Chapter 5- Blutrote Träume

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Die Welt um ihn war verzerrt und unwirklich, doch Ryan konnte sich nicht von ihr losreißen. Er hatte schon viele Dinge gesehen, aber noch nie so etwas. Es war wie aus einem Horrorfilm. Alle Dinge waren in einem roten Schleier gedeckt, jedes Gebäude, jeder Baum und jede Ecke. Kein einziger Mensch war unterwegs und er konnte fast eine Stecknadel fallen hören. Jene Ruhe wurde im Keim erstickt, als das Gekreische von Kindern alles zerriss. Sie flehten nach Hilfe und ihre Schreie wurden immer schiefer und unechter. Ryan konnte langsam ausmachen, was diese unnormalen Geräusche von sich gab. Es war ein Vieh mit zwei Schädel,unzähligen Armen und Beinen, welches sich immer rasanter auf ihn zu bewegte. Die Köpfe hätten nicht unterschiedlicher sein können. Einer war der eines kleinen Kindes aus dessen Augen blutige Tränen quollen und der zweite Schädel gehörte einer alten Frau, die einen tödlichen Blick draufhatte. Das Kind schrie immer um Hilfe kreischte und die alte Frau zwang es immer wieder dazu, still zu sein indem es ihm eine schleimige, faltige Hand auf den Mund legte. Er fing an zu rennen, denn er hatte echt keine Lust sich mit diesem Ding anzulegen. Es rannte ihm mit einer nicht vorstellbaren Geschwindigkeit hinterher und trotz aller Kurven und Hindernisse konnte er dieses Ding nicht abwimmeln. Das Weinen des Kindes wurde schon fast aggressiv und die alte Frau fing an ihm Dinge hinterzurufen.
"Komm doch her! Ich hab eine Kleinigkeit für dich, glaub mir du wirst dich danach blendend fühlen! Siehst du denn nicht, dass diese Welt hier mein Territorium ist? Du wirst mir niemals emtkommen!!"

Ihre Worte zwangen ihn dazu noch schneller zu laufen und Ryan realisierte erst jetzt, dass er sich seine Flügel zu nutzen machen konnte. Er breitete sie aus und drückte sich so hart er konnte vom Boden ab, wie es ihm möglich war. Die ersten Meter fielen ihm noch schwer, aber er konnte sich immer weiter von dieser Bestie entfernen. Sie kreischte und schmiss ihm Sachen nach, doch er konnte rechtzeitig ausweichen. Er suchte sich eine Stelle, an der landen konnte.
Die Suche blieb leider vergebens, da anscheinend jedes Dach mit weiteren Viechern versehen war. Sein Blick fiel wieder auf die zweiköpfige Bestie und jener erstarrte, da große ledrige Flügel aus dessen Rücken brachen. Ryan flig so schnell er nur irgend konnte. Er sah ein Fenster, dass nicht komplett vernagelt war und flog darauf zu. Das Glas zersplitterte durch seine Kraft und er landete auf hartem Betonboden. Kaum hatte er seine Orientierung, versteckte er sich unter dem Fenster. Das Ding kreiste lautstark umher und rief nach ihm. Er hielt sich eine Hand auf den Mund, um seinen Atem zu beruhigen. Das Ding bewegte  sich erst nach mehreren Minuten weiter und seine Schreie zeigten, dass es frustriert war. Er sackte an die Wand und atmete erleichtert auf, doch schreckte sofort hoch, als er eine junge Stimme aus der Dunkelheit hevorschallte:
"Ist sie weg? Wisst ihr was es hereingeworfen hat?"
Dutzende helle Augen strahlten ihn an und er fühlte sich so, als würden sie ihn durchbohren.
"Nein, aber es scheint noch zu leben. Schnell,einer soll das Gewehr holen, wir wollen doch nicht wieder so einen Vorfall, wie beim letzten mal."
Er versuchte zu sprechen, doch erst kam nur ein Gekrächze aus seiner Kohle und er musste sich räuspern, bevor die ersten Worte kratzig von seinen Stimmbändern kam.
"Wartet.....ich bin keines von diesen Dingern. Ich weiß nicht, auf welchem Weg ich in diese Welt gekommen bin. Wer seid ihr?"
Murmeln brach aus und er konnte nur einzelne Wörte wie "Lügner" und "Mutant" verstehen. Ein Jugendlicher mit langen, blonden Haaren trat aus dem Schatten und zielte mit einer Schrotflinte auf ihn. Ryan hob seine Hände langsam, aber ließ seine Deckung nicht sinken.
"Wir sind die letzten Überbleibsel der Rebellion. Du hingegen siehst aus wie ein Mutant und daher vermute ich, dass du zu ihnen gehörst, doch erklär mir eins, warum attackieren sie dich?"
"Ich...ich gehöre doch nicht zu denen! Ich kann nicht ansatzweise erklären, was das für Teile sind!"

Der Junge schien ihn weiterhin zu mustern, aber er ließ die Flinte ein wenig sinken. Viele der Kinder traten nun aus den Schatten und starrten ihn neugierig an, doch sie zuckten bei jeder seiner Bewegungen zurück in die Schatten.
Sie beobachteten ihn wie eine Bestie im Zoo und er fühlte sich fast schon eingeengt.
Ryan lauschte ihren vielen Stimmen und er konnte ihre Angst fast schon greifen, als wäre es ein festes Objekt.
Ein Kratzen durchbrach diese hellen Stimmen und er konnte förmlich hören, wie es näher kam. Er machte vorsichtige Schritte zur Seite, um vom Fenster wegzukommen. Das Kratzen wurde immer lauter, so laut, dass die Kinder verstummten.

Eine dürres, haariges Bein zwängte sich durch das Fenster und Ryans Augen weiteten sich, als er den behaarten Torso der Spinne sah, die gerade versuchte sich reinzuzwängen. Er riss dem blonden Jüngling die Flinte aus der Hand und drückte ab.
*KRACH*
Schrotteilchen flugen mit großer Geschwindigkeit auf die Spinne zu, doch sie prallten ohne jenen sichtbaren Schaden an dem Exoskelett ab.
"Raus hier!Na los, verpisst euch! Seid ihr taub? Lauft!!"
brüllte er so laut er nur konnte zu den Kindern, die panisch aus dem Raum stürzten.
Panik erfüllte auch ihn und er bezog seine gesamte Energie, um die Spinne zu verlangsamen. Die Flinte hatte nur ein paar Schüsse geladen und er musste daher sehr sparsam mit der Munition umgehen. Die dunklen Augen der Spinne funkelten ihn voller Wut an und er bekam es mit der Angst zu tun, denn wenn er eine Sache hasste, dann waren es Spinnen. Ihre unzähligen Augen und die haarigen Beine hatten ihn schon immer angeekelt.
Er versuchte einen Flammenstrahl zu speien, doch aus seiner Kehle kam nur ein trockenes Krächzen.

Anscheinend nahm ihm diese Welt einen Teil seiner Kräfte weg. Er musste sich daher mit seiner physischen Kraft verteidigen. Ein krachender Schuss nach dem Anderen fiel und langsam fing das Spinnenvieh an sich wieder zurückzuziehen.
Er packte eines der losen Rohre, die am Boden lagen und fing an auf sie einzuschlagen. Sie machte ein seltsames, aber eindeutig schmerzerfülltes Geräusch und er trieb sie weiter von sich weg.
Er schlug mit aller Wucht auf eines ihrer Augen, das unter seiner Wucht nachgab und seine Flüssigkeit im gesamten Raum verteilte. Es kreischte schmerzerfüllt und die langen Klauen versuchten Ryan zu packen, der nicht schnell genug ausweichen konnte. Sie schmetterte ihn gegen die nächstgelegene Wand und ihm wurde sie Luft aus dem Oberkörper gedrückt.
Warmes Blut floß seinen Arm herunter und er hörte wie es sanft auf den Boden tropfte.
Das Rohr war fast komplett unnütz, daher warf er es auf den Boden und fing an sich mit seinen Fäusten zu verteidigen.

Der Kampf wurde immer blutiger und man konnte fast auf der Blutlache ausrutschen, die sich auf dem Boden gebildet hatte. Die Spinne hatte mittlerweile die Oberhand zurückerlangt und sie zwang ihn immer weiter in Richtung der einzigen Tür.
Ryans gesamter linker Arm war mittlerweile blutrot und seine Ohren dröhnten, da die Spinne ihn mehrmals auf den Boden geschmettert hatte. Etwas stupste ihm in den Rücken und er warf einen flüchtigen Blick nach hinten. Ein kleines Mädchen stand hinter ihm und hielt ihm einen Gegenstand hin. Zuerst erkannte Ryan nicht, was es sein sollte, bis er den geschmeidigen Griff eines Schwertes sah.
Er drehte sich zur Seite und packte das Schwert. Die Klinge sauste mit Leichtigkeit durch die Luft und er konnte sich gerade noch eines der Beine vernhalten.
Es lag ihm gut in der Hand und er fühlte eine gewisse Macht, als er es durch die Luft schwang. Die Spinne sah dir Klinge argwöhnisch an und Ryan fing an gezielte Stiche gegen ihren Brustkorb zu machen. Sie wich vor den Stichen zurück und versucht ihn gleichzeitig mit einem ihrer Beine aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Das Schwert und der Chitinpanzer krachten mit einem dumpfen Knall zusammen, aber er sah, dass die Klinge eine Einbuchtung in dem Exoskelett hinterlassen hatte.
Er schlug immer weiter auf die Beine ein, wodurch es aussah, als würden er und die Spinne einen tödlichen Tanz führen, der fast schon graziös war.
Immer wieder entstand diese dumpfe Aufprallen und Ryan war sich fast schon sicher, dass die Klinge bald nachlassen würde, doch er wurde von neuem überrascht, als das Schwert durch eines der Beinde hindurchgliet. Es trennt ohne jede Anstrengung Muskelfasern.
Die Spinne jaulte gequält und kroch zum Fenster. Wieso auch immer entschied sich Ryan dazu, die Spinne fliehen zu lassen.
Kaum war sie aus dem Raum sackte er gegen die Wand; er hatte zu viel Blut verloren. Er schloss die Augen und fühlte jene Leere an sich ziehen. Er gab sich der  Leere komplett hin und spürte, wie der Schmerz nachließ.

Ryan riss seine Augen auf und richtet sich blitschnell auf, nur um von den nasskalten Wänden der Anstalt begrüßt zu werden.

Dunkelheit: Im Schatten der Freiheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt