zwischendurch die Scheinwerfer eines Autos.

Sie lief an einer Bäckerei vorbei, die noch offen hatte. Drinnen sah es sehr warm und gemütlich aus, doch daran wollte sie jetzt gar nicht denken sie wollte einfach nur die frische, kühle Luft um ihren Körper wehen haben und die Dunkelheit spüren. Neben ihr lief Schatten und sie sah ihre Gesichtszüge. Wie ein alter Freund, schaute sie zu ihm rüber. 20 Meter vor ihr fuhr ein Auto vorbei und dessen Scheinwerfer blendeten sie. Jetzt war es um sie herum komplett dunkel. Eine Straßenlaterne war ausgefallen und dieser ganze Bereich war nun komplett dunkel und kalt. Sie sah nicht mal ihre eigene Hand vor Augen doch sie lief einfach weiter.

Sie sah nach oben in den dunklen Himmel. Das Einzige was sie sah waren die Leuchten eines Flugzeugs. Sie sah nach rechts und sah das alte Haus ihres Opas, der vor ein paar Jahren gestorben war. Weil es so kalt war, sah sie ihren Atem vor sich. Sie lief an einer dunklen Gasse vorbei doch wie sonst fürchtete sie sich nicht. Sie lief einfach weiter, doch dann lief sie doch einen Schritt schneller. Sie fühlte sich verfolgt von der Dunkelheit hinter ihr, doch das nur, weil vor ihr Licht war. Nur noch wenige Meter vor ihr sah sie die Kreuzung, wo sie abbiegen musste. Langsam war ihr die Dunkelheit nicht mehr so vertraut. Während sie so gelaufen war, war es dunkler geworden und sie schreckhafter.

Jetzt hörte sie wieder nur ihre Schritte. London war ihr noch nie so leise vorgekommen. Erleichtert kramte sie ihren Schlüssel aus der Tasche und schloss ihre Haustür auf. Schnell wurde sie von Wärme umhüllt und diesmal störte es sie nicht. Erst als sie in den Spiegel schaute, bemerkte sie ihre zerzausten Haare und roten Wangen. Jetzt war sie zu erschöpft, um schonmal mit dem Packen anzufangen. Sie flogen ja erst übermorgen.

Der erste KussWo Geschichten leben. Entdecke jetzt