11. Kapitel

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Nein, nein, nein. Warum bin ich nur so leichtsinnig gewesen und hab sie gehen lassen? Weil sie es gesagt hat. Und warum hab ich bloß auf sie gehört? Weil sie meine Vorgesetzte ist, verdammt nochmal. Hätte ich doch... Ach, das bringt eh nichts! Ich weiß jetzt, was Sache ist, naja, so halbwegs jedenfalls, und ich werde meine Direktorin retten, ob es ihr gefällt oder nicht. Sie ist nämlich nicht nur meine Chefin, sondern eine der Frauen, die einen recht brauchbaren Ersatz für meine Mutter darstellen. Außerdem liebt mein Vater sie. Ich sehe es ihm an, vor mir konnte er noch nie etwas verstecken. Und ich muss ihr unbedingt von dem Heilmittel erzählen, was ich gefunden habe. Deswegen kann ich sie nicht irgendwo mitten in der Pampa sterben lassen. Es ist meine ehrenwerte Pflicht, sie zu retten! "DiNozzo, fahr! Und zwar dahin, wo ich dir sage!" Tony ist aber immer noch nicht auf die Idee gekommen, dass in diesem Diner irgendetwas Schlechtes oder Grausames oder Mörderisches vor sich gehen könnte. Er ist der Meinung, dass Jenny und der Typ, der bei unserem Telefongespräch im Hintergrund geredet hat, sich ein abgelegenes Plätzchen gesucht haben, um ihren Spaß zu haben. Als er mir das mitteilt, verliere ich jede Fassung. "Sag mal, verwachsen sich diese Naivität und die falschen Gedanken noch? Kannst du nicht einmal denken wie ein normaler Mensch? Da könnte sonstwas abgehen und du willst es einfach nicht einsehen!" Daraufhin ist er ziemlich baff. Ich bin aber noch längst nicht fertig mit ihm. "Los, steig aus! Ich fahre!" "Nein!" ruft er und klammert sich entsetzt ans Lenkrad. "Doch! Du weigerst dich, nach meinen Anweisungen zu fahren, also fahre ich! Ich habe keine Zeit zu verlieren. Du steigst jetzt aus oder ich sehe mich gezwungen, dir dabei zu helfen." Der Senior Field Agent hat sehr wohl den drohenden Ton in meiner Stimme erkannt, den mein Vater ebenfalls sehr gern verwendet, weswegen er nun hastig aus dem Auto klettert. Ich tue es ihm gleich und wir tauschen die Plätze. "Los, rein da!" rufe ich ihm zu, als ich mich auf den Fahrersitz fallen lasse, die Autotür hinter mir zuschlage und den Sicherheitsgurt anlege. "Und anschnallen nicht vergessen!" ergänze ich. Tony folgt meinen Befehlen und sobald ich meinen Sitz eingestellt und der Agent neben mir Google Maps damit beauftragt hat, die schnellste Route zu dem Diner herauszusuchen, lasse ich auch schon den Motor an und rase los. In Sachen Fahrstil habe ich mir einiges bei meinem Vater abgeschaut, deshalb jage ich mit ungefähr 100 Kilometer pro Stunde ständig auf der linken Spur und ein paar riskanten Überholmanövern in Rekordzeit aus der Stadt. Das Navi lotst mich auf eine leere Landstraße, welche das einzige Zeichen von Zivilisation weit und breit darstellt, denn sie ist ausschließlich von Kakteen aller Größen und Formen umgeben. Ich fahre eine Weile in Höchstgeschwindigkeit, bremse aber abrupt und parke hinter dem nächsten Kaktus am Wegesrand, als ich einen schwarzen, sich bewegenden Punkt am Horizont ausmache. Daraufhin schnappe ich mir das Fernglas von der Rückbank und steige aus. Nachdem ich eine Stelle mit guter Sicht auf jenen Punkt gefunden habe, setze ich mir das Gerät vor die Augen und stelle scharf. Autos. Ganz klar. Zwei schwarze Pickups. Das verheißt nichts Gutes. Es könnten die Entführer oder wer auch immer sein. Sie sollten uns jedenfalls besser nicht sehen. Also können wir nicht auf der Straße bleiben, sie würden uns sicher irgendwann im Rückspiegel bemerken. Aber es gibt hier keine andere Straße. Die Umstände lassen mir keine Wahl. Ich werde wohl Slalom durch die Kakteen fahren müssen. Mit diesem Plan kehre ich wieder zum Auto zurück und weise Tony noch kurz an, sich festzuhalten, bevor ich losfahre. Den Fakt, dass ich in halsbrecherischem Tempo von der Straße wegsteuere, kommentiert Agent DiNozzo mit einem entgeisterten: "Was zur Hölle tust du?!" Sein Blick ist Gold wert, deswegen kann ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. "Ich sorge dafür, dass wir von Jennys Entführern nicht gesehen werden." rufe ich über die Fahrtgeräusche hinweg. Mein Kollege schaut mich noch immer ungläubig von der Seite an, zieht es aber vor, sich zu diesem Thema nicht weiter zu äußern. Nachdem ich mich ein paar hundert Meter von der Straße entfernt habe, fahre ich eine Rechtskurve, sodass ich mich wieder ungefähr parallel dazu bewegen müsste. "Tony, schau mal auf dem GPS, ob ich in die richtige Richtung fahre!" rufe ich daraufhin. Nach einem Blick auf mein Handy antwortet er: "Ja, passt." Mit einem kurzen Nicken nehme ich die Information zur Kenntnis, als mir etwas Seltsames auffällt. Ich habe das Gefühl, in all dem Lärm eine Art Stimme zu hören. Plötzlich stelle ich den Motor ab. Der Senior Field Agent ist einmal mehr verwirrt. "Was ist?" "Sei ruhig!" Er befolgt meinen Befehl. Nach einigen Sekunden hören wir es beide - mein Handy erklärt aüßerst penetrant und kontinuierlich: "Wenn möglich, bitte wenden." "Gott, hat mich das Mistding erschreckt!" schimpfe ich, während ich den Motor erneut starte und die Fahrt fortsetze. Wir werden alle beide heftig durchgeschüttelt und mein Hintern tut trotz Stoßdämpfer schon nach zehn Minuten weh, aber was tut man nicht alles für seine Direktorin. Eine gefühlte Ewigkeit später kündigt Tony aber glücklicherweise an: "Okay, wir sind jetzt fast auf gleicher Höhe mit dem Diner." Daraufhin wende ich das Auto erneut zu Straße hin. Bald kommt das gesuchte Gebäude in Sicht. Es sieht relativ ramponiert und vollständig unromantisch aus, weshalb ich DiNozzos Theorien endgültig ausschließe. Den Wagen parke ich hinter dem Haus. Dort steht noch ein anderer Wagen, der mir verdächtig bekannt vorkommt. Mike. Ich entdecke meinen Patenonkel sogleich bei einer Art Brunnen. Was zur Hölle tut er hier? In dem Moment hören wir Schüsse aus dem Diner. Instinktiv rennen Tony und Mike sofort auf den Hintereingang des Gebäudes zu. Ich nehme die Vordertür.
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Hallo ihr Lieben! Ich hab endlich wieder mal ein Kapitel zustande gebracht, nehmt mir die unregelmäßigen Updates bitte nicht allzu übel. Ein riesiges Dankeschön an euch für 500 Reads! Freue mich über Meinungen und Kritik.
Eure HermioneGibbs ❤

Dem Tode geweiht (NCIS ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt