3. Next to You

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Er steht auf. "War schön Mia.", sagt er lächelnd. Ich hab ihn noch nie so gesehen. Verwirrt schaue ich ihm nach. Ich starre ihn förmlich an. Wer ist er bloß? Wie kann er sich von einer Sekunde auf die andere so schlagartig ändern. Elijah dreht sich nochmal um, bevor er das Zimmer verlässt und plötzlich grinst er wieder. Jeder sagt immer, er sei gefühlslos und kaltherzig zu anderen Personen.

Doch heute habe ich eine komplett andere Seite von ihm kennengelernt und diese Seite gefällt mir. Ich schaue ihn manchmal im Unterricht an, aber nicht so auffällig wie er mich. Er hört immer Musik. Wieso hört Elijah nur immer Musik? Jede Stunde, jeden Tag. Es ist, als würde er in der Musik versinken. Die Schule interessiert ihn noch weniger, als alle Anderen hier. Und doch ist er einer der Besten.

Ich hätte ihn genauso gut fragen können, warum er mir so eine Frage gestellt hat. Es ist doch ganz einfach, warum ich mit diesem Menschen zu tun habe. Sie waren schon immer meine Freunde und auch, wenn sie manchmal echt miserabel sind, bleiben sie meine Freunde. So ist es immer. So war es doch auch bei ihm und Emma.

Am Anfang des Gesprächs war er genauso wie ich erwartet hatte, dass er sein würde. Niemand von seinen damaligen Freunden weiß den Grund dafür, weshalb er zu so einem Menschen geworden ist, nicht mal Emma. Das behaupten jedenfalls die Meisten aus unserer Schule. So etwas erfuhr ich durch seine damaligen Freunde.

Wie mir scheint, waren sie wohl keine sehr guten Freunde, denn sie haben Elijah bei allem und jedem schlecht geredet, obwohl sie vielleicht nicht einmal den Grund für sein verändertes Verhalten kannten.

Ich frage mich nur, wie niemand die Ursache dafür wissen kann. Wieso schottet er sich nur so ab? Morgen sehe ich Elijah wieder. Vielleicht werden wir jetzt öfter mal miteinander reden. Vielleicht brauch er eben so jemanden. Einfach nur jemanden zum Reden.

Zu Hause angekommen, gehe ich sofort in mein Zimmer, um sämtliche Begegnungen mit meinen Eltern zu vermeiden. Jeden Tag funktioniert das sehr erfolgreich. Ich schmeiße meinen Rucksack in die Ecke meines Zimmers, ziehe mir lockere Sachen an und fange an zu trainieren. Der Boxsack ist zuerst dran. Mein Training ist aber nicht sehr effektiv, da ich immerzu an Mia denken muss.

Bin wohl doch nicht so gefühlskalt, wie immer alle denken, hm?

Nach meinem Training, lege ich mich hin und schalte meinen Laptop an. Mia geht mir einfach nicht aus dem Kopf. Ich bin abgelenkt, aber ich hatte doch einen Grund, warum ich das eiskalte Arschloch geworden bin. Ich weiß nicht, wie ich diese Situation momentan finden soll. Gut oder Schlecht? Macht sie mich schwach? Oder stark? Vielleicht werden wir Freunde. Aber was wird das denn dann bitte für eine Freundschaft.

Mit Kopfschmerzen nicke ich schließlich ein und schlafe bis zum nächsten Morgen. Ich gehe normal zur Schule, vor allem bin ich heute sogar einmal pünktlich. Wir haben gleich Bio.

Biologie ist eines der wenigen Fächer, die mich annähernd interessieren. Die Lehrerin ist auch ganz okay. Nur ist Mia irgendwie noch nicht da. Ich sehe die ganze Zeit auf die Uhr.

Wo bleibt sie nur?

Nervös wackele ich mit meinen Beinen rum. Die Minuten vergehen und sie ist immernoch nicht aufgetaucht. Warum mache ich mir Sorgen? Hm, vielleicht weil sie sonst immer schon eine halbe Stunde vor dem Unterricht da ist? Vielleicht ist ihr irgend etwas passiert. Fahrradunfall, vor ein Auto gerannt, Straßenbahncrash, es könnte alles sein.

Oder sie hat einfach nur die Bahn verpasst, weil sie verschlafen hat ?

Ja, das könnte es sein.

Dieser Gedanke beruhigt mich vorerst. Nach weiteren 10 Minuten fange ich aber wieder an, panisch zu werden. Wo ist sie nur abgeblieben? 20 Minuten später klopft es jedoch an der Tür des Klassenzimmers. Mia tritt ein und entschuldigt sich für ihr Zuspätkommen, ihre Bahn wäre ausgefallen.

Ich entspanne mich und lasse meine Schultern fallen. Auch mein Gesicht hatte sich verspannt und ich hatte die Stirn gerunzelt. Alles beruhigt sich wieder, auch mein Herzschlag. Was geht nur falsch bei mir?

Mia läuft nach hinten. Sie setzt sich neben mich. Nicht auf einen Platz in den vorderen Reihen wie sonst immer. Nein, direkt neben mich. Ich berühre ihre Hand vorsichtig unter unserem Tisch. Sie sieht mich grinsend an.

"Warum warst du denn so angespannt? Als ich reinkam, sahst du aus, als hätte dich der Blitz getroffen.", flüstert sie mir zu. Ich will eigentlich nicht zugeben, was in mir vorging. Ich überlege, sie wartet.

"Ich habe mir Sorgen gemacht.", nuschele ich vor mich hin und schaue weg.

Mia muss es dennoch gehört haben, denn sie folgt lächelnd dem Unterricht weiter. Mir fällt auf, dass ich immer noch ihre Hand in meiner habe. Doch weder sie noch ich denken daran loszulassen. Ich bin glücklich, wenn Mia bei mir ist.

Ein Gefühl, welches ich schon lange nicht mehr verspürt habe. Ich meine, wir reden zwar erst wirklich ordentlich seit gestern, aber da war schon immer irgendwas. Ich wusste es einfach. Ich kann sie schlecht einschätzen, was sie grade fühlt, aber sie tut mir gut.

Die Frage ist aber, tu ich ihr gut? 
                                                                                                                                                             Next to You - Alicks


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