Wir haben momentan Deutsch und werden nun gezwungen eine Gruppenarbeit zu machen. Wie ich Ms Wilson kenne, teilt sie die Gruppen wieder einmal selber ein. Diesmal sind es jedoch Zweiergruppen. Wunderbar. Ich stöhne innerlich auf, während Ms Wilson die Tafel umdreht.
"Also, dann findet euch jetzt bitte in euren Gruppen zusammen und bearbeitet die Aufgaben, die an der anderen Tafelseite stehen.", sagt sie mit erhobener Stimme. Sie ist eine der wenigen Lehrkräfte, die mich wirklich leiden können. "Am Ende dieser Stunde möchte ich eure Ergebnisse in schriftlicher Form einsammeln.", fügt sie noch hinzu und wird gleich danach unterbrochen.
"Also wird die Scheiße hier benotet?", ruft ein Typ aus meiner Klasse unhöflich rein. Ms Wilson wirft ihm einen tadelnden Blick zu und nickt ihm zu. "Ja Adam, ich werde eure Gruppenarbeiten korrigieren. Und ich unterbitte mir in Zukunft so einen Ton von dir!" Prompt hält Adam seine Klappe und seine Freunden fangen laut an zu lachen. Genervt wende ich mich von ihnen ab und blicke auf die Tafel.
Geschockt starre ich auf den Namen, der neben meinem steht. Es ist ihr Name. Mia steht sogar schon vor mir. Immernoch gelähmt schaue ich zur Tafel und dann wieder in ihre Richtung. Ohne irgend etwas zu sagen, setzt sie sich auf den Platz neben mir.
"Hey.", kommt plötzlich von ihr.
Vielleicht ist das unsere Chance endlich normal miteinander reden zu können. "Hi.", lächele ich sie zaghaft an. Und wieder verwirrt sie mich. Sie ist viel freundlicher als sie es sonst zu mir ist. Möglicherweise liegt das an ihren Freunden, vielleicht gibt sie sich als eine komplett andere Persönlichkeit aus, wenn sie bei ihnen ist.
"Okay, hör mal zu Elijah. Ich mache das hier nur, weil ich eine gute Note in Deutsch brauche.", sagt sie vorsichtig, aber mit sehr kräftiger Stimme. Ja, soviel zum Thema Freundlichkeit. Sie benutzt mich also offensichtlich nur. "Soll mir Recht sein.", sage ich daraufhin relativ kaltherzig. Ich hab zwar auch Gefühle, aber sowas kränkt mich nicht mehr sonderlich.
Sie sieht mich wieder komisch an, als ob sie mein ganzes Wesen grade analysieren würde. Als würde sie jedes einzelne Geheimnis von mir kennen. Aber sie weiß gar nichts und so sehe ich weg. "Gut, mit welcher Aufgabe wollen wir anfangen? Such du aus, mir ist es herzlich egal.", sage ich etwas zu genervt und vermeide es deshalb Mias Augen zu begegnen. Irgendwie habe ich Angst davor, ihrem Blick Stand zu halten.
Glücklicherweise vergeht der größte Teil der Stunde ziemlich schnell. Wir haben die Aufgaben an der Tafel bereits alle erledigt. Und das als die Schnellsten der Klasse, deswegen haben wir jetzt noch 20 Minuten Zeit. Sie bleibt neben mir sitzen. Wieso muss sie mich nur immer noch mehr verwirren.
"Elijah?", fragt Mia etwas schüchtern. Also als schüchtern habe ich sie nie eingeschätzt. Sie wirkt doch sonst auch nicht so.
"Ja?", frage ich neugierig und überrascht zugleich, während ich nun doch meinen Kopf anhebe, um sie anzusehen.
Ihre hellbraun leuchtenden Augen treffen meine. Mia scheint von mir überrascht zu sein. Ich schmunzele ein bisschen in mich hinein, damit sie es nicht sieht. Ich schätze mal sie ist nicht überrascht, weil ich ihr antworte sondern, dass ich wahrhaftige Interesse an diesem Gespräch zeige. Eine lange Pause entsteht, bis sie etwas erwidert.
"Wieso rauchst du eigentlich Elijah?"
Nicht das schon wieder. Wieso will man das wissen. Es ist doch nicht wichtig. Einfach nur unwichtiger Kram, um den sich keiner zu kümmern braucht.
"Wieso fragst du von allen Dingen, die du hättest fragen können, ausgerechnet so etwas?"
Ich versuche mich so weit es geht zusammen zu reißen. Mia scheint enttäuscht zu sein von meiner Antwort. "Naja, keine Ahnung, das hat mich halt grade interessiert. Sorry, dass ich gefragt habe." Sichtlich geknickt steht auf und setzt zum Gehen an. Überrascht von mir selbst, strecke ich jedoch meine Hand aus und halte Mia an ihrem Arm fest.
Ich lasse meine Hand zu ihrer gleiten und ziehe Mia wieder ein bisschen zu mir heran. "Es tut mir leid, wirklich.", sage ich schnell. Sie schaut auf meine Hand und dann zu mir. Schnell ziehe ich sie weg. "Ist schon okay.", entgegnet Mia, während sie sich wieder auf dem Stuhl neben mir niederlässt.
"Ich kann dir einfach keine ordentliche Antwort darauf geben, die du akzeptieren würdest. Alle Dinge passierten wie eine Kettenreaktion, ausgehend von einem Ereignis. Aber davon werde ich dir vermutlich nie etwas erzählen.", ich setze mich etwas schräger hin auf meinem Stuhl, damit ich ihr gegenüber sitzen kann.
"Vielleicht ja doch eines Tages.", ewidert Mia daraufhin und lässt ihren Blick aus dem Fenster schweifen. Die Gelegenheit werde ich nicht verstreichen lassen und gehe in die Offensive über.
"Wieso hängst du mit solchen Menschen ab?" Sie dreht ihren Kopf blitzschnell wieder zu mir. "Weil ich eben mit ihnen befreundet bin.", knappe Antwort. Sie weiß, worauf ich hinaus will, geht aber mit Absicht nicht darauf ein. Na gut, dann halt nicht. Genau rechtzeitig klingelt es zum Unterrichtsende. Ich stehe sofort auf, wie immer.
"War schön Mia.", ich grinse sie an, drehe mich um und gehe in Richtung Tür.
Bevor ich aber die Türschwelle betrete, drehe ich mich noch ein einziges Mal um. Mia sieht mich verdutzt an. Ich gehe leicht lachend aus der Tür und hebe vorher noch kurz meine Hand, als Verabschiedung.
Als ich aus dem Schulhaus raus bin, denke ich über die Situation noch einmal nach. 'War schön Mia.'? Habe ich das eben tatsächlich gesagt? Haben mich eigentlich alle guten Geister verlassen, oder was? Was macht sie nur mit mir, denke ich und schüttele dabei heftig meinen Kopf, um meine Gedanken gerade zu rücken.
Will I Ever Care - VELVETEARS

DU LIEST GERADE
ELI
Teen Fiction"Wieso rauchst du eigentlich Elijah?" - "Wieso fragst du von allen Dingen, die du hättest fragen können, ausgerechnet so etwas?" Eli und Mia, 2 vermeintlich gegenteilige Personen, die sich gegenseitig anziehen. Was Mia aber nicht weiß ist...