57. Kapitel Tobias

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Sie wird nicht mehr aufwachen, denke ich. Die Ärtzte sagen zwar, dass sich ihr Zustand verbessert hat, aber Tris ist so stark, sie hätte schon längst aufwachen müssen. Ihr darf einfach nicht das gleiche wie Uriah passieren.

Ich drücke ihre Hand noch ein bisschen fester. Plötzlich spüre ich ein Zucken in ihrem Arm. Hoffnung steigt in mir auf. Vielleicht war das aber auch nur Einbildung, weil ich es mir so sehr wünsche.

Noch ein Zucken. Und noch eines.

Erstaunt starre ich sie an. Mein Atem geht stoßweise vor Aufregung.

Ihre Augenlider fangen ebenfalls an zu zucken.

Ich kann es nicht fassen. Ich bin ganz starr.

Sie schlägt die Augen auf.

Kraftlos drückt sie meine Hand.

"Tobias", krächzt sie mit leiser Stimme.

Mein Mund ist trocken, ich kann nichts erwidern. Erleichtert schließe ich sie in die Arme und drücke sie an meine Brust.

"Tobias", flüstert sie in mein Ohr. "Du tust mir weh."

Ich lockere meine Umarmung ein wenig und presse meinen Mund auf ihre Lippen. Es fühlt sich so gut an, ich dachte ich würde das nie wieder tun können. Strom fließt durch meine Adern, wie immer wenn wir uns küssen. Aber diesmal noch heftiger.

Mir fällt ein Stein vom Herzen. Sie lebt. Sie lebt wirklich.

"Ich liebe dich", flüstere ich in ihr Ohr. Bevor sie etwas erwidern kann, küsse ich sie wieder. Leidenschaftlicher als je zuvor.

Irgendwann legt sie mir einen Finger auf die Lippen, schiebt mich ein kleines Stück zurück und sagt mit einem kleinen müden Lächeln im Gesicht: "Ich liebe dich auch."

Ich ziehe sie wieder zu mir und atme ihren vertrauten Geruch ein.

So lange habe ich sie vermisst. Sie ist ein Teil meines Lebens, nein sie ist mein Leben. Ich kann nicht ohne sie.

Irgendeine Krankenschwester hat bemerkt, dass sie wach ist und hat die Ärtzte geholt. Nach ein paar Untersuchungen, die mir wie eine Ewigkeit vorkamen, haben sie uns dann wieder allein gelassen.

Ich lege mich neben sie aufs Bett und drücke sie fest an mich. Endlich kann ich sie wieder in den Armen halten.

Nach einer Weile blickt sie zu mir auf und sagt lächelnd:"Du siehst echt schrecklich aus. Hast du in den letzten Wochen überhaupt geschlafen?"

"Nein, nicht wirklich", flüstere ich in ihr Haar und küsse sie auf die Wange.

Ich schließe die Augen und konzentriere mich nur auf ihre gleichmäßigen Atemzüge. Ich verschränke meine Finger mit ihren. Sie seufzt leise.

Sie lebt, denke ich immer wieder, um es glauben zu können. Nach wenigen Minuten schlafe ich mit einem Lächeln im Gesicht ein.

Am nächsten Morgen wache ich spät auf, aber Tris schläft immer noch. Sie sieht schwach und erschöpft aus. Unsere Hände sind noch verschränkt, wir liegen genauso da wie am Vorabend. Mir fällt auf, dass ich diese Nacht zum ersten Mal seit langem richtig gut geschlafen habe.

Sie lebt. Ich muss mir keine Sorgen mehr um sie machen. Ich bin so erleichtert. Eigentlich will ich sie nicht aufwecken, wenn sie so friedlich schläft, aber ich bin im Moment einfach viel zu selbstsüchtig dafür, weil sie so lange weg war. Sanft küsse ich sie und wecke sie damit auf. Sie schlägt ihre Augen auf und lächelt mich an. Ich ziehe sie noch enger an mich, auch wenn das kaum noch möglich ist. Ich will ihr so nah wie möglich sein. Jeder Zentimeter zwischen uns ist zu viel. Sie küsst mich wieder. Ihre warmen Lippen tun gut. Alles in mir kribbelt.

Irgendwann blicke ich auf und sehe dass jemand durchs Beobachtungsfenster schaut. Christina. Als sie merkt, dass ich sie entdeckt habe, kommt sie mit einem Grinsen im Gesicht ins Zimmer. Als die Tür aufgeht, schaut Tris über ihre Schulter und fragt krächzend:"Hast du uns etwa beobachte?"

Christinas Grinsen wird nur noch größer und sie schüttelt den Kopf, aber wir wissen alle dass sie lügt. Ich küsse Tris nochmal. Eigentlich will ich nur noch hier neben ihr liegen bleiben, aber ich weiß, dass ich die beiden jetzt allein lassen sollte, Tris gehört schließlich nicht nur mir. Ich flüstere ein "Ich liebe dich" an ihre Wange und verlasse den Raum. Ich hab ein ungutes Gefühl dabei, ich will sie nicht verlieren. Sie lebt, aber ich mache mir trotzdem Sorgen um sie.

Die Bestimmung-Letzte Entscheidung-neues EndeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt