6. Save Me

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Ich muss hier raus.

Es schmerzt scheinbar mehr, als ich dachte, darüber nachzudenken. Über Claire. Ich ziehe meine Flasche aus meinem Rucksack und setze mich in den Park, wie immer. Ich trinke die letzte Hälfte der Vodkaflasche aus, bis sie leer ist. Ziemlich hochprozentig das Zeug.

Eine ganze Weile später und ich kann nicht einmal mehr gerade stehen. Ich lege mich auf die Bank, weil ich nicht mehr klar denken kann. Alles verschwimmt vor meinen Augen. Wie viele Stunden sind jetzt wohl schon vergangen?

Zwei? Möglicherweise drei?

Ist die Schule schon aus? Ich habe absolut keine Ahnung. Wieso habe ich nur über Claire nachgedacht. Das habe ich doch immer schön verdrängt. Wieso tue ich mir das an? Wieso hat Claire mir das angetan? Wieso hat mir der Lkw-Fahrer das angetan? Ich sehe in der Ferne eine Gestalt. Wer ist das?

Die Person kommt auf mich zu. Ich sehe sie doppelt. Es ist Mia. Fuck, sie soll mich nicht so sehen. Ich bin einfach komplett besoffen und das am hellichsten Tage. Als sie mich richtig sieht, rennt sie zu mir.

"Elijah!", ruft sie laut. "Was zum.. Warum Elijah?", sie ist total aufgelöst. Ich allerdings sehe zwei Mias vor mir. "Kann isch ehm- nich sagn", sage ich sehr genuschelt. Und so kippe ich wieder auf die Bank. Sie richtet mich wieder auf und stützt mich.

Wir fangen an zu laufen. Und fallen fast um, weil ich die ganze Zeit zur Seite kippe. Sie sollte mich doch nicht so sehen. "Kann dir nix davon erzähln.", fast rede ich sogar ordentlich. Sie guckt nur etwas komisch und ignoriert mich. Sie nimmt mich mit zu ihr nach Hause. Glaube ich jedenfalls. Ich falle auf ihr Bett.

"Zum Glück sind meine Eltern nicht da.", murmelt sie seufzend vor sich hin, während ich einschlafe. Als ich schließlich wieder aufwache, schaue ich auf den Wecker, der auf ihrem Nachttisch steht. 20:18. Wie lange habe ich geschlafen? Fünf Stunden? Keine Ahnung, jedenfalls relativ lang. Mein Kopf schmerzt. Ich stöhne auf und erinnere mich an alles. Betrunken im Park. Mias Haus.

Aber wo ist Mia? Ich stehe auf und schwanke. Als ich fast umfalle, halte ich mich an der Wand fest. Mia kommt ins Zimmer und macht die Tür hinter sich zu. "Meine Eltern sind da, verhalte dich normal. Ich hab gesagt ein Freund ist da.", sagt sie etwas genervt und dreht sich weg.

Ich habs verkackt, na toll. "Mia hör zu, es tut mir leid, okay? Du solltest mich nicht so erleben." Ich setze mich auf ihr Bett und stütze mein Gesicht in meinen Händen ab. Ich bin so ein Idiot, aber die Sache mit Claire geht mir nach wie vor unendlich nah.

Die Tatsache, dass ich nicht über sie nachdenken kann ,ohne danach trinken zu müssen, ist erschreckend. Werde ich das irgendwann in den Griff bekommen?

Ich bin wirklich sauer auf ihn. Wieso macht er denn sowas? Was ist los mit ihm? Wieso redet er nie mit jemandem. Er betrinkt sich offenbar lieber.

Meine Eltern sind erstaunt, dass ich einen Jungen als Gast habe, das ist nämlich sonst nicht so. Sie haben sich regelrecht gefreut. Aber wenn sie Elijah jetzt so sehen würden, wäre die Freude der beiden vorbei.

"Ich hab mir Sorgen gemacht.", leise fange ich an zu reden. "Du lagst dort auf der Bank, völlig besoffen. Das war wirklich ein Schock. Ich mein, seit wann machst du sowas während der Unterrichtszeit? Das ist doch nicht normal. Was ist denn los mit dir, verdammt?", unkontrolliert rede ich weiter und gehe dabei auf und ab in meinem Zimmer.

Er sieht mich nicht an. Sein Gesicht ist tief in seinen Händen vergraben. Elijah ist komplett in sich zusammengesackt. Er richtet sich auf und sieht aus dem Fenster. Sein Blick ist leer. Er dreht sich um und schaut mir in die Augen.

"Weißt du Mia, es ist ein Jahr her..", er sieht verzweifelt aus. Steht auf und setzt sich vor mich auf den Boden. Als er jedoch nicht weiter redet, ergreife ich das Wort.

"Elijah, ich hab mit Emma geredet.", nun ist es raus. Ja, ich habe vorhin mit Emma gesprochen und sie gefragt, was mit Elijah los ist. "Du hast-. Was?", er wirkt nicht aufgebracht, sondern eher traurig. "Sie hat gesagt, das was sie weiß, kann sie mir nicht sagen."

Er entspannt sich wieder. "Gut.", der kalte Typ ist wieder zurück. Es ist so, als hätte er eine zweite Persönlichkeit in sich. "Ich würde es dir ungern erzählen.", schließt er noch an. "Aber wenn du es unbedingt wissen möchtest, dann kann ich es versuchen.", mit geknirschten Zähnen bringt er diesen Satz hervor. Ich nicke nur vorsichtig.

"Vor über einem Jahr hatte ich eine Freundin namens Claire. Sie hatte einen tödlichen Fahrradunfall. Ein Lkw-Fahrer raste mit Höchstgeschwindigkeit in sie hinein, weil sie mit ihrem Rad aus einer Seitenstraße bog. Wir waren 1 Jahr zusammen und dann-", er zögert bis er weiter spricht. "Dann war sie einfach", er schluckt schwer und presst das letzte Wort seines Satzes raus. "t-tot." Während er mich ausdruckslos anblickt, kullert ihm eine einzige Träne über die Wange.

Save Me - XXXTENTACION

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