Phase 2
Ob es die erschreckenden Bilder sind oder der Fakt, dass ihr diese ohne jegliche Vorwahrnung aufkamen ist, konnte Clara nicht einordnen. Noch lange stand sie unter Schock, wollte aber auch wissen, wie es weiter ging, da sie diese Art "Rückblende" zunehmend verzweifelter und unwissender zurück ließ. Oder war es gar keine Rückblende? Vielleicht war es nur ein Hirngespinnst vor lauter Sauerstoffmangel. Aber es konnte nicht nur ihre eigene Fantasie sein. So schmerzvoll wie es sich anfühlte, da konnte es nur eine Erinnerung sein. Clara erinnerte sich nun an Jeydons Worte, dass jede neue Erinnerung schmerzhafter, als die vorherige sei. Nun verstand sie, was er gemeint hatte. Sie verstand nun auch, dass sie sich in einer ausweglosen Situation befand, also würde es sowieso nichts bringen, weiterhin auszubrechen zu versuchen. Clara akzeptierte ihr Schicksal langsam, nach und nach, und versuchte sich damit zufrieden zu geben, was sie besaß. Einen verschlossenen Safe, eine Qualmaschiene und einen kleinen Lichtschalter, welcher eine kühle Lampe betätigte. Man könnte doch noch viel schlimmer dran sein, nicht wahr?
Mit diesem Gedanken brach Clara in Tränen aus. Es waren jedoch keine Freudentänen. Diese Tränen bestanden aus Stress und Todesangst. Wie ein kleines Kind; ein Bündel voller Emotionen, drang es aus ihr heraus - die Verzweiflung, die sich in ihr wie eine Pupille unter Weißlicht zusammenzog. "Was tu ich hier überhaupt?!", schrie sie die Spiegelung ihrer selbst in den glänzenden Fliesen an. "Warum muss mir sowas passieren?!", brüllt sie schon ohne davor nachzudenken. Claras Kopf lief knall rot an. Bevor sie sich beruhigen konnte, trat sie mit gebundener Agression gegen die auf Hochglanz pollierte Maschiene, welche den Raum mit einer vorwurfsvollen Angst füllte. Ein Surren durchfuhr den Raum und die Maschiene schlug ihre Klappe, wie von Geisterhand, zu. Claras Wut war augenblicklich verschwunden. Stattdessen durchströmte eine unzumutbare Stille den Raum, nachdem auch Claras Körper verkrampfte und sich nun nicht zu bewegen wagte. Es war Totenstill, man könnte selbst ein Haar fallen hören. Es war so still, dass es schon wehtat. Um sich aus der Paralyse zu befreien, fing Clara an, vorsichtig ihre Fingerspitzen zu bewegen. Langsam atmete sie, im Rhythmus ihrer Fingerbewegung, wieder ein und aus und versuchte ein paar kleine Schritte zu gehen. Irgendwie gelang es ihr, den Raum wieder mit einem Hauch Leben zu füllen, bis auf den Unterschied, dass die Hitze nicht mehr wegzugehen schien. Ja, es schien sogar immer heißer und heißer zu werden, als würde der Raum ein trockenes Wüstenklima erreichen wollen. Clara bemerkte nun auch, wie durstig sie geworden sei und lehnte sich vor Erschöpfung an die Wand, zuckte aber sofort zurück, als sie merkte, dass sich diese wie die Innenwände eines Backofens aufzuheizen schienen. Erschrocken riss sie die Augen auf und fiel rückwärts auf den Boden, welcher unterdessen auch glühend heiß geworden ist. Sie stand mühsam, aber ruckartig auf, um dieser seltsamen Hitze zu entkommen, doch sie wollte nicht weggehen. Plötzlich zischte es über ihrem Kopf, als würde eine Leck in einer Gasleitung entstehen. Nun stand alles still.
Für diesen einen Moment schien die Zeit still zu stehen. Das plusierende Adrenalin mischte sich mit der inneren Anspannung und leisen Hoffnung, dass nichts weiteres geschehen würde. Aber diese Hoffnung zerplatzte augenblicklich, als nach einem lauten Einschlag literweise heißes, dickes Blut von der Decke über Claras Körper floss. Sie wollte schreien, jedoch strömte das Blut in ihren Mund und sie fing an zu keuchen. Es schmeckte süß-metalisch - das ließ Clara nur noch mehr würgen. Überall floss das Blut, wie ein Wasserfall, auf sie ein und verstopfte ihr Atemwege. Sie versuchte sich durch das Blut durchzukämpfen, um sich dicht an die Wand zu stellen, wo sie weniger Blut vermutete, aber auch dort waren schon einige Meter Blutmeer zu erkennen. Der Spiegel stieg sekundenschnell und Clara musste versuchen, sich in der sumpfartigen Dicke der Blutlache "über Wasser" zu halten, was ihr nur sehr schwer gelang. Da kam ihr die Idee, dass sie sich auf die Maschiene stellen könnte, um ihren Kopf an der Luft zu halten. Das tat sie dann auch, doch das Blut hört nicht auf stromartig das Volumen des Raumes einzunehmen. Die Hitze des Blutes brannte unerträglich auf ihrer Haut. Es waren viellecht nur noch Minuten, bis der Raum bis zur Decke unter Blut stünde. Panik machte sich in Claras Körper breit und beschleunigte ihren Atem, bis sie benahe hyperventilierte. Der Geruch des Blutes war stechend und die immer weniger werdende Luft stickig warm. Das Blut stand ihr nun bis zum Kinn. Clara stellte sich auf Zehenspitzen und berührte nun die Decke mit ihrem Kopf. Es war, als würde sie versuchen ein kleines "Hilfe" mit ihren Lippen anzudeuten, doch da verschwand ihr Mund schon im Blut. Sie drückte ihr Gesicht gegen die Decke, um einen tiefen Atemzug zu schnappen und sie schloss ihre Augen fest zu und verschwand dann komplett im der heißen Flüssigkeit. Nun stand der Raum randvoll unter heißem, dickflüssigem Blut. Clara versank in dem Blut, wie in ein Stein im Wasser. Das Luftanhalten fiel ihr schwer, in der Panik zu wissen, dass sie es nicht mehr lange aushalten würde und vermutlich ersticken wird. Es war totenstill in dem heißen Gebräu, welches zusätzlich großen Druck auf Claras Ohren und Lunge auslöste.
Kurz bevor sie in Ohnmacht fiel, merkte Clara aber, dass der Druck nachzulassen schien. Das Blut, dass kurz vorher noch stillstand, fing nun an, an Clara vorbeizustörmen, wie in einem Abfluss. Das Schwindelgefühl in Claras Kopf traf sie schlagartig, so wie es das tut, wenn man kurz davor ist in ohnmächtig zu werden. "Ich kann jetzt nicht aufgeben", dachte Clara, "Ich will leben!". Fest entschlossen und selbstsicher widerstand sie dem Druck und kämpfte gegen die brennende Hitze, wie auch gegen das schleimige Blut an.
Als sie in dem blutbefleckten Raum wieder zum Atmen kam, fing Clara an, plötzlich loszulachen, vor Freude, dass sie überlebt hat - aber auch auf Grund der Ironie, dass sie ja eigentlich mal sterben wollte. Nun merkte sie auch, dass sie die ganze Zeit über nur ein Bild im Kopf gehabt hat. Jeydons breit lächelndes, makelloses Geischt. Obwohl sie dieses noch nie zuvor in solch einem Zustand gesehen hatte. Jetzt verstand sie auch, warum sie nicht mal mit der Wimper gezuckt hat zu denken, dass sie leben wollte. Sie empfand offenbar doch etwas für ihn. Und es fühlte sich so verdammt gut an. Clara ließ sich von diesem himmlichen Gefühl treiben, bis sie in einen Trip-ähnlichen Zustand kam. Sie lag nur da, spürte den eiskalten Fliesenboden unter ihr, welcher sich anfühlte wie ein kuschelweiches Himmelbett, überzogen mit Kaschmir und Seide. Sie kicherte ausgelassen, streckte ihre Finger verspielt nach oben und malte kleine Kreise in die Luft, als würde sie verführerisch mit ihren Haaren spielen wollen. Sie lachte so zärtlich vor sich hin, als wäre es ein perfekter Morgen bei einem wundervollen, goldenen Sonnenaufgang. Dieses kokett unschuldige Kichern verwandelte sich jedoch schnell in ein lautes, aufdringlich teuflisches Lachen. Es ging sogar so weit, dass Clara sogar anfing, vor Lachen zu heulen.
Als ihr Gehirn endlich wieder genügend Sauerstoff erlangte, sodass Clara ansatzweise wieder zu Verstand kommen konnte, setzte sie sich auf, drückte ihre Hände gegen ihre Schläfen und kniff die Augen fest zusammen. Wie konnte sie nur lachen, nachdem sie sowas erlebt hatte? Erst jetzt betrachtete sie den Raum. Es ist, als ob ein Künstler rote Farbe auf eine Leinwand geklatscht hat, nur um diese später als "moderne Kunst" zu verkaufen, jedoch war es hier Blut, und keine Farbe. Clara wurde blass, als sie kurz überlegte, ob das wohl echtes Menschen- oder Tierblut gewesen ist, verwarf diesen Gedanken jedoch sofort, da sie es eigentlich gar nicht wissen wollte. Weil dieses Blut klumpig und dickflüssig gewesen ist, hängen zum Teil größere Klumpen an der Decke und drohen, neben Clara auf den Boden zu fallen. Den gesammten Raum überzog ein faulig abstoßender Geruch, der ihr penetrant auf den Würgereiz drückte. Plötzich überkam sie der Gedanke, dass nicht das Blut diesen Geruch auslöste, sondern ihre schwarz-rötlich angebrante, mit lauter Blasen übersähte Haut. Ein ziehender Schmerz überkam sie, als auch der allerletzte Hauch des Rausches sie verließ. Sie schrie gequält, obwohl sie genau wusste, dass es ihr nichts nützten würde.
Nachdem sie aufgehört hat, sich auf die Schmerzen zu konzentrieren, fingen erneut an, ihr Tränen über das Gesicht zu laufen. Clara wurde mit einem Schlag so furchtbar müde, dass sie sich in einer Ecke zusammenkauerte und mit ziehenden Bauchkrämpfen und verheulten Augen einschlief.
Phase 2: Stimmungsschwankung.
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Dead soul hospital
HorrorClara Andrews wacht in einem Krankenhaus auf. Sie weiß weder wo sie ist, noch warum sie dort ist. Anscheinend hat sie einen Selbstmordversuch begangen. Wie will sie nun weiter leben? Wer ist der Junge, der aus dem nichts kommt und ihr den Kopf verdr...