Gedreiteiltes Leid

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Gedreiteiltes Leid

Sie glauben mir nicht und das ist wohl das Beste was mir passieren konnte. Denn nun bin ich hier eingewiesen und habe meine Ruhe. Ein steriler weißer Raum in völliger Stille. Doch es gibt einen Fehler, der mir hätte eher auffallen sollen. Warum dachte ich auch, dass ich es dort wegschaffe? Es ist zu spät. Mir ist so kalt…

Hör mir zu und merke es dir gut. Ich werde es kein zweites Mal erzählen.

Du bist einer derjenigen, die nicht an das Übersinnliche glauben, hab ich Recht? Ja, ich sehe es dir an, wie du mit den Augen rollst. Ein weiterer „Verrückter“, der dir alles erklären will. Schon gut, du wirst den wirklichen Grund meiner Einweisung erfahren.

Mein Name ist Isaac Holloway und ich wuchs bei meinem Vater in einem Dorf namens Littleton auf. Einer kleinen bescheidenen Gegend in der Nähe von Winchester. Doch nicht alles ist so unscheinbar wie es nach außen hin scheint. Das erste Mal bemerkte ich sie, als ich zehn Jahre alt war. Nun, wenn auch nicht aktiv, sondern eher als schlechtes Bauchgefühl. Es gibt nur ein paar wenige Menschen, die sie beim ersten Kontakt sehen, Ich gehörte nicht dazu. Ich spürte sie bloß, zumindest stellte sich das im Nachhinein heraus. Kennst du das Gefühl, wenn du einsam bist, aber dich nicht so fühlst… als wäre jemand mit dir im Raum? Du wirst noch merken wovon ich spreche. Achte auf die kleinen Dinge, egal wie Unscheinbar sie auch scheinen. Eine verloren gegangene Socke, ein vergessener Schlüssel oder nur dieses Gefühl, als hättest du etwas anders in Erinnerung. Sie spielen Streiche, je stärker sie werden, desto mehr wirst du sie bemerken.

Bei mir war es ein Montagmorgen, meine Zahnbürste lag minimal anders, als ich sie am Vorabend hingelegt hatte. Ein kleines Detail, welches man schnell hätte übersehen können, aber ich bemerkte es, auch wenn nur mit halber Aufmerksamkeit. Das Bad war der erste Raum, in dem seltsame Dinge passierten, eine Präsenz war zu spüren. Mein Bauchgefühl meldete sich ungewohnt heftiger als im Normalfall. Kurze Zeit darauf kamen weitere Geschehnisse hinzu, ein aufgeklappter Klodeckel, ein verschwundenes Duschmittel, ein nasser Teppich. Es wurde mit der Zeit extremer und ich wusste, dass es nicht mehr mit dem Zufall erklärbar war: ein leises Klopfen an der Wand, ein halbgefülltes Bad, fertig zum Waschen; Einmal sogar eine Gestalt, so sah ich es beim Duschen durch das getrübte Glas. Sie war etwas über meiner Größe und kam auf die Dusche zu… als sie vom einen zum anderen Moment verschwand. Langsam bekam ich Angst von den Sachen die mir passierten, aber ich konnte keinen davon erzählen, sie hätten mich für psychisch gestört gehalten. Dann kam der eine Tag, an dem die erste Nachricht am Spiegel stand, nun wusste ich ihren Namen… „Christal“.

Christal war mir wohlgesinnt. Wie sie mir berichtete, war sie am Anfang zu schwach um mich zu kontaktieren. Doch nun konnte sie mir schreiben und wie ich erfuhr, war sie nicht die einzige Körperlose, die sich in unserem Haus aufhielt. Ich hab es zwar nicht allzu schnell erfasst wie bei ihr, aber die anderen wurden kräftiger. Christal erzählte mir viel von sich. Wenn man ein kleines Kind ist, hat man nicht soviel Angst, man ist viel aufgeschlossener zu solchen Dingen. Heute wäre ich wahrscheinlich schreiend weggerannt, aber damals war Christal nicht nur meine beste Freundin, sondern auch meine Einzige. Sie ist fünf Jahre älter als ich und wohnte einst auch in diesem Haus. Sie ging sogar zur selben Schule wie ich… bis man sie schließlich vergaß. Sie erzählte mir einiges über die Zeit damals, auch wenn sie nur auf den Spiegel schreiben konnte, was natürlich lange dauerte. Mein Vater musste denken, dass ich durchgedreht bin, wie ich einfach stundenlang im Bad blieb. Es gab nur eine Sache, die sie mir nie erzählen wollte: …wie sie starb.

Drei Monate danach kam Hector ins Spiel. Erst sah man nur einen Riss, später ein Loch in der Wand. Er war die zweite Person, aber  er schrieb nicht. Man sah stets nur das Loch in der Wand im Flur, wie es größer und größer wurde. Eines Abends kam mein Vater nach Haus, betrunken. Ich wachte auf und schlich an unsere Haustreppe. Ein Klopfen kam aus dem Bad von Christal. Sie machte dies immer, wenn sie mich rufen wollte. Doch ich ignorierte sie diesmal, denn ich sah meinen Vater nun weinend… Er senkte seinen Kopf vor dem Loch in der Wand und begann zu weinen und sie sanft zu streicheln. Irgendetwas hatte ihn schwer getroffen und der Alkohol in seinem Blut verstärkte dieses Gefühl. Wir sprachen die nächsten Tage auch nicht darüber, wahrscheinlich konnte er sich nicht daran erinnern oder er hatte mich nicht an der Treppe bemerkt.

FeAr -creepy stories-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt