4.

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Ich schlang von hinten meine Arme um ihre Taille, küsste sie vorsichtig auf die Schläfe, ehe ich mein Kinn auf ihre Schulter legte. Gemeinsam blickten wir hinab. Mit zittrigen Händen umfasste sie meine Hände und lehnte sich gegen meine Brust. Mein aufkommendes Seufzen konnte ich nicht unterdrücken, doch sie sagte nichts. Stattdessen schenkte sie mir den benötigten Halt und zeigte mir, dass ich nicht alleine war. Das war alles, was ich in diesem Moment brauchte.
„Ich musste sie dir vorstellen.", flüsterte ich leise, nachdem ich überzeugt war, meine Stimme wiedergefunden zu haben. „Sie ist ein Teil von mir, ein wichtiger, welchen ich mit meinem ganzen Herzen liebe und gleichzeitig misse." Kurz drückte sie meine Finger, bevor sie sich aus meiner Umarmung wand, zu mir drehte und aus großen Augen ansah.
„Du weißt nicht, wie viel mir das bedeutet." Ein kleines Lächeln bildete sich auf ihren Lippen, welche leicht gerötet waren.
„Sie würde dich sicherlich lieben, genauso, wie ich es tue.", meinte ich und zog sie an mich. Fest umfasste ich ihren schmalen Körper, während sie sich an mich schmiegte und ihr Gesicht an meiner Brust barg.
Wieder blickte ich hinab, auf die wunderschönen Sonnenblumen, welche ihren Kopf in Richtung Sonne gedreht hatten und dahinter der weiße Stein, geformt zu einer einzigartigen Figur. Die zwei Worte auf diesem hatten sich schon lange in mein Gedächtnis eingebrannt. Sie war die Verkörperung dieser gewesen, ist es noch heute und wird es für immer bleiben, mein Sonnenschein.

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"Minjae! Beeil dich, sonst kommen wir zu spät zu deinem Spiel, das willst du doch nicht!", rief ich die Treppe hinauf und seufzte leise. Wieder einmal stehen wir unter Zeitdruck, da dieser Junge sich in dem Chaos seines Zimmer nicht zurecht findet. Doch ihm zu sagen, er solle sein Zimmer aufräumen, habe ich schon lange aufgegeben, denn keine zwei Stunden später, herrschte in diesem wieder die totale Unordnung.
Da ich wusste, dass mein Sohn noch einige Minuten brauchte, um zu realisieren, dass seine Fußballschuhe auf der Treppe standen, begab ich mich ins Wohnzimmer und setzte mich neben Jimin auf die Couch. Er hatte die Füße auf dem Tisch überschlagen und auf seinem Schoß stand sein Laptop. Seine Finger flogen nur so über die Tastatur, als ich mich gegen seine Schulter lehnte und sein Geschriebenes betrachtete. Dabei handelte es sich um irgendeinen berühmten, amerikanischen Fashion-Blogger, der es geschafft hatte, hier in Korea Fuß zu fassen.
„Meine Eltern kommen am Sonntag vorbei.", nuschelte er so leise, dass ich es beinahe nicht verstanden hätte. Doch ich hatte es. Stöhnend drückte ich mich fester gegen ihn und streckte mich auf dem ganzen Sofa aus. Bei dieser Aussage konnte man nur anfangen zu jammern. Da half nichts anderes als Jammern.
„Enya, stell dich nicht so an. So schlimm sind sie nun auch wieder nicht.", sagte er mit einem Grinsen im Gesicht. Zwar habe ich ihn nicht angesehen, aber ich war mir zu hundert Prozent sicher, dass er grinste. Tief atmete ich seinen Duft ein und rutschte mit meinem Kopf seinen Arm hinunter, sodass ich bald auf seiner Hand lag und ihn daran hinderte, seiner Arbeit nachzugehen. Leise seufzend stellte er seinen Laptop neben sich, umfasste meinen Kopf und bettete diesen auf seinem Oberschenkel. Ich drehte mich auf den Rücken, sodass ich ihn von unten ansehen konnte.
„Jedes Mal, wenn sie hier sind, fragen sie uns, wann wir heiraten wollen. Jimin, das stresst mich nur leicht.", grummelnd zog ich eine Schnute und musterte meine Füße, welche ich über die Lehne gelegt hatte. „Neun Jahre müssen wir uns das schon anhören."
„Du weißt, warum sie andauernd fragen. Ihnen geht es nur um Minjaes Wohl." Vorsichtig strich er mir durch meine braunblonden Haare und blickte ins Nichts.
„Emma hat mich vor ein paar Wochen auch schon gefragt, ich will nicht gedrängt werden. Ich möchte dann heiraten, wenn wir uns dafür entscheiden. Wenn wir es wollen.", antwortete ich und blickte auf, er erwiderte den Blick.
„Willst du nicht irgendwann  meinen Nachnamen annehmen?", fragte er etwas unsicher und ich richtete mich sofort auf. Etwas erschrocken hob ich meine Augenbrauen.
„Was willst du damit sagen?" Er brach den Augenkontakt, sah in seinen Schoß und biss sich plötzlich auf die Unterlippe. Oh, nein. „Jimin, antworte mir bitte. Rede mit mir.", meinte ich und rutschte an ihn heran. Noch immer traute er sich nicht, mich anzuschauen. Mir wurde mulmig zu mute. Natürlich konnte ich mir vorstellen, warum er sich so verhielt. Aber ich hatte immer gedacht, dass wir der selben Meinung war. Wahrscheinlich habe ich ihn gerade ziemlich vor den Kopf gestoßen.
„Liebling, ich-", weiter kam ich nicht, denn unser Sohn rannte grölend ins Wohnzimmer, mit der Aussage, dass wir uns endlich beeilen sollten. Sofort stand Jimin auf, klappte seinen Laptop zusammen und verließ den Raum ohne ein Wort gesagt zu haben.

Die Maske - Sweet Pea | JiminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt