Graue Wände aus Beton. Ein kleines vergittertes, staubiges Fenster durch das ein noch kleinerer Lichtkegel in den Raum fiel und den Tanz der Staubpartikel in der Luft offenbarte. Trist. Trostlos. Eintönig. Kalt. Eng. Gefangen. Von etwas weiter her konnte man ein unregelmäßiges Tropfen vernehmen. Es passte zu seinen Schmerzen. Unregelmäßig, aber wenn sie kamen, dann in solch intensiven Wellen, wie Stegi sie lange nicht mehr verspürt hatte. Vor Schmerz zischend presste er seine schlanken Finger gegen den Verband, welcher seine Taille vor Infektionen schützen sollte. Tze...warum taten sie das? Warum brachten sie ihn in an diesen düsteren Ort, an dem man dem Tod, mit jeder Sekunde die verging, länger in die schwarzen Augen schauen musste?
Tick. Tack. Tick. Tack. Tick. Tack.
Stegi hatte aufgehört die Sekunden zu zählen, hatte aufgehört zu die Tage zu zählen, hatte aufgehört auf die nervigen Fragen der Beamten bezüglich seiner Identität zu antworten. Sie wussten doch eh wer vor ihnen saß. Gefesselt und gedemütigt. ByStegi. Das einst so berüchtigte Phantom.
Doch auch wenn die Zeit immer weiter tickte und ihm davonlief hatte der Blonde eines nicht verloren: Seinen Nether und Yume no Sekai.
Diese dummen Polizistenschweine hatten versucht ihn mittels der Droge zur Wahrheit zu zwingen. Mehrfach. Denn Yume konnte bei der Einnahme in geringen Mengen in seiner Wirkungsweise mit einem Wahrheitsserum verglichen werden. Allerdings hatte Stegis jahrelanger Konsum des Rauschmittels in ständig größer werdenden Überdosen die Wahrheiten aus seinem Kopf verdrängt und durch den Nether ersetzt. Den Ort, der für ihn Freund und Feind zugleich darstellte. Der Ort, den der junge Mann in seiner Zeit im Gefängnis noch mehr zu schätzen gelernt hatte. Er schenkte ihm seine verlorene Freiheit, wenn auch nur für ein paar Stunden. Solange, bis die Beamten es wieder einmal aufgaben Stegi mit Fragen zu löchern, deren Antworten tief vergraben im Nether schlummerten. Zu tief vergraben zwischen den heißen roten Steinen und reißenden Magmaströmen. Viel zu tief.
Ebenso war die dunkle Stimme von Stegis innerem Monster geblieben. Sie schenkte ihm Halluzinationen, berauschende, schillernde Bilder in seinem Kopf. Sie ließ ihn schweben. Schweben in einem Zustand zwischen absoluter Gleichgültigkeit und beschwingter Euphorie. Die Stimme schenkte ihm einen weiteren geliebten Freund, der ihn nicht im Stich ließ und niemals lassen würde.
Die Wörter, welche in dunklen Tonlagen gewispert, mal leiser, mal lauter in seinem Kopf kreisten drehten sich allesamt um Tod, Verbrechen und Verderben. Doch trotz alledem waren sie Stegis Anker. Sein Retter in der Not. Seine Existenz.
Sie unterdrücken dich. Unterdrücken deine Macht, deine Kraft, deine Persönlichkeit. Du lässt es dir gefallen. Du verblasst. Was bleibt dir auch anderes übrig? Du könntest sie vernichten. Sie alle wären leichte Beute für dich. Doch du tust nichts. Warum tust du nichts Stegi? Du verschwindest. Sie werden dich vernichten. Sie werden dir alles nehmen. Schon wieder. Und schon wieder lässt du es zu. Weil du schwach bist. Zu schwach, um etwas zu tun. Du bist ein Nichts, ein Niemand mehr. Keiner wird kommen um dich zu retten. Sei dein eigener Held und rette dich selbst. Lass deine Dämonen frei. Blut und Tod wird dich zum glorreichen Sieg führen, dich wieder aufleben lassen. Um zu leben müssen alle anderen sterben, die versuchen dich verschwinden zu lassen. Kämpfe Stegi. Vergiss dich selbst für einen Moment. Du kannst es. Ich weiß es.
Befreie dich...
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Yume no Sekai - Traumwelten | Stexpert
FanfictionAls der junge Stegi seine Eltern auf tragische Weise verliert wird sein behütetes Leben abrupt beendet. Am untersten Ende der Gesellschaft angelangt, ohne Perspektive, warten die Gefahren der Untergrundszene. Doch wird die größte Gefahr zum geliebte...