Kapitel 4

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Ich kaute auf meinen Nägeln herum, während ich durchs Zimmer schritt. Meine Nervosität war nicht mehr zu leugnen, ich konnte sie deutlich durch meine Venen pulsieren fühlen. Seit mich dieser Junge aus seinem Hotelzimmer warf, hatte ich meines schon nicht mehr verlassen. Der Gedanke von ihm und mir, wie wir heute Abend ausgingen, ließ mich Frösteln, und die Tatsache, was in seiner Schublade lag, machte die Sache nicht gerade einfacher. Ich wusste nicht, was wir tun würden – was er mit mir tun würde. Mein Herz raste.

Plötzlich vibrierte mein Handy und ein kurzes Klingeln ertönte, was bedeutete, ich hatte eine Nachricht erhalten. Ich wunderte mich, wer das sein konnte. Als ich mein iPhone fand und es entsperrte, las ich eine mir unbekannte Nummer. Also öffnete ich die Nachricht.

Von: +xx xxx xx xxxxx

Vergiss nicht, ich werde dich dazu bringen, mitzukommen. Komme, was wolle.

Schweiß lag auf meiner Stirn, was sowohl an der Wärme als auch an meiner Aufregung lag.

An: +xx xxx xx xxxxx

Woher hast du meine Nummer?!

Ich wartete auf seine Antwort, erhielt aber keine. Ich holte tief Luft, als ich bemerkte, wie sich meine Augen mit Tränen füllten. Dass er mit jemandem am Telefon über mich sprach war eine Sache, aber dass er mich als „einfach" bezeichnete, konnte einfach nichts Gutes zu bedeuten haben. Außerdem machte die Tatsache Angst, dass er meine Nummer hatte, obwohl ich mein iPhone letzte Nacht nicht bei mir hatte. Ich stöhnte frustriert, wählte die Nummer meiner besten Freundin.

„Nimm ab", murmelte ich ins Telefon, als es das dritte mal klingelte. Gerade nachdem ich den Satz ausgesprochen hatte, hörte ich Lolas warme Stimme.

„Hallo?"

„Hi, Lola, ich bin's." Ich schluckte den Kloß in meinem Hals herunter, versuchte, mir die Tränen zu unterdrücken. Ich vermisste sie wirklich, gerade in diesem Moment.

„Ranveig! Wie geht es dir, Süße?" die Freude in ihrer Stimme war nicht zu überhören, was mein Herz erwärmte.

„Ehrlich? Könnte besser sein. Ich muss mit dir reden." Wieder sah ich mich in einem Spiegel. Meine Haare waren zu einem Dutt zusammengenommen und ich trug ein wenig Mascara.

„Was ist denn los?", fragte sie zurückhaltend.

„H-hier ist so ein Junge-" Der Kloß in meinem Hals kehrte wieder zurück, als sie mich unterbrach.

„Oh Gott, was hat er mit dir gemacht?", schrie sie in den Hörer, was mich dazu brachte, mein Handy von meinem Ohr zu nehmen.

„N-Nichts.", antwortete ich ruhig, schloss meine Augen.

„Aber Ranveig-"

„Noch nichts", unterbrach ich sie, bevor wir für kurze Zeit still waren. Der Gedanke an das Objekt in seiner Schublade brachte eine Träne zum fallen.

„Was meinst du?" Ihre Stimme war gefühlvoll und fürsorglich.

„Er hat eine Pistole in seiner Schublade", schrie ich, ließ meine Tränen zu. Die Angst erfüllte meinen ganzen Körper. Ich begann zu zittern, atmete ungleichmäßig.

„Ranveig, bist du sicher? woher weißt du das?", fragte sie, immer noch total verwirrt.

„Ja, bin ich! Ich habe sie mit meinen eigenen Augen gesehen."

„Aber wie!?-" schrie sie erneut.

„Ich.. ich.." Sollte ich ihr von dem Streit mit meinen Eltern erzählen? Ich wusste es nicht. Sie wusste von all dem nichts, von keinem der Streits, und auch nichts von der Gewalt, in der es meistens endete.

„Ich bin umgeknickt. Wir haben uns vorher schon gesehen, einmal habe ich versehentlich meinen Tee auf ihm verschüttet. Er war ziemlich gemein zu mir. Seit wir uns das erste Mal sahen beobachtete er mich wenn wir uns zufällig über den Weg liefen. Am Pool war dann ein anderer Junge der mit mit schlafen wollte, obwohl ich nein sagte. Aber der Junge, der mich immer beobachtete, hat mir geholfen. Als ich dann umgeknickt bin habe ich im Hotelflur geweint, dieser Junge war auf einmal wieder da und brachte mich in sein Zimmer, auch, wenn ich es nicht wollte. Er verschloss die Türen, zwang mich, über Nacht zu bleiben. Vor dem Schlafen zog er sich um, und beim Wühlen in den Schubladen, sah ich diese Pistole. Wirklich, ich lüge nicht, ich wünschte, ich könnte es.", stotterte ich mit zittriger Stimme.

„Oh mein Gott." Ihre Stimme brachte mich wieder zum weinen. „Hast du dort geschlafen?"

„Ja." Mit meiner Hand trocknete ich die Tränen auf meiner Wange.

„Hat er irgendetwas mit dir angestellt während du geschlafen hast?", wollte sie ruhig wissen.

„Nein, nicht, dass ich wüsste." Trotzdem zitterte ich am ganzen Körper.

„Und jetzt? Was hast du vor?" Lola atmete tief durch.

„Ich weiß es nicht. Heute Abend will er mich zu irgendetwas abholen. Er hat sogar meine Nummer herausgefunden, obwohl ich mein Handy nicht bei ihm hatte!"

„Öffne ihm bloß nicht die Tür, wenn er dich abholt!", schrie sie energisch.

„Er wird so oder so hereinkommen, sagte er. Also muss ich sie öffnen." Langsam ließ ich meine Hand durch meine rot gefärbten Haare gleiten. „Was könnte ich jetzt noch tun? Vielleicht wird er mich sogar umbringen."

Ein paar Sekunden blieb es still. „Aber er kann dich nicht raus holen, wenn du nicht da bist. Du könntest aus deinem Zimmer verschwinden, bevor er auftaucht." Schlug Lola vor.

„Lola, du bist brilliant!" Ich atmete erleichtert aus, ein Lächeln legte sich auf mein Gesicht. „Dann gehe ich jetzt zum Mittagessen und sehe danach weiter, was ich machen werde." Ich schnappte meine Tasche bevor ich mich auf den Weg zur Tür machte.

„Ich bin ja so klug, hah!", kicherte sie, was mich ansteckte.

„Okay, ich gehe jetzt aus meinem Zimmer." Ich steckte die Karte in den Türöffner und warte auf das Klicken, das mir signalisierte, die Tür sei abgeschlossen. „Er wird heute Abend vor der Tür stehen, obwohl ich nicht einmal-" Ich wurde von meinem eigenen Keuchen unterbrochen. Mein Handy fiel mir aus der Hand und landete auf dem Boden, was mir in diesem Moment aber relativ egal war. Ein Kloß in meinem Hals bildete sich, meine Hände fühlten sich so heiß wie die Wüstensonne an, mein Mund staubtrocken, als er mich aus seinen grünen Augen anstarrte.

Mein Herz setzte für einige Sekunden aus, die sich wie Jahre anfühlten.

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