Kapitel 4 - Der Sommerball

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Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen, nach dem Ereignis im Café bin ich sofort nach Hause gefahren. Ich war mir unsicher ob es eine gute Idee wäre es Care zu erzählen. Andererseits hatte ich ihr immer alles erzählt. Ja, nicht mal meine Eltern kennen mich so gut wie Caroline. Allerdings weiß ich nicht wie sie reagieren würde, denn das was im Café passiert war überstieg meine Vorstellungskraft.
Vielleicht hatte ich mir das auch nur eingebildet...

Ich versuchte nicht mehr an diesen Mann zu denken und hoffte ihn nie wieder sehen zu müssen.
Und so war es, zwei Wochen war es nun her und ich hatte keinen Gedanken mehr an diesen Mann verschwendet. Er war tatsächlich verschwunden. Dies dachte ich zumindest zu diesem Zeitpunkt.

Ich hatte Caroline meine Hilfe für den Sommerball angeboten und Care hat sie mit Freunden angenommen. Ihren Freund Matt habe ich auch kennengelernt, er war wirklich gar nicht so übel wie ich gedacht hätte.
Ich war mir sicher er würde Caroline nicht verletzen.

Es war Freitag und die Vorbereitungen für den Sommerball, am Samstag begannen. Caroline und ich sind nach dem Unterricht gleich in der Schule geblieben und haben angefangen in der Turnhalle Luftballons auf zu blasen. Wir haben die Spendengelder aus dem Frühjahr benutzt und konnten sogar eine Nebelmaschine kaufen. Caroline war fest davon überzeugt, dass es die Party des Jahrhunderts werden würde. Nach ca. einer Stunde kamen noch andere Schüler um zu helfen. Vier Stunden Arbeit hatte es gedauert bis wir die gesamte Sporthalle in einen Feiersaal verwandelt hatten.

Nachdem alle Arbeit getan war, sind Caroline und ich noch zusammen in den Grill gegangen. Care hatte mir jede Einzelheit über ihr Kleid für den nächsten Tag erzählt. Sie schien so begeistert von diesem Ball zu sein, dass sie nicht einmal ein Wort über Matt verlor, denn normalerweise ist er das Hauptthema unserer Gespräche. Er ist auch heute nicht bei den Vorbereitungen erschienen. Ich wandte meinen Blick zum Tresen, Matt war gerade dabei einen Kunden zu bedienen. Ich fragte mich ob zwischen Caroline und ihm alles in Ordnung war. Matts Blick schweifte von seinem Kunden in unsere Richtung. Plötzlich stand Caroline auf, sie sah wütend aus. "Care, alles in Ordnung?" Ich warf ihr einen besorgten Blick zu. Ihre Miene wirkte kalt. "Komm lass uns gehen", scheinbar hatten Caroline und Matt einen heftigen Streit. Ich folgte ihr aus dem Grill, Caroline blieb stehen und ich sah nun wie sich Tränen in ihren Augen bildeten. Ohne ein Wort zu sagen umarmte ich meine Freundin und sie verfiel in vollkommene Trauer. "Warum tut er nur so etwas?" Unwissend was passiert war versuchte ich meine Freundin zu beruhigen und es half, sie wischte sich Tränen aus ihrem Gesicht und sah in die Ferne. "Kannst du heute Nacht bei mir bleiben?" Mit einem sanftem Lächeln willigte ich ein und fuhr zusammen mit Caroline nach Hause.

Bei ihr angekommen erzählte sie mir alles was passiert war, scheinbar hatte Matt sie betrogen. Obwohl es keine festen Beweise gab hat sie es geglaubt. Ich hatte versucht Caroline davon zu überzeugen dass all dies doch nur ein Missverständnis sein könnte und sie völlig umsonst sauer auf ihn war. Doch so wirklich überzeugen konnte ich sie nicht. Am Nächsten Morgen dachte sie kaum noch an Matt sondern hatte die perfekte Ablenkung gefunden, der Ball. Nachdem ich nach Hause gefahren bin ging sie noch einmal zur Schule um zu überprüfen ob auch wirklich alles für heute Abend stimmte.

Es war 18 Uhr ich fing an mich für den Sommerball fertig zu machen. Vor etwa einer Woche waren Caroline und ich extra Einkaufen gegangen um uns Kleider und dazu passende Schuhe zu kaufen. Sie wollte mich die ganze Zeit davon überzeugen etwas auffälliges zu tragen. Doch ich entschied mich wie immer für etwas schlichtes. Ich hatte ein dunkelblaues Cocktailkleid mit einer kleinen Schleife an der Seite und dazu ebenso schlichte Pumps. Ich war nicht der Mensch der gerne auffällt oder sich im Mittelpunkt eines Geschehens wohl fühlt. Caroline war genau das Gegenteil, sie sticht gerne raus und findet gefallen daran anderen aufzufallen.

Ich hatte mir die Haare zu einem lockeren Dutt gebunden und ließ vorne zwei Strähnen raus fallen. Ich hatte mich nur noch dezent geschminkt und war soweit fertig für den Ball. Ich wohnte nicht weit weg von der Schule, also konnte ich Problemlos zu Fuß gehen.

Die Sonne stand noch am strahlenden Himmel als wäre es gerade erst Mittag. Ich ging entspannt zur Schule ehe mir auffiel dass es doch etwas Merkwürdig ist in einem Kleid und Pumps durch die Stadt zu laufen, doch ich ignorierte die Blicke anderer gekonnt und kam nach 10 min an der Schule an.

Die Turnhalle war schon von außen mit Luftballons und Girlanden geschmückt. Etwas anderes hatte ich mir bei Caroline aber auch nicht vorgestellt. Langsam ging ich rein. Es sah aus wie eine Mischung aus Party und Ball, man sah Pärchen nah aneinander Tanzen oder auch ein Paar Jungen aus meinem Jahrgang die gerade heimlich Wodka in die Bowle gossen. Und dort sah ich Caroline, sie war wohl gerade dabei sich mit Matt zu versöhnen denn gerade hatte er sie in eine innige Umarmung geschlossen.

Ich entschied mich, mir etwas zu trinken zu holen. Es war gar nicht so einfach mich durch die Menschenmassen zu zwingen. Nach einer Weile hatte ich es auf die andere Seite der Halle zu den Getränken geschafft. Es gab (mittlerweile nicht mehr) alkoholfreie
Bowle, und alles mögliche an Softdrinks.

Ich bewaffnete mich mit einem Papp Becher und goss mir etwas von der Bowle ein. Nachdenklich fuhr mein Blick durch den Raum. Jeder hier hatte einen Partner oder ist zumindest mit Freunden her gekommen. Außer Caroline habe ich eigentlich keine Freunde und sie hat jetzt Matt. Nicht das ich mich beschwere, ganz im Gegenteil. Ich mochte es allein zu sein, einfach so vor mich hin zu träumen und einen inneren Monolog führen. Und falls ich doch einmal etwas Gesellschaft brauchte, hatte ich ja Caroline. Doch... jetzt ist sie mit Matt zusammen und ich habe auch gar kein Problem damit aber ich weiß dass es nun anders sein wird. Und in diesem Moment als ich dort stand... allein in der Menschenmenge um mich herum, fühlte ich mich das erste mal verlassen.

Give me Light // Klaus FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt